Die Macht der Drei
Über Länder und über weite Eisflächen.
Nach einstündigem Flug senkte sich R. F. c. 1, stieß durch Nebel und Wolken und ruhte auf der Eisfläche, die wie eine ungeheure massive Kuppe den nördlichen Pol unserer Erde umgibt.
Sie landeten inmitten der endlosen Eiswüste und fanden dennoch ein wohnliches Heim. Silvester sah es mit Staunen.
Erik Truwor hatte die Zeit, da Silvester nach seiner Vermählung abwesend war, nicht ungenutzt gelassen.
Er hatte hier ein Schloß geschaffen, einen Eispalast im wahrsten Sinne des Wortes. Aus der flachen verschneiten Eiswüste erhob sich blaugrünlich schimmernd ein Eisberg hundert Meter empor. Ein massiver Eisblock, bis Erik Truwor kam und den Strahler spielen ließ. Da fraß die entfesselte Energie das Eis mit gieriger Zunge. Gänge bildeten sich. Säle und Kammern entstanden, während das Schmelzwasser in Strömen ins Freie lief. Dann waren die Tage gekommen, an denen der alte Schäfer Idegran auf der Torneaheide der Wodanshöhle in immer weiterem Bogen aus dem Wege ging. Es fauchte in der Höhle. Es schwirrte in den Lüften. Erik Truwor hielt seinen Umzug wie der wilde Jäger. Vollgepackt mit Lebensmitteln, Apparaturen und Werkzeugen, flog der Rapid Flyer zwischen dem Eisschloß am Pol und dem Haus am Tornea hin und her. Es war nur noch eine leere Schale, die Oberst Trotter mit seinen Leuten belagerte.
Silvester sah das neue Heim zum erstenmal. Sie traten in das Innere des Berges, und eine wohlige Wärme umfing sie. Ein kleiner Strahler machte gerade soviel Energie frei, daß die Luft in den Räumen gut erwärmt war, aber das Eis der Wände noch nicht schmolz.
Erik Truwor ließ sich im großen Wohngemach auf einen Sessel nieder.
»Hier bin ich, hier bleibe ich! Hier findet uns niemand. Die Flugzeuge, die über den Pol gehen, fliegen hoch. Auch aus nächster Nähe würden sie nur den Eisberg sehen.«
Atma lag bewegungslos auf einem Diwan. Er ruhte und sann, wie er es stets tat, wenn seine Kraft, seine telepathische Willensmacht, nicht verlangt wurde. Silvester brauchte viele Stunden, um durch alle Räume zu schreiten. Er sah das Laboratorium und den neuen großen Strahlapparat. Er versenkte sich in die Verbesserungen, die Erik Truwor während seiner Abwesenheit angebracht hatte, und dann sah er die Teile der Sprechanlage.
Seine Gedanken flogen zu Jane. Sie würde diesen Nachmittag vergeblich auf seinen Anruf warten. Er würde ihr Bild sehen. Der Fernsehapparat gestattete es zu jeder Zeit. Doch er würde nicht mit ihr sprechen können. Sie würde warten… würde in Sorge sein. Um so mehr, wenn… wenn irgendwoher die Nachricht von Linnais, vom Untergang des Hauses zu ihr käme.
Er erschrak bei dem Gedanken und trat an den großen Strahler, richtete ihn und schaltete die Energie ein. Das Bild erschien auf der Scheibe. Ein Flußlauf. Industriewerke, Häuser. Jetzt die charakteristische Gestalt des Ratinger Tors von Düsseldorf. Nun die Straße, das Termölensche Haus…
Er verzehnfachte die Vergrößerung und regulierte mit den Knöpfen.
Die Küche… Frau Luise Termöhlen… die gute Stube… dort Jane. Ihr gegenüber eine andere Gestalt.
Silvester Bursfeld brachte die Vergrößerung noch einmal auf das Zehnfache. Jetzt standen die Figuren fast in Lebensgröße vor ihm. Jane blaß, erschreckt, dem Umsinken nahe. Ihr gegenüber Dr. Glossin.
Silvester ließ das Bild stehen und lief in das Gemach, in welchem Atma lag.
Der Inder kam und sah das Bild. Eine Veränderung war eingetreten. Jane lag regungslos am Boden. Ein Zeitungsblatt neben ihr. Dr. Glossin bemühte sich um die Hingesunkene, richtete sie auf, sprach auf sie ein.
Soma Atma stand in kataleptischer Starre. Seine Pupillen verengten sich bis zum Verschwinden. Seine Seele verließ den Körper und ging auf die Wanderung.
Das Bild auf der Scheibe veränderte sich. Silvester sah, wie seinem Weib das Blut in die Wangen zurückkehrte. Sie erhob sich. Aufrecht stand sie da, lächelte spöttisch und deutete mit einer verächtlichen Handbewegung auf das Zeitungsblatt, und dann verließ Dr. Glossin mit allen Zeichen der Enttäuschung und des Mißmuts den Raum.
Es dauerte lange, bis der Inder sich aus dem Krampf löste. Dann sprach er, ruhig und leidenschaftslos wie immer: »Dein Weib weiß, daß du lebst.«
Er kehrte in seinen Raum zurück und versank wieder in das stille Vorsichhinstarren, Ruhen und Sinnen, in dem er Tage und Wochen verbringen konnte. -
Die Arbeit rief. Erik Truwor hatte Verbesserungen
Weitere Kostenlose Bücher