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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Rothaarige und legte entmutigt das Blatt, das sie in der Hand hielt, auf die Holzplatte. Die anderen Frauen folgten ihrem Beispiel. »Kann das denn mit rechten Dingen zugehen? Das ist das vierte Spiel hintereinander, das sie gewinnt.«
    Die Angesprochene verzog das Gesicht. »Du bist ja nur neidisch, blöde Kuh. Du kannst ja selbst mit vier Buben auf der Hand nichts anfangen.«
    Â»Mit vier Buben könnte ich eine ganze Menge anfangen«, widersprach die Rothaarige selbstbewusst.
    Jost räusperte sich und sie schauten überrascht in seine Richtung. »Na, ihr Hübschen«, sagte er (und auch das mochte beschönigend sein). »Wo habt ihr denn die Mutter der Kompanie gelassen?«
    Â»Die bedient gerade einen Kunden.«
    Jost zog überrascht die Brauen hoch. Dann wolle er auf sie warten. Er setzte sich auf einen Hocker und betrachtete seine Stiefel.
    Was mit ihm los sei, fragte die Magere, die ein blassgelbes, fleckiges Kleid trug, die Schnüre über der Brust gewohnheitsmäßig gelöst.
    Â»Was soll los sein?« Er schaute nicht auf. »Will nur kurz guten Tag sagen.«
    Â»So nennt man das also neuerdings.«
    Jost fragte, wie die Geschäfte so liefen.
    Â»Sehr schleppend«, seufzte die Rothaarige. »Die Kerle halten Winterschlaf.«
    Sie wechselten noch ein paar Worte, dann war es still im Raum, abgesehen vom Ofen, in dem es knackte und knisterte. Jost starrte noch immer auf seine Stiefelspitzen, und die Mädchen blickten sich fragend an.
    Er war mit seinen Gedanken weit weg bei einem Gespräch, das noch nicht lange zurücklag. Wie lange arbeitete er mittlerweile für den Kurfürsten? Zum ersten Mal hatte er mit ihm unter vier Augen gesprochen. Das war eine Ehre, es zeigte, wie sehr Friedrich ihn schätzte. Er hatte gerade ihn ausgewählt und die Männer, die ihm direkt unterstanden. Auf der anderen Seite und ohne es zu wollen, hatte Friedrich ihn in einen unerträglichen Zwiespalt gestürzt.
    Jost war normalerweise in Torgau stationiert, doch seit etwa einem Monat war Friedrich in Wittenberg, und er hatte Jost dorthin beordert. Jost mochte die kleine Stadt und besonders das Panorama, das sich dem Reisenden von weitem, noch von der anderen Elbseite aus, öffnete. Von dort schaute man auf die Holzbrücke mit ihren mächtigen Pfählen, um die das Wasser wirbelte. Eine stille, weite Landschaft voller Felder, Wiesen und Obstgärten. Hinter der Brücke kamen erste Behausungen und vereinzelte Vororte, die die Nähe der niedrigen, nicht sonderlich wehrhaften Stadtmauer suchten. Innerhalb des Mauerrings dann kleine, spitzgieblige Fachwerkhäuser mit roten und schwarzen Dächern, überragt von den markanten Gebäuden der Stadt, von dem Schloss mit der Schlosskirche linker Hand, der Stadtkirche in der Mitte und weiter rechts den Universitätsgebäuden und dem Augustinerkloster. Jost mochte den Wittenberger Marktplatz, den mehrstöckige Fachwerkhäuser mit geschwungenen Giebeln säumten, mit einem Brunnen in der Mitte. Und besonders gefiel ihm das gemütliche, von seiner Freundin Hanna geleitete Badehaus. Doch auf der Reise war er voller Unruhe gewesen, weil er nicht wusste, weshalb der Fürst ihn hatte rufen lassen. Friedrich war nicht nur der Begründer der Universität, auch den Bau von Schloss und Schlosskirche verdankte die Stadt ihm. Kaum angekommen, war Jost zu ihm geeilt. Der Fürst hatte ihn in seinem Arbeitszimmer empfangen. Immer wieder musste Jost an das Gespräch denken …
    Friedrich saß hinter einem massiven Holztisch, auf dem wohlgeordnet Papiere lagen, die kleine Stapel bildeten. Er hatte sich einen Pelz über die Schulter geworfen, die Lippen waren in seinem imposanten Bart versteckt. Friedrichs Reliquiensammlung war weithin berühmt, und einige Stücke bemerkte Jost auch in diesem Raum. Eine aus Lindenholz geschnitzte, mit Blattgold verzierte Madonna glänzte im Licht der Wintersonne. Friedrich winkte ab, als Jost niederknien wollte, und wies ihm einen Stuhl gegenüber an.
    Ohne Zweifel habe Jost von dem Augustinermönch Luther gehört, begann er. Dabei fixierte er eines der Schriftstücke auf seinem Tisch, las aber nicht darin, sondern suchte, wie es Jost vorkam, nach der rechten Formulierung. Überhaupt sprach er langsam und gedehnt, als müsse er jedes Wort aus einem Sack herauskramen und an die richtige Stelle setzen. Schließlich nannte er den Grund des

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