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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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barg ihren Kopf an seinem Hals – so wie sie es früher bei ihrem Bruder getan hatte, und spürte plötzlich wieder diese Geborgenheit, die aus einem anderen Leben, einem anderen Zeitalter zu kommen schien. Sie fühlte seine Hand, die mehrmals über ihr Haar fuhr und dann den weichen und sanften Druck seiner Lippen.
    Â»Ich bringe dir Martha zurück«, sagte er leise. »Ich verspreche es dir.«

K APITEL 18
    Luther redete laut im Gastzimmer, während Jost und Anna sich leise in der Küche unterhielten. Sie berichtete, was bisher geschehen war. Das Feuer im Herd brannte herunter, und die Kerzen erloschen eine nach der anderen; ihr Geruch vermischte sich mit dem von gebratenem Fleisch, Bohnen und Wein.
    Â»Ich lasse den Pilger seit einiger Zeit beobachten«, erklärte Jost, während er abwesend die leeren Teller, Schalen und Becher betrachtete, die sich auf den Tischen stapelten. »Auch momentan ist einer meiner Männer auf ihn angesetzt. Wir werden ihn festnehmen und zum Sprechen bringen. Lass uns gehen!«
    Â»Wenn du das alles gewusst hast, warum hast du dann so lange gezögert?«, fragte Anna.
    Â»Weil ich es eben nicht wusste! Das waren doch alles nur Vermutungen, ausgelöst durch die Warnungen einer Freundin.«
    Anna ließ die Sache auf sich beruhen. Sie verließen die Küche durch jene zweite Tür, die in den Innenhof führte. Das Hoftor stand offen. Als sie auf die Gasse traten und um die nächste Häuserecke bogen, sahen sie fünf oder sechs Männer, in eine Prügelei verwickelt. Einer von ihnen war riesengroß, sein langer Bart, wie ihn sich Jost beim Patriarchen Abraham vorstellte, wehte ihm über die Schulter.
    Inmitten eines Knäuels aus Armen und Beinen erkannte Jost seinen Freund Helmut. Und obwohl es ihn ärgerte, dass dieser Zwischenfall ihn unnötig aufhielt, eilte er ihm zu Hilfe. Nur mit Mühe gelang es, die Streithähne zu trennen.
    Â»Was zum Teufel ist denn hier los?«, schimpfte Jost.
    Â»Das übliche Lied«, erwiderte Helmut, »Cranachs Gesellen haben sich mit den Studenten geprügelt. Ich habe versucht, sie auseinanderzubringen.«
    Die Studenten, zwei schmächtige, junge Männer und nicht daran interessiert, sich mit Söldnern anzulegen, machten sich davon. Nun baute sich Vater Abraham, einer von Cranachs Gesellen, trotzig vor Jost auf: Die Taugenichtse hätten angefangen, erklärte er. Diese Burschen lägen bis zum Mittag im Bett, statt zu arbeiten! Was dieses Volk überhaupt in Wittenberg suche? Das Schlimme sei, dass der Fürst die Faulenzer über Gebühr belohne. Und damit sie nicht nach Leipzig gingen, dürften sie hier leben wie die Maden im Speck. Er wisse aus zuverlässiger Quelle, dass dieses Lumpenpack nur drei Groschen pro Woche an Essenskosten bezahle; dafür bekämen sie zwei Mahlzeiten am Tag und noch Bier dazu … Das mit dem Bier ärgerte ihn wohl besonders.
    Â»Verschwindet jetzt!«, befahl Jost.
    Daraufhin steuerten Vater Abraham und sein Begleiter, der einen Kopf kleiner war, Arm in Arm den Cranachhof an, sichtlich mit sich und der Welt zufrieden. »Denen haben wir es gegeben!«, prahlte der Kleinere.
    Â»Verdammt«, fluchte Helmut, »mein Zahn ist hinüber.«
    Â»Geh mir jetzt nicht mit deinem Zahn auf die Nerven«, erwiderte Jost. »Zainer hat Annas Tochter entführt – wir müssen ihn sofort finden und festnehmen. Wer überwacht ihn zurzeit?«
    Â»Rudolf … Aber da kommt er ja gerade.«
    Ein breitschultriger Mann kam hinkend auf sie zu. Aus der Nähe erkannten sie, dass seine Kleidung zerrissen war.
    Â»Was ist passiert?«, fragte Jost ärgerlich.
    Rudolf räusperte sich. »Ich war gerade auf dem Weg zum Cranachhof, um dich zu benachrichtigen … Also … Schuld ist dieser blöde Nachtwächter.«
    Â»Moment – eins nach dem andern«, verlangte Jost. »Du hast vor der Herberge des Pilgers Wache geschoben – richtig?«
    Â»Ja.«
    Â»Was ist dann passiert?«
    Â»Ich habe plötzlich Geräusche gehört«, sagte Rudolf, »aber sie kamen nicht vom Haupteingang her, denn den habe ich ja im Blick gehabt. Da das Gebäude einen zweiten Ausgang zum Hof hin hat, bin ich um den ganzen Block gelaufen. Der Platz vor dem Gasthof ist ja schön gepflastert, aber die Seitenstraße natürlich nicht … und kurz zuvor hat es tüchtig geregnet. Kurz und gut,

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