Die Macht Der Könige
war der Hehler der Diebesbanden vor dem Krieg gewesen. Sie kannte ihn, sie wußte, daß er ein ehrlicher Hehler war, zumindest, daß er am anständigsten von allen Hehlern in Freistatt bezahlte. Er brauchte allerdings nicht zu wissen, daß es Ischades Gold war.
Nein, hatte Stilcho entschieden und heftig gesagt. Nein!
Was willst du denn, hatte sie gerufen, zu laut in dieser verfluchten Mietskaserne, wo die Wände papierdünn waren. Sollen wir verhungern?
Das wäre besser als manches andere, hatte er im Flüsterton geantwortet und sie fest an den Schultern gepackt. Moria, es ist zu gefährlich, das verdammte Ding ist zu groß! Es ist zu viel! Dein Hehler kann sich so einen Klumpen nicht leisten. Er kann ihn nicht bezahlen, er wird dich betrügen oder berauben, das eine oder andere ganz bestimmt! Verdammt, Moria, du kannst dich mit diesem Ding nicht auf die Straße wagen!
Er war der Panik nahe gewesen. Seine Finger taten ihren Schultern weh, und seine Angst erschreckte sie, denn sie kannte seine Panikanfälle, wußte, wie schlimm sie waren, wie blindwütig, und wie furchtbar sie ihr zusetzten, die alten Alpträume, die alten Erinnerungen (die gar nicht so alt waren, es lag alles erst wenige Monate zurück) an Stilchos vor Entsetzen gellende Stimme im Haus am Fluß. Eine Frau konnte das nicht ertragen, nicht von dem Mann, den sie liebte. Sie wollte sich nicht daran erinnern. Sie wollte nicht, daß er, der so stark und doch so verwundbar war, zerbrach.
Wir werden es schmelzen, sagte er.
Wann, rief sie und hielt den Atem an und biß sich auf die Lippe. Wie oft waren sie das schon durchgegangen! Das versprach er immer, wenn sie davon redete, den Klumpen zu verkaufen. Zum Schmelzen eines solchen Klumpen gehörte ein stärkeres Feuer, als sie in ihrer Wohnung machen konnten. Sie konnten ihn nicht einmal erhitzen und behämmern. Die Wände würden das Hämmern weitertragen. Der Geruch würde durch die Ritzen, durch alle Öffnungen dringen. Der Ausbruch eines Feuers wurde in den Mietskasernen am meisten gefürchtet, und die Nachbarn würden ihnen die Tür einrennen, würden ihnen nach dem Leben trachten, denn sie hatten bereits erkannt, daß ihr Mann anders war, vermutlich ein flüchtiger Magier. Das war es, was sie über ihn hatte flüstern hören, und das war ein gefährliches Gemunkel, denn Magier brachten nichts Gutes, das bewies schon der niedergebrannte Häuserblock in Freistatt.
So leicht konnte ein Gerücht entstehen, das sie beide verdammen und ihre Wohnung kosten würde.
Oder ihren Hals.
Sie würde zu Gorthis gehen. Er würde den Klumpen nehmen und ein Konto für sie einrichten, und es würde kein Geld geben, außer dem bißchen, das sie brauchten, um eine bessere Wohnung zu bekommen, und ein paar Sachen, die sie am dringendsten benötigten; gerade noch soviel, daß sie einen kleinen Laden pachten konnten. Das war es, was sie sich von dem Gold erhoffte. Ein Auskommen für sich und ihren Mann, damit er die Ruhe fand, die er brauchte, um vergessen zu können. Und Fensterläden und eine feste Tür, die sie vor der Dunkelheit verriegeln konnte, wo SIE wandelte und jagte.
Die Treppe hinunter, auf die Straße, eine Frau mit einem Korb voll Lumpen, eine Frau mit einem Kopftuch und einem dicken Schal und langen Röcken, die ihre Jugend und ihr Aussehen verbergen sollten.
In die Oberstadt wie eine Putzfrau, die zur Arbeit zu einer mittelständischen Familie geht, die nicht wohlhabend genug ist, Dienstboten anzustellen. Sie war eine von vielen in der Mitte von Freistatt, Köchin oder Hausmädchen, ehrbar genug und nicht verführerisch. Kein Gauner in der Stadt würde seine Zeit mit ihr vergeuden, wenn reichere Opfer zu finden waren.
Straton rutschte aus dem Sattel und fing sich im Steigbügel seines Braunen, bevor er die Eisenspitzen im Fleisch hatte, die aus Ischades Heckenzaun ragten. Der Braune wieherte und schwang den Kopf herum, um ihn besorgt zu stupsen. Und seine Nase war warm, er war kein untotes Pferd, keine Höllenbrut, wie Crit behauptete. Der Braune liebte ihn. Das nahm er als gutes Omen. Er klammerte sich an dieses Omen, er hoffte, daß Ischade, die ihm jegliche Zärtlichkeit entzogen hatte, das Pferd nicht zurückholte, sondern es ihm ließ, als ein Geschenk, das keinen verborgenen Stachel hatte.
Er drückte das Gesicht an den Hals des Braunen und weinte, während sie im Regen standen und beide durchnäßt waren und froren. Strat war sehr betrunken. Und er wußte, daß er wieder aufsitzen und schnell
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