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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mit Glasscherben bedeckt. Der sich dahinter anschließende Raum war größer und mit großen Tischen eingerichtet, auf denen Papierrollen und Notizbücher lagen. Auch hier war der Boden mit Kristallsplittern übersät. Zwischen den Scherben fanden sich Knochen und Tuchfetzen. Das Mobiliar war mit gläsernen Nadeln gespickt.
    Der einzige unversehrte Körper war an die gegenüberliegende Wand geheftet. Dunkles, geronnenes Blut zog sich in Streifen an der Wand hinab. Wie lange – neun Jahrhunderte? Nur Knochen waren noch übrig, die in einem weißen Anzug steckten, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Modell aufwies, das Kahn in Bruderschaft ausgepackt und angezogen hatte.
    Er ging zu der angenagelten Gestalt hinüber und inspizierte sie sorgfältig, wobei er immer wieder die Hände zu Fäusten ballte.
    »Es liegen vier Schädel auf dem Boden, Architekt«, meldete Jeshua.
    Kahn griff vorsichtig in die Tasche des weißen Anzugs und holte eine juwelenbesetzte Datenbank hervor. Auf der Rückseite war zu lesen: ›Liebe in unserem dritten Jahrhundert‹. Ergänzt wurden die Worte von Danices persönlichem Symbol, einer Rose, deren Blütenblättern einen Stern einfaßten.
    Dies war genau eines von den teuren, geschmacklosen Geschenken, die Danice ihm verehrt hatte – eine juwelenbesetzte Datenbank.
    Kahn öffnete den Mund und schloß ihn wieder, dann schaute er zu dem Totenschädel hoch. Die Datenbank piepste, und er wandte den Blick wieder nach unten. Er hatte versehentlich das kleine Display aktiviert. Ein Dreieck erschien, dessen Eckpunkte mit dem Symbol für die Erde, ›G.D.P.‹, sowie einer waagrechten Acht – unendlich – markiert waren.
    Er ging über die Scherben zum Tisch und blätterte die Notizbücher durch, wobei er die zusammengerollten Stadtpläne und Kristallsplitter wegschob. Es dauerte mehrere Minuten, bis er schließlich den gesuchten Abschnitt gefunden hatte, in einem auf den 09.09.2669 datierten Notizbuch. Die Notiz war anscheinend ein Nachtrag: eine hingekritzelte Grafik, welche die solaren Maxima und Minima darstellte. Bei der Sonne dieses Planeten handelte es sich angeblich um einen Bolingen-Veränderlichen; diese Bezeichnung war ihm aber unbekannt. Er hatte eine Periodizität von sechshundert Jahren. »Befindet sich jetzt im Minimum«, besagte die Eintragung beiläufig. »Gravierende klimatische Auswirkungen im Maximum, aber keine permanenten Folgeschäden. Küstenlinien aufgrund des Anstieges des Meeresspiegels verändert, Klima unbeständig.«
    Kahn führte im Kopf Rechenoperationen durch. Wenn die Sonne sich vor neunhundert Jahren im Minimum befunden hatte, stand sie heute im Maximum. In wenigen Jahren – oder Jahrzehnten – würde wieder der Abwärtstrend einsetzen. Die Bevölkerung von Gott-der- Schlachtenlenker hatte schon immer mit dieser Periodizität gelebt. Sie würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch diesmal überstehen.
    Sie brauchten ihn nicht. In gewisser Weise hatte Matthäus recht. Per Saldo war seine Rückkehr irrelevant. Aber er konnte das Bifrost aktivieren, das beenden, was der echte Kahn begonnen hatte… was vermutlich darin bestanden hatte, die Menschen von diesem elenden, erratischen Planeten zu evakuieren, indem sie durch das Bifrost gingen.
    Er fand ein Notizbuch mit einem stumpfen, frostüberzogenen Goldeinband. Er kramte es aus dem Schutt hervor und schlug die erste Seite auf. Sie zeigte eine komplexe Rißzeichnung eines sphärischen Objektes, die von ihm unverständlichen mathematischen Formeln kommentiert wurde, obwohl die Handschrift eindeutig seine eigene war. Die Aufbewahrung handschriftlicher Notizbücher war eine Schrulle, die er sich aus Kindertagen bewahrt hatte, als er sich noch für einen zweiten Leonardo da Vinci hielt.
    Einige der Zahlen konnte er enträtseln: Größenangaben – die Sphäre hatte einen Durchmesser von zehn Kilometern –, und in einer Ecke fanden sich Analysen zur Materialstärke. Den Zahlen nach zu urteilen bestand diese Sphäre offensichtlich nicht aus Materie – sie war praktisch unzerstörbar –, und ihre interne Struktur war anscheinend amorph, glich eher einem gigantischen Schaltkreis als einem Gebäude oder gar einem Schiff.
    Er blätterte weiter. Die Kapazität der Sphäre war enorm, sie sollte angeblich Platz für eine Billion Menschen bieten. Aber in welchem Aggregatzustand? Nicht körperlich, soviel war klar. Beim Weiterblättern stieß er auf Skizzen von anderen Strukturen, darunter eine noch viel größere

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