Die Macht der Steine
tappte nervös mit dem Fuß auf den Boden. Er hielt nach Thinner Ausschau. Der Cyborg war ihnen nicht in das Vorzimmer gefolgt.
Arthur ging zur Tür und dann einen kurzen Gang entlang. Thinner war weder im Amphitheater noch im Korridor. Arthur kehrte ins Vorzimmer zurück, und als er sah, daß Jeshua und Kahn in die Computerdaten vertieft waren, begab er sich auf die Suche nach Thinner.
Er war müde und ziemlich ängstlich, aber der restaurierte Cyborg war ihm seit dem Verlassen von Wiederauferstehung ein Rätsel gewesen. Sollten die Stadt-Teile eigentlich nicht Kahns Anweisungen befolgen? Thinner übte sich offensichtlich in Befehlsverweigerung.
Arthur ging zur Hauptpromenade, wobei er versuchte, sich den Weg zu merken, und marschierte dann im trüben Licht zu einer spiralförmigen Rampe, die zu den höheren Ebenen führte. Er erspähte den Cyborg auf der Rampe.
Arthur folgte ihm. Der Cyborg schien sich in Thule nicht besser orientieren zu können als Arthur auch. Es war leicht, ihn zu verfolgen; Thinner blieb alle paar Meter stehen, um die Wände zu befühlen, darüberzustreichen oder sie einfach mit den Fingern zu berühren.
Unter Benutzung von Aufzügen, Rolltreppen und weiteren Spiral-Rampen, die um einen Lüftungsschacht verliefen, verharrte Thinner schließlich mit ausdruckslosem Gesicht fünf Ebenen über dem Amphitheater. Aus der Art, wie er die Oberflächen der Stadt berührte, konnte man schließen, daß er dort etwas abtastete und einem unsichtbaren Leitsystem folgte.
Dann fiel Arthur etwas zu weit zurück, und Thinner ortete ihn. Er erstarrte. Thinner sah ihn ein paar Sekunden lang an, wandte sich dann ab und setzte seine Wanderung fort. Arthur wartete einen Moment, wobei er sich fragte, wie der Cyborg wohl auf seinen Verfolger reagieren würde, und hastete ihm dann hinterher.
»Weißt du, wonach ich suche?« rief Thinner zu ihm hinunter.
»Nein«, sagte Arthur.
»Die Computer werden Kahn nicht alles sagen, was er wissen muß. Sie stürzen ab. Deshalb suche ich nach ComNet- Eingabegeräten – nicht nur ROM-Terminals.«
»Warum?«
»Eine Sicherheitsmaßnahme. Was weißt du von Thule?«
Das war zwar eine merkwürdige Frage, aber er beantwortete sie, ohne weiter darüber nachzudenken. »Thule ist jetzt eine gnostische Stadt, aber vor dem Exil war die Gnostik nur ein Teilaspekt ihrer…« – er verstummte, irritiert durch den Fluß der Worte – und nicht nur der Worte, sondern auch der Bilder, der Erkenntnis – »…ein Teilaspekt ihrer häretischen Programmierung. Zehn Jahre vor dem Exil fiel George Pearson vom Glauben ab und wurde Bürgermeister von Thule.« Seine Gedanken überschlugen sich schier. »Die Stadt erkannte die Begründung der anderen Städte für das Exil nicht an. Aber zwei Monate später hat sie aus eigenen Beweggründen zunächst alle Juden vertrieben. Die Gnostik ist mit dem jüdischen Glauben unvereinbar. Dann erfolgte die Ausweisung der restlichen Bevölkerung. Die Bewohner sind alle in der Kälte umgekommen.«
»Woher hast du diese Informationen?«
»Von Wiederauferstehung, glaube ich.«
»Hat dir Geschichtsunterricht gegeben, wie einem Kind. Wie fühlst du dich?«
»Verwirrt«, gestand Arthur, der im Gleichschritt mit Thinner marschierte. »Und stärker… und ich fürchte mich sehr.« Da war ein Teil von ihm, den er irgendwie nicht sich selbst verdankte, sondern der Erinnerung der Städte. Er fühlte sich in seiner Integrität verletzt, aber nicht nur das… er verspürte Zufriedenheit, einen verschämten Stolz auf das Wissen, das er unrechtmäßig erworben hatte.
Das Gefühl, seine eigenen Worte zu verstehen, irgendwie etwas Größeres zu sein – als ob er einen Atlas seiner eigenen Vergangenheit erhalten hätte, einen Zauberspiegel – war unglaublich und konnte gar nicht in Worte gefaßt werden.
Thinner blieb unvermittelt stehen und wandte sich um. »In einem Raum am Ende dieses Gangs gibt es Eingabegeräte.«
»Du erkennst das durch bloßes Berühren der Wände?«
»Alle Städte verfügen über ein Nervensystem. Ich kann die Impulse decodieren. Sie sagen mir Dinge, von denen nicht einmal Kahn etwas weiß. Thule befindet sich jetzt in einem sehr schlechten Zustand. Selbst eine häretische Stadt würde angesichts dieser Untaten ein schlechtes Gewissen haben. Sie hat zugesehen, wie ihre Bewohner im Schnee erfroren sind. Und sie hat sie ohne Not ins Exil geschickt, aus eigenem Antrieb. Dies ist ein gefährlicher Ort.«
»Weiß die Stadt denn, daß du sie
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