Die Macht Der Könige
Wert.
Er erinnerte sich, was sogar er eine Zeitlang vergessen gehabt hatte, bis sein Sohn ihn darauf aufmerksam machte, daß Blut auf der Welt alles ist; und daß Schuld nur mit Blut bezahlt werden kann.
Ihre Namen, hatte er seine Informanten gefragt. Beschafft mir ihre Namen!
Und schließlich hatte er die Antwort erhalten: Die Stiefsöhne Critias und Straton.
Da fing er an, alles über diese beiden herauszufinden. Er erfuhr von ihrer Partnerschaft in den Heiligen Trupps. Er erfuhr, was das bedeutete. Er erfuhr ihre Kriegsnamen und ihren Lebenslauf, soweit seine Informanten es aus Klatsch und den Gesprächen von rankanischen Soldaten in Schenken und Freudenhäusern ermitteln konnten.
Er wollte mehr denn ihren Tod. Er wollte Rache. Er wollte ihren Ruin, ihren langsamen qualvollen Ruin von der Art, welche die Seele zerfressen würde, was für eine Seele Schlächter wie sie auch haben mochten; und er wollte, daß sie endlich eine Furcht empfanden, wie ihre Opfer vor ihnen empfunden hatten, eine lähmende, hoffnungslose Furcht.
Deshalb hatte er sich von Straton zurückgehalten, als seine Informanten ihm mitgeteilt hatten, daß Stratons Seele bereits verpfändet war - einer Hexe verpfändet. Deshalb hatte er Blut geschwitzt, als er die Stiefsöhne nach Norden reiten sah und Critias mit ihnen. Deshalb hatte er nächtlich zu den finstersten Göttern gebetet, einen Stiefsohn vom Krieg und seinen Gefahren zu retten - und Zauber über einen anderen zu verhängen, Zauber, die ihn zur Hölle verdammen würden, und Zauber, die Critias mit Rachegedanken zurückbringen würden, o ja, den Mann des Krieges zu dem verzauberten Mann, seinem Partner, seinem Liebsten, zweifellos, auf die Art von Heiligen Trupp-Partnern. Nas-yeni kannte jede Einzelheit, die er über die Heiligen Trupps hatte erfahren können. Er studierte sie besessen, so wie er einst seine Konkurrenten studiert hatte; und er studierte vor allem dieses Paar, den Ruf der beiden, ihr Benehmen, die Zeit, wann sie schliefen und aßen, und ihre Mienen. Ja sogar das, weil er in ihrer Nähe gewesen war. Oh, oft hatte er dicht bei dem einen oder dem anderen gestanden, hatte sie in der Menge gestreift, hatte einmal in Stratons Augen geblickt, als sie unerwartet aneinanderrempelten.
... Augen, die in die Augen meines Sohnes geblickt hatten, Augen ohne Mitleid, Augen, die jetzt aus der Hölle starren, nicht wahr, Mörder? Ich könnte dich jetzt töten. Ich könnte ein Messer in dich stoßen und zusehen, wie diese Augen tief erschrecken und wie Angst in ihnen erwacht...
Aber das wäre zu schnell, viel zu schnell. Einen guten Tag, Rankaner. Einen guten Tag und mögen die Götter dich vor allen Gefahren der Straße bewahren.
Er hatte Straton angelächelt, so freundlich er konnte. Und der Rankaner, was immer auch sein Gewissen belastete, war verwirrt und ärgerlich gewesen, weil ein Ilsiger ihn berührt hatte.
Vielleicht - hatte er ein Messer in den Eingeweiden erwartet.
Nachdem Straton sich einen regelmäßigen Tagesablauf angewöhnt hatte, in jener schlimmen Zeit, wenn nur Dummköpfe das täten, hatte Nas-yeni ihn auf der Straße oft angelächelt, mit diesem gleichen, geheimnisvollen Lächeln, das so sehr nach Unterwürfigkeit aussah.
Heil unserem Eroberer, wie mutig von dir, unter uns zu reiten, morgens wie abends, benommenen Blickes und verzaubert.
Kennst du mich inzwischen? Seine Mutter hatte immer behauptet, Beruth habe meine Augen, meinen Mund.
Aber er hätte dich nicht angelächelt.
Seine Mutter starb im Winter, weißt du das? Sie legte sich ins Bett und stand nicht mehr auf. Sie lächelte nie wieder. Ist einfach gestorben. Sie nahm das gesamte Schlafmittel, das zu Hause war, auf einmal.
Ich schulde dir so viel, Stiefsohn. Wahrhaftig.
Man erzählt sich, daß die Stiefsöhne nach Freistatt zurückkehren.
Critias - kommt heim. Was wirst du ihm sagen, mein Freund? Was wird du ihm über diese Stadt sagen, die du kommandierst?
Wer wird dann mit dir schlafen?
Und was wird der Geheimnisvolle mit dir machen?
Jeden Morgen, jeden Abend. Einer in der Menge.
Teil der Menge, als Critias grimmig und hart an den Ort geritten kam - hart und kriegerisch, wo Straton versonnen und seltsam geworden war.
Wo Straton ihr diente, deren Namen man nur selten nannte und im leisesten Ton unter den Ilsigern, die wußten, daß sie eine Art Schutzpatronin hatten.
Es verwirrte sogar Nas-yeni.
Aber die Qual, die absolute Höllenpein, die jetzt aus Stratons Gesicht sprach - die
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