Die Lutherverschwörung - historischer Roman
Michael!« Cranach wandte sich an einen anderen Gesellen, der in einem Farbtopf rührte.
»Noch etwas mehr WeiÃ!«
Der Geselle nickte.
Cranach wandte sich zu Luther und Anna. Luther kam ihm zuvor: »Worauf willst du hinaus? Du hast etwas auf dem Herzen, das merke ich.«
»Man hat mich gebeten, mit dir zu sprechen â¦Â«
»Wer hat dich gebeten?«
»Der Kurfürst«, sagte Cranach.
»Friedrich?«
»Schau nicht so betroffen. Er will dein Bestes.«
»Das klingt nicht gut«, sagte Luther. Er schaute zu Anna und schien zu überlegen, ob es nicht besser sei, sie wegzuschicken. Aber Cranach machte keine Anstalten.
»Keine Angst«, sagte Lucas. »Du weiÃt doch, wie sehr dem Alten seine Universität am Herzen liegt. Er hat sie schlieÃlich selbst gegründet. Er ist stolz auf dich und deine Kollegen, das hat er mir selbst gesagt. Er fühlt sich euch gegenüber wie ein Vater und möchte euch beschützen.«
»Komm zur Sache, Lucas!«
»Nun, Martin ⦠Der Alte macht sich Sorgen. Die Geschichte mit der Bulle â das fand er doch etwas stark von dir ⦠sie einfach zu verbrennen! Und das Kirchengesetzbuch gleich mit dazu. Du weiÃt doch, wie sehr Friedrich auf Ausgleich bedacht ist.«
Luther runzelte die Stirn. »Er ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Bei ihm weiÃt du nie, woran du bist.«
Cranach schob das Kinn nach vorn und kratzte mit drei Fingern im gekräuselten Bart. »Nun, ich finde es nicht ganz gerecht von dir, so zu urteilen. Die Freiheit, die ihr Professoren und Theologen hier in Wittenberg genieÃt, verdankt ihr ihm. Er will sich in eure theologischen Streitereien nicht einmischen. Vielmehr ist er um dein persönliches Wohl besorgt.«
Der Augustiner zog die Brauen zusammen. Das Volk liebte Luther, aber Anna hielt ihn für einen Dickkopf. Ihrer Ansicht nach hatte Cranach die Wahrheit gesagt. Der Kurfürst war ein gütiger Mann. Zweimal war sie dabei gewesen, als er die Werkstatt seines Malers besuchte, um sich persönlich zu überzeugen, dass er sich in seinem neuen Hof wohlfühlte und dass es ihm an nichts fehlte.
Anna hatte eine Abneigung gegen Mönche, seit einer versucht hatte, sie in einer Kapelle zu verführen. Selbst als sie ihn zurückgewiesen hatte, war der Kerl hartnäckig geblieben und sogar handgreiflich geworden, aber Anna hatte sich zu wehren gewusst.
»Der Kurfürst ist um mein Wohl besorgt? Was soll das denn heiÃen? â Will er mich wegschicken?«, fragte Luther.
»Nein, Martin, du bist auf dem Holzweg. Aber du hast dir mächtige Feinde gemacht. Es ist keine Kleinigkeit, den Papst und die Kurie gegen sich zu haben. Wenn ihre Privilegien auf dem Spiel stehen, können diese Leute sehr unangenehm werden. Vor allem, wenn man ihnen ins Geschäft pfuscht ⦠Mit dem Ablasshandel will der Papst doch den Bau der Peterskirche finanzieren. Und Albrecht von Mainz braucht das Geld, um seine Schulden bei den Fuggern zu bezahlen, ohne deren Hilfe er nie Erzbischof geworden wäre. Du hast ihnen mit deinen Thesen also in die Suppe gespuckt. Ablasshändler machen verdammt schlechte Geschäfte heutzutage.«
»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht fluchen sollst â jedenfalls nicht so laut!«
»Entschuldige! Aber mit diesen Menschen ist nicht zu spaÃen, Martin. Da ist schon mancher auf dem Scheiterhaufen gelandet. Friedrich befürchtet allerdings etwas anderes â und wie mir scheint, aus gutem Grund. Er ist lange im Geschäft und kennt die Intrigen und geheimen Händel der hohen Politik.«
»Du redest immer noch um den heiÃen Brei herum, Lucas. Ich kenne dich doch. Komm auf den Punkt!«
»Der Alte glaubt, dass man versuchen könnte, dich umzubringen!«
Anna beobachtete Luthers Gesicht. Seine Augen weiteten sich, er biss die Lippen aufeinander, sodass die Kieferknochen hervortraten.
»Wer sollte das versuchen?«
»Friedrich hat keine Namen genannt. Tatsache ist, dass du nicht nur in Rom, sondern auch im Reich Feinde hast.«
»Was bedeutet das?«, fragte Luther. »Was hat er vor?«
Es war plötzlich vollkommen still im Raum. Einer der vier Gesellen rührte immer noch sachte im Farbtopf, machte aber kein Geräusch, die beiden am Gemälde hielten zwar ihre Pinsel in der Luft, bewegten sie aber nicht.
»Er will für deine Sicherheit sorgen, du brauchst Hilfe! Du bewegst
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