Die Macht der Drei
Menschheit hörte auf seine Worte. Sie war nicht fähig, sich selbst zu regieren. Sie brauchte den Herrn, der sie zwang.
Er fühlte, wie seine Ideale zusammenbrachen. Sie taten da draußen nichts aus freien Stücken und irgendeinem Ideal zuliebe. Wer die Macht hatte oder zu haben glaubte, benutzte sie rücksichtslos. Seine Warnungen waren unbefolgt verhallt. Sie würden ihm nur gehorchen, wenn er Brand und Mord hinter jeden seiner Befehle setzte.
Die Stunde der Entscheidung war gekommen. Wenn er durchsetzen wollte, was er sich vorgenommen, was er als seine Sendung ansah, dann mußte er als Herr auftreten. Klar hatte er die Notwendigkeit in den Tagen der Gefangenschaft durchdacht und schrak zurück, nun die entscheidende Stunde gekommen war.
Würde man seine Absichten nicht verkennen? Würde die Welt ihm nicht andere Beweggründe unterschieben? Würde sie nicht einer maßlosen Ehrsucht zuschreiben, was nur bittere Notwendigkeit war?
Es duldete ihn nicht länger in der Enge der Berghöhlen. Er stürmte hinaus ins Freie. Er sprang über Schollen und Schneewehen, die in den Strahlen der tiefstehenden Sonne rot glühten. Er lief und fühlte, daß alle die alten Ideen und Ideale vernichtet waren.
Atemlos hielt er im Lauf inne. Ihm graute vor der Entscheidung, vor der Verantwortung, vor dem Entschluß.
Hinter einer Eisklippe hatte der Wind den frischen Schnee zusammengewirbelt. Hier ließ er sich niedersinken, fühlte, daß die weißen Flocken sich wie ein Daunenkissen um seine Glieder schmiegten. Eine tiefe Mutlosigkeit, eine Erschlaffung überkam ihn. Er wurde ganz ruhig.
Wie wäre es, wenn er hier liegenbliebe, wenn er jetzt einschliefe? Der Verantwortung, dem verhaßten Entschluß durch freiwilligen Tod aus dem Wege ginge? Wie lange würde es dauern, bis der arktische Frost den Schlummer in einen ewigen Schlaf verwandelte? Wie schön müßte es sein, hier einzuschlummern, hinüberzugehen in das große Meer der ewigen Ruhe und des Vergessens, in dem alle dunklen Wellen des Lebens verrieseln.
War es der Frost, der schon zu wirken begann, den Körper leicht, die Gedanken träumerisch und sprunghaft machte?
Eine dunkle, fromme Erinnerung überkam ihn. Die Hände falten! Er streifte die schweren Pelzhandschuhe ab und schlug die Finger übereinander.
Da… seine Rechte zuckte zurück. Was war das Kalte, das er berührt hatte? Kalt und brennend zugleich. Er hob die Hand zum Gesicht. Vom Mittelfinger der Linken strahlte ihm der Alexandrit entgegen, jetzt auch im Tageslicht hellrot glühend, wie er ihn noch nie gesehen hatte.
Mit einem Sprung stand er auf den Füßen.
Sich von dem eigenen Schicksal wegstehlen? Dem Leben feige den Rücken kehren? Nein, niemals, und wenn der Weg nach Golgatha führen sollte.
Ruhigen und festen Schrittes ging er zum Berge. Er trat hinein und schritt durch die Gänge. Der rote Sonnenschein drang durch die grünlichen Eiswände und erfüllte die Hallen und Gänge mit einem magischen Doppellicht. Die völlige Stille, die hier in den Regionen des ewigen Eises herrschte, wurde nur durch das leise Ticken der Fernschreiber unterbrochen.
In schwirrendem Spiel klapperten die feinen Schreibhebel der Apparate auf und nieder und notierten die Botschaften, die von allen Teilen der Welt her durch den Äther kamen und sich in den Maschen der Antenne fingen… Immer neue Nachrichten von den Kriegsschauplätzen.
Mit schweren Schritten ging Erik Truwor auf den mächtigen Strahlapparat los, der jetzt oben auf der Plattform des Berges im Freien stand.
Nur ein einziges Wort kam von seinen Lippen:
»Auf!!!«
Wie Kampfruf klang es! Ein Kampfruf war es auch!
Silvester und Atma folgten ihm. Wie der Herr der Welt saß Erik Truwor vor dem Apparat. Der Bildschirm zeigte eine gewaltige Flotte schwerster Schlachtschiffe und Flugzeugträger, von zahllosen Jagdbombern abgeschirmt, auf der Fahrt zum Angriff.
Mit eiserner Ruhe bewegte Erik Truwor die großen Steuerknöpfe. Die telenergetisch erzeugten Atomkräfte begannen nach seinem Willen zu wirken.
Die Macht der Drei griff in den Krieg ein und – brachte ihn zum Stillstand--!
*
Dr. Rockwell, der Leibarzt des Präsidenten, und Hauptmann Harris, der diensttuende Adjutant, unterhielten sich mit gedämpfter Stimme im Vorzimmer.
»Solange der Herr Präsident meinen ärztlichen Rat nicht wünscht, darf ich mich ihm nicht aufdrängen.«
»Es geht so nicht weiter, Herr Doktor! Dies Leben hält auf die Dauer kein Mensch aus. Seit zwölf Tagen, seit der
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