Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)
vor.
»Sauber und effizient«, sagte sie und klatschte dreimal in die Hände. Den anderen Kämpfern hatte sie nicht applaudiert. Z wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. »Gut gemacht … Alpha.«
Sein Magen machte einen Salto, aber die Königin hatte bereits mit einer Geste befohlen, den Leichnam zu entfernen. Die Kämpfe sollten weitergehen und Z musste sich in sein Rudel einreihen, bevor sie das Lob zurücknahm. Ihre Worte klangen freundlich und sanft wie das Läuten einer Glocke.
Gut gemacht. Alpha.
Er hatte Brock getötet. Nach dem Gesetz des Rudels nahm er nun den Platz des unangefochtenen Anführers ein.
Er war der neue Alpha.
Er blieb vor seinen Rudelbrüdern stehen. Die Worte der Königin hatten sie nicht überrascht. Sie hatten es in dem Moment gewusst, als Brock zu Boden sank.
Als er sie ansah, legte einer nach dem anderen die Faust an die Brust. In stummer Anerkennung seines Sieges. Selbst sein Bruder salutierte ihm, wenn auch mit unverhohlener Bitterkeit – nur er machte keinen Hehl aus seiner Wut über Zs Erfolg.
Z nickte zweimal. Einmal, um die Bekundung ihres Respekts anzunehmen, und einmal, um seinem Bruder zu bedeuten, dass er seine Enttäuschung erkannt hatte.
Dann schlüpfte er durch die Menge hindurch und stahl sich zu den Barracken. Ihm war egal, ob das als Respektlosigkeit der Königin gegenüber gedeutet werden könnte, ob Jael wütend sein würde und ob sich die Gerüchte über seine Unverfrorenheit bis in den letzten Winkel Lunas ausgebreitet hätten, wenn er wieder auftauchte.
Seinetwegen würden sie Jaels Rudel für die Mission der Königin aussuchen. Sie würden die speziellen, die hochgeschätzten Soldaten der Königin werden. Und niemand würde noch einmal an ihren Körpern herumpfuschen.
Mit diesem einen Mord hatte er dafür gesorgt, dass sie ihn nicht in ein Ungeheuer verwandeln würden.
Als er sich dessen sicher war, brach auf Luna der lange Tag an.
Leseprobe:
eins
Die gefährlichsten Krankheiten sind die, die einem das Gefühl geben,
gesund zu sein.
Spruch 42, Das Buch Psst
E s ist jetzt vierundsechzig Jahre her, dass der Präsident und das Konsortium die Liebe als Krankheit identifiziert haben, und vor dreiundvierzig Jahren haben die Wissenschaftler ein Heilmittel dagegen entwickelt. In meiner Familie haben alle den Eingriff bereits hinter sich. Meine ältere Schwester Rachel ist jetzt seit neun Jahren gesund. Sie ist schon so lange gegen die Liebe immun, dass sie sagt, sie erinnere sich noch nicht einmal mehr an ihre Symptome. Mein Eingriff findet in genau fünfundneunzig Tagen statt, am 3.September. Meinem Geburtstag.
Viele Leute haben Angst vor dem Eingriff. Manche Leute wehren sich sogar dagegen. Aber ich habe keine Angst. Ich kann es kaum erwarten. Mir wäre es am liebsten, er wäre gleich morgen, aber man muss mindestens achtzehn sein, bevor man geheilt wird, manchmal sogar noch ein bisschen älter. Sonst funktioniert der Eingriff nicht richtig: Die Folgen können Hirnschäden, partielle Lähmungserscheinungen, Blindheit oder Schlimmeres sein.
Der Gedanke, dass ich immer noch die Krankheit im Blut habe, gefällt mir nicht. Manchmal kann ich sie regelrecht spüren, wie sie sich in meinen Adern windet wie etwas Verdorbenes, saure Milch oder so etwas. Ich fühle mich schmutzig. Ich muss an Kinder mit Wutanfällen denken. An Widerstand, an kranke Mädchen, die mit ihren Fingernägeln über den Asphalt kratzen und sich die Haare ausreißen, während ihnen Speichel aus dem Mund tropft.
Und natürlich muss ich an meine Mutter denken.
Nach dem Eingriff werde ich für immer glücklich und immun sein. Das sagen alle, die Wissenschaftler, meine Schwester und Tante Carol. Erst wird der Eingriff gemacht und dann wird mir ein Junge zugeteilt, den die Gutachter für mich auswählen. In ein paar Jahren heiraten wir. In letzter Zeit träume ich nachts von meiner Hochzeit. Ich stehe mit Blumen im Haar unter einem weißen Baldachin und halte die Hand von jemandem. Aber immer, wenn ich mich zu ihm umdrehe, verschwimmt sein Gesicht und ich kann ihn nicht erkennen. Doch seine Hände sind kühl und trocken und mein Herz klopft gleichmäßig in meiner Brust – und in meinem Traum weiß ich, dass es immer in diesem Rhythmus weiterschlagen wird, nicht aussetzen oder hüpfen, flattern oder rasen, einfach nur bumm, bumm, bumm, bis ich sterbe.
Immun und schmerzlos.
Es war nicht immer alles so gut wie jetzt. In der Schule haben wir gelernt, dass die Leute früher, in den
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