Die Macht der Drei
verkettet und verquirlt, zog die gelähmte Flotte durch die Landenge in die Bai von New York ein.
Dr. Glossin trat einen Schritt vom Fenster zurück und preßte den Arm des Obersten Cole.
So standen sie und starrten auf das Schauspiel da unten, während der Hubschrauber seinen Weg nach Washington verfolgte. Sie sahen die gelähmte Flotte klein und kleiner werden, sahen sie als einen Punkt im unsicheren Licht der wachsenden Dämmerung verschwinden. Sie starrten noch immer auf den Fleck, wo sie verschwand, als längst nichts mehr zu sehen war.
Nach langem Schweigen sprach der Oberst: »Was war das? Habe ich geträumt?«
»Was Sie sahen, war grause Wirklichkeit. Das Wirken der geheimnisvollen Macht, mit der Cyrus Stonard spielen wollte.«
Dr. Glossin sprach. Von Dingen, von denen Oberst Cole bis zu diesem Augenblick keine Ahnung gehabt hatte. Von der unbekannten Macht. Von ihrer Gewalt. Von ihren Drohungen und Verboten. Von der Unmöglichkeit, sich ihr zu widersetzen. Je weiter der Doktor kam, desto mehr sank der Oberst in sich zusammen. Er sprach während der Fahrt kein Wort mehr und zog sich in Washington schweigend in sein Dienstzimmer zurück.
Um zehn Uhr wurden im weißen Hause die Wachen des Regiments Howard durch Offiziere und Mannschaften des Regiments Cole abgelöst. Oberst Cole nahm den Bericht seines Wachoffiziers teilnahmslos entgegen. So blieb er sitzen, bis Glossin, die Uhr in der Hand, zu ihm ins Zimmer trat.
»Herr Oberst, was zeigt die Uhr?«
Langsam, fast schwerfällig zog der Oberst die eigene Uhr. »22 Uhr 10 Minuten«.
Die Uhr in der Hand des Obersten zitterte. Seine Hand bebte. Dr. Glossin blickte spöttisch auf den alten Offizier.
»Oberst Cole!« Die Stimme Glossins drang schneidend durch die Stille.
Der Oberst sprang auf.
»Ich bin bereit.«
Er trat auf den Korridor vor der Zimmerflucht des Präsidenten und führte eine Signalpfeife an den Mund. Noch bevor der letzte Ton verklungen war, strömten von allen Seiten her Mannschaften und Offiziere des Leibregiments Cole herbei und scharten sich um ihren Obersten.
Die beiden Adjutanten des Präsidenten traten auf den Flur, um den Lärm zu verbieten. Sie erschraken vor dem düsteren Ernst und Verbissenheit in den Zügen der Soldaten und Offiziere.
»Was soll das, Herr Oberst?«
»Sie sind verhaftet. In Obhut von Major Stanley.«
Widerstandslos beugten sich die beiden Adjutanten der erdrückenden Übermacht. Während sie abgeführt wurden, öffnete Cole die Tür zum Zimmer des Staatschefs. Dr. Rockwell trat ihm entgegen.
»Ruhe, meine Herren! Der Präsident bedarf dringend der…«
Der Leibarzt sah die entschlossenen Minen der Andrängenden und trat schweigend zur Seite. Der Weg war frei. Oberst Cole trat ins Zimmer und schritt langsam auf den großen Schreibtisch zu. Er hatte von der rechten Seite her den Blick auf den Tisch und den Präsidenten. Cyrus Stonard saß bei der Arbeit, ein Schriftstück in der Hand. Er blieb ruhig sitzen und senkte nur die Hand mit dem Dokument, während ein eigenartiges Lächeln seine hageren Asketenzüge überflog.
Offiziere und Mannschaften strömten hinter ihrem Oberst in den Raum, bildeten an der Türwand einen Halbkreis. Es wurde so still daß man das Ticken der kleinen Standuhr bis in den fernsten Winkel vernehmen konnte.
Cyrus Stonard wandte das Haupt halb nach rechts gegen die Eingetretenen.
»Was wünschen die Sieger von Chabarowsk, von Nikolajewsko und Jakutsk?«
Es waren Schlachtennamen aus dem letzten Kriege gegen das rote Asien. Ehrennamen für Oberst Cole und sein Regiment. In diesem Augenblick aus dem Munde des Präsidenten kommend, wirkten sie lähmend auf die Eingetretenen.
Oberst Cole wich einen Schritt zurück… und noch einen und noch mehrere. Wich zurück vor diesem rätselhaften Ausdruck in Cyrus Stonards Augen. Das war nicht der drohende, faszinierende Blick des Gewaltherrschers, sondern der überlegene, abgeklärte eines Mannes, der alles erkannt und alles als eitel befunden hat.
Oberst Cole wich zurück, bis er Widerstand fühlte. Arme umschlangen ihn. Die flüsternde Stimme, der warme Atem Glossins drangen an sein Ohr. Mit sicher werdenden Schritten trat er wieder auf den Präsidenten zu.
»Herr Präsident, das Land verlangt Ihren Rücktritt!«
»Das Land?«
»Das Land, Herr Präsident!«
Cyrus Stonard hörte die feste Stimme des Obersten, blickte ihm in die Augen und sah die Wahrheit. Langsam kamen die Worte von seinen Lippen:
»Der Wille des Landes ist für mich
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