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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wegreiten sollte.
    Aber er tat es nicht. Er stieß sich weg von dem Braunen und stolperte einen Schritt zum Gartentor. Die Kälte des Eisens verbrannte seine Hand. Ein Rosendorn stach in seinen Daumen, unbewußt hob er ihn zum Mund und lutschte das Blut, das heraussickerte.
    Das Tor schwang nach innen auf und der Weg zum Garten war frei, zu diesem Labyrinth aus hüfthohem, dürrem Unkraut, aus Dornbüschen und schwarzen kahlen Bäumen, welches das kleine Haus mit seinem Eingang aus grauen Steinen fast verbarg.
    Er torkelte ein wenig und suchte verzweifelt das Gleichgewicht zwischen seiner Trunkenheit, die er gebraucht hatte, um überhaupt hierher zu kommen, und der Nüchternheit, die er brauchte, um mit ihr zu sprechen.
    Der Daumen blutete noch, als er einen Blick darauf warf. Er wischte ihn an seinem Hosenbein ab und blickte wieder hoch zu der Haustür direkt vor ihm, und er hörte das schwache Quietschen der Angeln.
    Ischades Anblick traf ihn wie ein Faustschlag in den Magen. Sie war so schön, ganz Dunkelheit und Licht, ihr schwarzes Gewand flatterte im Wind, ihr Haar wehte wie Rauch um ihr Gesicht, um die dunklen Augen, die seine Seele erfaßten und aus ihm herauszureißen drohten.
    »Ischade.« Seine Kiefer wollten sich nicht bewegen, ohne daß seine Zähne klapperten. Er war völlig durchgefroren. Hier im Freien, am hohen Ufer des Schimmelfohlenflusses, war der Wind schneidend wie ein Messer. Und ihre Miene sah nicht so aus, aus ließe Ischade sich erweichen. »Ischade, es tut weh, es tut so verdammt weh.« Er drückte ihr die Hand auf den Arm, und er spürte den Schmerz trotz des Alkohols, den er getrunken hatte. Der Schmerz quälte ihn so sehr, daß er keinen Schlaf finden konnte. »Du hast das verdammte Pferd geheilt, kannst du denn mir nicht helfen?«
    »Es gibt Ärzte.«
    »Um Vashankas willen, Ischade.«
    »Vashanka hat Tempus nicht geholfen. Ich bezweifle, daß er hier Macht hat.«
    »Ich verfluche dich!«
    »Das haben schon bessere Männer versucht. Verschwinde, Strat. Sofort!«
    Er stand zitternd da, seine Zähne klapperten, und der Schmerz in der Schulter schnitt wie ein stumpfes Messer bis in die Knochen wie schon seit Tagen bei diesem Wetter. Er wünschte sich, er hätte den Mut, sich umzubringen, aber immer noch hielt er an dieser idiotischen Hoffnung fest, daß jemand diesen Schmerz wert war. Er hatte Ischade gehabt. Er hatte Crit gehabt. Doch weder die eine noch der andere benahm sich vernünftig. Ein Mann, der geliebt worden war, konnte nicht aufhören, weiterhin Liebe zu erwarten und zu glauben, daß alles wieder gut würde. Ein Mann, der mitansehen hatte müssen, wie die beiden Menschen, die er auf der ganzen Welt am höchsten achtete, den Verstand verloren und sich wie Verrückte benahmen, hörte nicht auf zu hoffen, daß sie eines Tages wieder zur Vernunft kamen und ihm versichern würden, wie leid es ihnen tat.
    Ein Mann, dessen Welt auf dem Kopf stand, konnte sich nicht umbringen. Ein Mann, dessen Universum so völlig durcheinandergewirbelt war, konnte nicht einfach Abschied von der Welt nehmen.
    »Ischade, verdammt, ich habe nicht so gemeint, was ich tat! Ich habe es nicht verstanden! Ischade, verdammt, es reicht! Und wie es reicht! Mach die verdammte Tür auf!«
    Das war seine Stimme, quäkend und sich überschlagend wie die eines Jungen im Stimmbruch. Aber es war er selbst, auf Händen und Knien im nassen Unkraut, weil die Welt sich plötzlich nach links gedreht hatte und einen Augenblick lang alles schwarz geworden war, und er war hier gelandet, auf seiner verdammten schmerzenden Schulter. Er nahm alle Willenskraft zusammen, um sich hochzustemmen, und es gelang ihm, erst einen Arm hochzubringen und ein Knie, dann das andere; er drehte sich um und schritt zum Gartentor zurück. Er dachte dabei, daß er es vielleicht nicht schaffen würde, daß er hinfallen und liegenbleiben und im Regen erfrieren würde.
    Aber er fiel nicht hin. Er erreichte den Braunen und schmiegte sich an seinen warmen Körper, bis er wieder zu Atem gekommen war.
    »Warum nimmst du ihn nicht ebenfalls?« murmelte er zur Hecke, zu den unnatürlichen Rosen, zu der Hexe, die seine Seele als Pfand hielt. »Alles andere hast du mir schon weggenommen. Nimm ihn auch noch und sei verdammt!«
    Falls sie ihn hörte, so, wie sie auf ihre magische Weise alles in der Nähe ihrer Schutzzauber wahrnahm, ließ sie es nicht erkennen. Der Braune stand unerschütterlich und wartete nur, daß Strat aufsaß, und als er im Sattel war,

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