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Die Lutherverschwörung

Die Lutherverschwörung

Titel: Die Lutherverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Born
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haben seine Spur verfolgt«, sagte Jost. »Einem Müller in der Nähe von Wittenberg wurde in der Nacht, als er floh, ein Pferd gestohlen. Der Müller spricht von einem auffallend kleinen Mann, den er sogar erst für ein Kind gehalten habe. Am Tag darauf war Wulf mit ziemlicher Sicherheit in Eisleben; eine Frau dort erinnert sich an einen Zwerg – so ihre Worte – und an ein Pferd ohne Sattel. Er fing mit ihr ein Gespräch an und zeigte sich interessiert, als sie ihm von Luther und der Reise nach Worms erzählte. Nur durch einen Zufall ist es meinen Männern gelungen, ihn nicht ganz aus den Augen zu verlieren, denn er mied von da an die größeren Städte und ist über Land geritten. Ein Bauer lieferte eine Beschreibung, die genau auf Wulf zutrifft, das war kurz vor Eisenach. Danach gab es keine Spur mehr von ihm! Ich wette aber, dass sein Ziel Worms ist – vielleicht ist er sogar schon hier!«
    »Genau davon bin ich überzeugt«, sagte Anna, »und das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Was mir und Martha geschehen ist, lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Er muss dafür bestraft werden!«
    »Bitte unternimm nichts auf eigene Faust und begib dich nicht in Gefahr!«
    »Brangenberg ist vielleicht der Schlüssel, wenn wir mehr über die Hintergründe erfahren wollen.«
    Jost nahm einen Schluck aus dem Bierkrug, und etwas Schaum blieb an seiner Oberlippe kleben. »Der Büchsenmacher, in dessen Haus Martha gefangen gehalten wurde, belieferte, wie du weißt, Brangenbergs Leibwache mit Waffen. Der Bischof war sein wichtigster Kunde. Wie viel der Büchsenmacher über die wahren Hintergründe der Entführung wusste, bleibt wohl ungeklärt. Das verstärkt den Verdacht, dass Brangenberg Wulf Kramer damit beauftragte, Luther zu töten, aber es sollte nicht nach einem Mord aussehen.
    Gestern erhielt ich einen Brief, der über das Ergebnis einer Nachforschung berichtet, und meine ursprüngliche Vermutung hat sich bestätigt: In Cranachs Apotheke wurde eingebrochen und ein langsam und unauffällig wirkendes Gift gestohlen. Warum sollte Luther eines scheinbar natürlichen Todes sterben? Die Antwort scheint mir einfach zu sein: Brangenberg befindet sich in einer misslichen Lage, das Schicksal seines kleinen Bistums hängt von den Ereignissen im nahegelegenen Wittenberg ab. Greift Luthers Reformation weiter um sich, droht er sein Amt und seinen Besitz zu verlieren. Damit in Zusammenhang steht eine andere Geschichte, die sich vor vielen Jahren zutrug und in die ich persönlich verwickelt war.«
    Anna fuhr mit dem Daumen über Wulfs Oberlippe. »Erzähl mir davon!«
    »Ich kannte Brangenbergs Vater, habe für ihn gearbeitet und war für seine Sicherheit und sein Leben verantwortlich – so wie heute für Luthers Leben. Der alte Brangenberg fiel einem Attentat zum Opfer, das ich nicht verhindern konnte. Er wurde aus großer Distanz von einem Mann mit einer Armbrust getötet. Ich sah den Schützen damals zwar verschwinden, aber es ging zu schnell und ich konnte ihn nicht erkennen, ich bemerkte nur, dass er sehr klein war. Das alles geschah in Rom. Wulf Kramer stellt Armbrüste her, das wissen wir von Martha. Wir haben herausgefunden, wo er seine Werkstatt betreibt und dass er als glänzender Schütze gilt, wie ich ebenfalls aus dem Brief erfuhr. Ich bin davon überzeugt, dass Wulf Kramer den alten Brangenberg, den Vater des heutigen Bischofs, tötete. Auch wenn der Mord damals für großes Aufsehen sorgte, hat man niemals die Hintergründe klären können.«
    »Das legt die Vermutung nahe, der Bischof habe damals wie heute Wulf Kramer damit beauftragt, seine Pläne auszuführen. Aber weshalb hätte er seinen Vater töten sollen?«
    »Um an sein Erbe zu kommen, mit dessen Hilfe er in sehr jungen Jahren den Bischofsstuhl erkaufte. Für mich wiederholt sich ein Teil meines Lebens. Es ist wie eine zweite Chance, aber es ist auch ein Alptraum! Wenn ich diesmal versage, werde ich nicht mehr in den Spiegel schauen können. Und noch viel mehr steht auf dem Spiel: Ich betrachte Luthers Sache als meine eigene, ich glaube, dass er berufen ist, Wahrheit in die Welt zu tragen, doch sein Leben ist von so vielen Seiten bedroht, dass glatt ein Wunder geschehen muss, wenn er mit heiler Haut davonkommen soll.«
    »Wie wird Brangenberg vorgehen?« Anna schien sowohl Jost als auch sich selbst zu fragen. »Wahrscheinlich wartet er ab, wie sich Luthers Sache auf dem Reichstag entwickelt. Er wird darauf hoffen, dass man ihn zum Tode verurteilt und

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