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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Konzentration« – das bedeutete die höchste Konzentration der im Raum vorhandenen Atomenergien an jedem beliebigen Ort ohne materielle Verbindung, unabhängig vom eigenen Standort. Die Steuerung der Stärke dieser Konzentration war das Wesentliche. Die Patrone im Flintenlauf eines Soldaten konnte man ebenso detonieren lassen wie die schwere Granate in einem Geschütz, ja wie ein ganzes Munitionslager. Ein kleiner Richtstrahl war notwendig, der am gewünschten Ort die berechneten Kräfte frei werden ließ. Die völlige technische Beherrschung eines derartigen Apparates konnte für seinen Besitzer unumschränkte Weltherrschaft bedeuten.
    Doch Silvesters Gedanken flogen nicht in solchen Höhen. Ihm war es jetzt vor allem darum zu tun, zu holen und sich zu nehmen, was ihm im Moment das Teuerste war.
    In rastloser Arbeit schaffte er, bis das letzte Stück gegossen, die letzte Speiche geschmiedet, die letzte Schraube geschnitten war.
    Da ließ er den Drehstahl aus der Hand sinken und wandte sich zu Erik Truwor: »Wenn du wüßtest, in welcher Verzweiflung ich hier gestanden und gearbeitet habe, würdest du meine jetzige Freude verstehen. Doch du… du…«
    »Du…? Du weißt nicht, was Liebe heißt, wolltest du sagen.«
    Silvester hörte den bitteren Unterton, der in den sarkastischen Worten lag.
    »Du, Erik? Du, auch du…«
    Silvester schwieg. Er sah die tiefen Falten, welche die Stirn Erik Truwors furchten. So hatte auch Erik Truwor, der gegen alle Anfälle des Lebens gefeit schien, ein Geheimnis, einen verborgenen Kummer.
    »Verzeih, Erik, wenn ich ungewollt eine Wunde berührte, von der ich nicht wußte. Ich glaubte nicht, daß dein Stahlherz je Frauenliebe verspürte.«
    »Kein Mann wird mit stählernem Herzen geboren. Der es besitzt, hat es nach bitterer Enttäuschung und Entsagung erworben. Die Wunde ist verharscht…«
    Wie mit sich selbst sprechend, fuhr er leise fort: »Ganz verharscht und geheilt seit dem vorgestrigen Morgen. Ohne Bewegung und ohne Bedauern kann ich heute von einer Zeit erzählen, wo ich der glücklichste Mensch auf Erden war… und dann der unglücklichste… Es war während meines Pariser Aufenthalts.
    Die Verleumdung wagte sich an mein Ideal heran.
    Ich forderte den Verleumder und traf ihn tödlich. Dann ging ich zu meiner Verlobten. Ich forderte Aufklärung. Ihre Rechtfertigung ging an meinem Herzen vorbei. Ich gab ihr den Ring zurück. Ging fort von Paris, durchirrte die halbe Welt.
    Es hat viele Jahre bedurft, bis ich die Ruhe wiederfand. Heute denke ich anders darüber. Wenn ich heute… Warum davon noch sprechen.
    Heute gilt es Mannestat! Was mich heute bewegt, was mir Herz und Hirn erfüllt, schaltet jeden Gedanken an ein Weib aus.
    Es gilt einen Wurf, der unsere Welt umgestalten soll… Wenn du wieder zurück bist, wenn dein Herz frei von der Sorge ist, will ich dir sagen, wozu das Schicksal uns bestimmt hat.«
    »Wenn ich zurück bin, Erik. Ich denke an dein Versprechen. Ich habe getan, was ich tun sollte.«
    Bevor Erik Truwor zu antworten vermochte, sprach Atma:
    »Es ist nicht gut, das Mädchen in der Hand der Gewalt zu lassen.«
    Atma saß zurückgelehnt. Seine Augen blickten weitgeöffnet in die Ferne. Die Pupillen zogen sich eng und immer enger zusammen. Seine Hände ruhten auf einem tibetanischen Rosenkranz.
    »So sah er aus, als er mir riet… nein, befahl, nach Trenton zu gehen.«
    Erik Truwor flüsterte es Silvester zu. Nach einigen Minuten erschütterte ein tiefer Atemzug die Brust des Regungslosen. Seine Pupillen bekamen wieder ihre natürliche Weite. Er sprach: »Die feindliche Kraft ist am Werke. Glossin hat den dritten Ring. Er sinnt auf Böses. Wir müssen den Ring holen… und das Mädchen.«
    Atma hatte es leise und eintönig, noch unter der Einwirkung des kataleptischen Zustandes, gesprochen. Aber ein zwingender Wille ging von den Worten aus. Unter dem Zwange gab auch Erik Truwor seine Einwilligung.
    »So sei es denn. Ihr beide mögt gehen, den Ring und das Mädchen holen. Ich bleibe hier und baue den Strahlapparat! Brecht morgen in aller Frühe auf!«
    »Noch diese Nacht. In einer Stunde. Eile tut not.«
    Soma Atma sagte es. Der Inder, der lange Tage und Wochen untätig verbringen konnte, der Stunden hindurch, in Betrachtungen seiner Lehre versunken, wie eine Bildsäule saß, während Erik Truwor und Silvester mit Anspannung aller Kräfte arbeiteten, der sonst so tatenlose Inder war jetzt ganz Wille und Tat.
    »In einer Stunde brechen wir auf. Die Maschinen

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