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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Stunde. Die übrige Nacht verbrachten sie mit Raub und Zerstörung. Frederics Mutter konnte nur ihren jüngsten Sohn aus dem Inferno in Sicherheit bringen und kam auf der Suche nach den anderen im brennenden Haus ums Leben. Am Nachmittag darauf war nichts weiter als Asche übrig.
    Als Jean Duvoisin nach Charmantes zurückkehrte, erklärte er den Grund für geheiligt. Verbittert ließ er sein Leben als Kauffahrer hinter sich und wurde Farmer. Er erbaute das große Haus, in dem sie heute lebten, und fügte für den Fall, dass sie erneut überfallen würden, auf der Rückseite zusätzliche Treppen als Fluchtwege an. Mit den drei Kindern, die ihm geblieben waren, zog er in das neue Haus, engagierte Rose, um Frederic zu betreuen, und pflegte für den Rest seiner Tage sein gebrochenes Herz.
    Heute war die Gefahr von Piratenüberfällen jedoch so gut wie gebannt. Seit Britanniens Könige die Bahamas für die Krone beanspruchten und die britische Marine in diesen Gewässern kreuzte, stand Les Charmantes dank Frederics Loyalität der Krone gegenüber und dank des Britischen Gesetzes, das auf den Inseln galt, sozusagen unter dem Schutz der britischen Marine. Das war vor fünfzig Jahren, als die Piratenüberfälle in der Karibik an der Tagesordnung waren, völlig undenkbar. Trotzdem lebte das Leid der Vergangenheit fort. Noch immer starben kleine Jungen auf Charmantes .
    Mit einem tiefen Seufzer drückte Paul seine Wange auf Charmaines Haar. Sie schlang die Arme um ihn, und er schöpfte aus ihrer Verletzlichkeit neue Kraft. Getröstet standen die beiden schließlich auf und kehrten ins Haus zurück.
    New York
    John stand am Schlafzimmerfenster seines Stadthauses und starrte auf die Straße hinunter. Trotz der späten Stunde herrschte noch lebhaftes Treiben. Der Lärm hatte ihn geweckt, aber in letzter Zeit schlief er ohnehin nicht gut. Er atmete tief durch und seufzte. Die Frau in seinem Bett bewegte sich im Schlaf. Er betrachtete sie einen Augenblick lang, doch als sie weiterschlief, wandte er sich wieder dem Fenster zu.
    Er dachte an Colette. Und an Charmaine. Seltsam, aber vergangene Nacht hatte Charmaine seine Phantasien beherrscht. Charmaine … Wie gern würde er sie genau jetzt im Arm halten und mit ihr weinen und danach wieder lachen.
    Samstag, 13. Januar 1838
Charmantes
    Charmaine war mit Paul in der Stadt verabredet. Für einen Tag im Januar brannte die Sonne ungewöhnlich heiß vom Himmel. Zu heiß jedenfalls, um ohne Hut zu reiten. Also musste sich Dapple, wie Jeannette die graue Stute inzwischen getauft hatte, noch etwas gedulden, bis Charmaine ihren Hut von oben geholt hatte.
    Die Tür zum Kinderzimmer war nur angelehnt, sodass sie unfreiwillig Zeuge des Gesprächs wurde, das die Zwillinge nebenan mit ihrem Vater führten. Offenbar blieben sie heute zu Hause.
    »Glaubst du, dass Pierre wirklich bei Mama im Himmel ist, Papa?«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Und dann: »Ja, Yvette, das glaube ich ganz bestimmt.«
    Deutlich konnte Charmaine den Schmerz in Frederics Stimme hören. Dann wechselte er das Thema. »Ich habe mich heute leider verspätet, weil ich noch allerlei wichtige Dinge für Pauls Fest erledigen musste. Heute Abend treffen wir uns mit Mr Westphal.«
    »Manchmal denke ich, dass das Fest nie stattfindet«, jammerte Jeannette.
    »Bis April ist es nun wirklich nicht mehr lang. Und es wird sicher ein großartiges Fest – außerdem das erste, das seit vielen, vielen Jahren hier auf Charmantes gefeiert wird.« Seine Begeisterung war deutlich zu hören. Offenbar freute er sich wirklich. »Es gibt außerdem auch einen großen Ball mit Musik und vielen eleganten Ladys und Gentlemen.«
    »Dürfen wir auch zum Ball gehen?«
    »Aber selbstverständlich. Ich habe bereits zwei wunderschöne Kleider für euch bestellt.«
    »Und woher kommen die vielen Ladys und Gentlemen?«
    »Aus den Staaten, zum Beispiel aus Georgia, aus den Carolinas, aus Virginia und sogar aus New York. Außerdem haben wir auch Plantagenbesitzer aus der Karibik eingeladen.«
    Dann stellte Yvette die unvermeidliche Frage: »Kommt Johnny auch?« Wieder folgte eine längere Stille.
    »Nein, Yvette, ich fürchte, er kommt nicht«, murmelte Frederic schließlich.
    »Weil du es ihm nicht erlaubst?«
    »Das ist nicht richtig. Wenn er möchte, kann er kommen«, antwortete er ernst.
    Doch Yvette war noch nicht überzeugt. »Es war wirklich nicht seine Schuld, Papa. Er hat Pierre so sehr geliebt.«
    »Das weiß ich, Yvette. Aber es geht nicht

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