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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sind nachzusehen. Das Flugzeug muß hierhergebracht werden. Den kleinen Strahler müssen wir mitnehmen. Wir könnten ihn brauchen.«
    Atma befahl, und die Freunde gehorchten seiner Weisung.
    Was Menschenkraft zu tun vermag, geschah in kürzester Zeit. Das Flugzeug lag bald auf der Wiese vor dem Truwor-Haus. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen. Darin ein kurzer Händedruck – und ein silberner Stern schoß in die Wolken.
    Die hohe Gestalt Erik Truwors blieb allein auf dem Feld zurück.
    Die Strahlen der Mitternachtssonne umströmten ihn. Er stand und sah, wie die Sonne vom tiefsten Stand ihres Bogens in Mitternacht sich hob und stieg.
    Langsam schritt er seinem Hause zu, und überdachte die alte Weissagung. Sie verhieß Gewaltiges. Sie gab ihm, der oft willens gewesen, das Leben wie ein unbequemes Gewand abzutun, wieder Daseinszweck.
    Er trat ein, ging in die Bibliothek und ergriff den alten Schweinslederfolianten, der dort abseits von den anderen Büchern in einer Truhe lag.
    Er enthielt die Geschichte seines Geschlechts. Auf vergilbtem Pergament standen die handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Ahnen und Urahnen, zurückgehend bis in das zehnte Jahrhundert, jede große europäische Bibliothek hätte diesen Folianten mit Gold aufgewogen. Er schlug die alte so oft gelesene Stelle auf. In diesem Teile war der Foliant lateinisch geschrieben. Ein schwerfälliges frühmittelalterliches Latein. Der Schreiber gebrauchte lateinische Worte, aber altnordischen Satzbau. Er schilderte die Ereignisse, die sich zweihundert Jahre früher, um die Mitte des zehnten Jahrhunderts, begeben hatten.
    »Da schickten die Slawen von Sonnenaufgang eine Gesandtschaft zum Stamme Ruriks. Die sprach: Sendet uns Männer, die uns beherrschen, denn wir können uns nicht selbst regieren. Keiner will dem anderen gehorchen. Zwietracht verheert das Land…«
    Ein Truwor war damals nach Rußland gegangen. Männer aus Nordland hatten das zwieträchtige Slawenvolk regiert und geeint. Vor tausend Jahren. Die Weltgeschichte wiederholt sich nicht wörtlich. Aber sie wiederholt sehr oft ein altes Thema mit freien Variationen.
    Die Eintragungen in diesem Buche gingen bis in die Gegenwart. Als letzte Bemerkung stand dort, von Eriks Hand geschrieben, der Tod Olaf Truwors eingezeichnet. Seitdem stand das Geschlecht der Truwor auf zwei Augen. Auf den beiden Eriks, die jetzt suchend in die helle Nacht blickten, als wollten sie kommende Jahre durchspähen.
    Je länger sich Erik Truwor in die Erfindung Silvesters vertiefte, desto gewaltiger erschien ihm die Macht, die sie gewährte.
    Immer wieder suchte er mit nüchternen Gründen gegen das Überwältigende der Idee anzukämpfen. Es schien ihm unmöglich, daß eine Erfindung… drei – nein, einem einzigen Menschen die unbeschränkte Macht über die ganze Welt verleihen könnte.
    Er griff sich an die Stirn, als wollte er einen Traum verscheuchen, der ihn narrte. Er versuchte es zum zehnten- und zwölftenmal von einer anderen Seite aus, und immer wieder brachte ihn die Schlußkette an das nächste Ziel…
    Er konnte der Welt seine Befehle mitteilen. Der Strahler ersetzte jede drahtlose Station.
    Die Welt konnte seine Befehle mißachten. Er konnte Strafen auf die Mißachtung setzen, und er war in der Lage, schwer zu strafen. Ganze Regierungen konnte er einäschern, die Sprengstofflager feindlicher Staaten zur Explosion bringen, eiserne Waffen elektromagnetisch unbrauchbar machen.
    Alles konnte er. Nur einen schwachen Punkt hatte seine Macht. Er war ein einzelner, war ein sterblicher Mensch gegen Millionen anderer Menschen. Ein Schuß konnte ihn töten. Eine Bombe konnte ihn in seinem Hause vernichten. Nie durfte er selbst in die Öffentlichkeit treten, nie durften seine Gegner seinen Aufenthalt erfahren. Seine Macht war übermenschlich, solange sie geheim blieb und vom unbekannten Orte aus wirkte. Sie wurde angreifbar, sobald die Gegner ihren Sitz und Ursprung errieten.
    Erik Truwor ließ die vergilbten Pergamentblätter des alten Folianten durch die Finger gleiten. Kam vom Pergament zum Büttenpapier und schließlich zu einem Schuß glatten Maschinenpapiers, den Olaf Truwor dem Buche eingeheftet hatte.
    Wenige Zeilen in der charakteristischen Handschrift seines Vaters: »Mit seltener Hartnäckigkeit hat sich in unserer Familie die Sage erhalten, daß ein Sproß unseres Stammes der Welt noch einmal Gesetze geben wird. Ein Harald Truwor hat den Glauben an die Legende Anno 1542 mit seinem Kopfe bezahlt. Ich

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