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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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könnte nie mehr glücklich sein, auch das ahnte sie in diesem Augenblick – selbst wenn es ihr gelang, Martha zu retten. Glück war so flüchtig und zerbrechlich.
    Gerade wollte sie den Becher zurück auf den Tisch stellen, da fasste sie jemand am Arm. Sie blickte zur Seite, bemerkte Jost Gessner, und nun zitterte ihre Hand doch. Er nahm ihr den Becher aus der Hand. Sie dachte blitzartig daran, dass kürzlich in Leipzig eine Giftmischerin auf dem Scheiterhaufen brannte.
    Â»Ich sterbe vor Durst«, sagte Gessner. Er ging an ihr vorbei. »Und Hunger habe ich auch. Sicher ist in der Küche noch etwas übrig.«
    Barbara Cranach hob kurz den Kopf, aber da Luther gerade eine Schimpfkanonade auf den Papst losließ, sagte sie nichts, sondern hörte ihm zu. Luther bezeichnete den Papst als
Hure Babylon
. Jost Gessner verschwand in der Küche, und Anna eilte ihm hinterher; niemand beachtete die beiden.
    Gessner stellte den Becher auf den Tisch und schnitt sich eine Scheibe Brot ab, zwischen die er eine gebratene Wurst klemmte.
    Â»Die schmeckt auch kalt noch gut«, sagte er. Es klang, als müsse er sich entschuldigen. Der Becher stand neben dem Brot.
    Â»Ich schneide mir auch noch eine Scheibe ab«, sagte Anna.
    Sie langte nach dem Brot und stieß wie versehentlich den Becher um. Die rote Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch. »Was für ein Jammer!«, sagte Gessner. Sie mache das gleich sauber, entschuldigte sich Anna – und außerdem werde sie den Becher neu füllen.
    Sie ging zu dem Tisch an der Wand, auf dem die Krüge standen und einige Becher. Sie nahm einen neuen und füllte ihn mit Wein. Mit einem Lappen, der bereits zahlreiche Weinflecken aufwies, wischte sie den Gifttrank vom Tisch. Der Söldner trat zur Seite und schaute zu, wie das Tuch die Flüssigkeit aufsog.
    Â»Das war für Euch sicher ein anstrengender Abend?«, meinte er.
    Anna, über den Tisch gebeugt, hielt in ihrer Arbeit inne und warf ihm über die Schulter einen forschenden Blick zu. Die Art, wie er sie anschaute, war ihr unangenehm; sie richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Â»Sicher habt Ihr den ganzen Abend an Eure Tochter gedacht.«
    Ihr entging nicht, dass die Beiläufigkeit, mit der er sprach, gespielt war.
    Â»Ich glaube, dafür muss man kein großer Menschenkenner sein«, erwiderte sie. »Ich denke ununterbrochen an meine Tochter.«
    Â»Ihr wäret bereit, Euer eigenes Leben zu geben, um das von Martha zu retten, nicht wahr?«
    Â»Ich würde nicht einen Moment zögern.«
    Â»Wärt Ihr auch bereit, ein fremdes Leben zu opfern?«
    Â»Ich wäre bereit, die ganze Welt zu opfern«, sagte Anna.
    Â»Oder einen Mann, der sie verändern kann.«
    Â»Meinetwegen den Kaiser persönlich.«
    Sie sah keinen Sinn mehr darin, sich zu verstellen. Er wusste alles. Merkwürdig erschien ihr jedoch, wie unauffällig er den Anschlag vereitelt hatte.
    Plötzlich fasste Jost sie am Arm. Mit einer schnellen Bewegung kramte er das Ledersäckchen unter ihrem Ärmel hervor. Ein Rest des Pulvers war übrig geblieben, den er auf den Tisch schüttete.
    Â»Was ist das?«
    Â»Gift.«
    Â»Wo habt Ihr es her?«
    Â»Gestohlen.«
    Â»Lügt mich nicht an!«
    Â»Ich sage die Wahrheit.«
    Â»Wisst Ihr, was darauf steht?
    Â»Der Scheiterhaufen.«
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Vor einiger Zeit ist ein Mann in die Stadt gekommen und im Gasthaus am Markt abgestiegen. Er gibt sich als Pilger aus und nennt sich Zainer.«
    Â»Ich kenne ihn«, sagte Anna. »Er verkehrt bei Cranach.«
    Â»Auch nachdem Martha verschwunden war, habt Ihr Euch einige Male getroffen.«
    Sie fragte ihn, woher er das alles wisse.
    Â»Eine gute Bekannte hat mich auf die Spur gebracht. Hat der Pilger Martha entführt?«
    Â»Ja.«
    Â»Was hat er verlangt? Luthers Leben gegen das Eurer Tochter?«
    Â»Das Pulver ist von ihm«, sagte Anna. »Er behauptet, dass es nicht sofort wirkt, sondern erst nach einigen Stunden.« Ihre Stimme zitterte: »Jetzt wird er Martha töten.«
    Jost schwieg. Anna wischte sich über die Wangen; im Nebenraum erzählte Luther von Rom.
    Â»Warum habt Ihr verhindert, dass ich von dem Wein trinke?«, fragte Gessner.
    Â»Am liebsten würde ich ihn selbst trinken, wenn noch etwas übrig wäre.«
    Er fasste sie an der Schulter und zog sie an sich. Sie

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