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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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»Schau sie nur an, Mick.«
    Die Erdlichter waren unruhiger geworden, drängten sich näher zusammen, wirbelten schneller. Dann spritzten sie plötzlich in einem erschreckenden Ausbruch auseinander und schleuderten dabei Strahlen in Katies Gesicht. Sie schrie auf, überall hatte sie Schmerzen, Haar und Haut prickelten. »Mick!«, rief sie, doch er war in Funken und Schatten verschwunden, und als sie die Lichter verscheuchte, schien es, als würden sie sich in höhnische, groteske Gesichter verwandeln. Als Katie nach ihm griff, explodierte blaues Licht, das ihre Handflächen versengte. Sie kauerte sich zusammen und verkrampfte die Hände in dem beißenden elektrischen Schmerz, bis eine Stimme rief: »Lasst sie in Ruhe!«, eine harte, kommandierende Frauenstimme, und sofort erloschen alle Lichter. Atemlos und wund stand sie in der jähen Finsternis; neben ihr rappelte sich Mick vom Gras auf. Eine einzelne Wolke zog über den Mond. Rundum war der Rasen leer.
     
    SECHS
     
    Er hat mich verlassen, er ging von mir fort zum Jahrmarktvergnügen, war mal hier und mal dort. Ü BERLIEFERT
     
    »Das hört sich wie Erdlichter an.«
    Katie umschloss mit den Händen den braunen Becher mit heißem Tee. »Und was ist das?«
    Martin Frobisher streckte die Beine aus. Sein Bart war dicht und dunkel; auf dem widerspenstigen Haar hatte er den weichen Hut mit der Feder zurückgeschoben. »Das weiß keiner genau. Manche sagen, sie sind Kugelblitze. Andere halten sie für eine Art elektromagnetische Energie. Wieder andere für Geschöpfe aus dem Feenland.« Katie grinste und er sah es.
    »Mach dich nicht lustig über das, was du nicht kennst, Katie«, sagte er ernst.
    Von der obersten Stufe streckte sie einen nackten Zeh hinunter und fuhr einen Streifen im nassen Gras nach. Der Tau war eisig und rollte in Tropfen über ihren Fuß. »Aber andere Leute haben sie auch gesehen?« »Das behaupten sie.« Er trank und schaute über das frühmorgendliche Feld.
    »Könnten sie in irgendeiner Verbindung mit dem Kornkreis stehen?« Katies Mutter rührte im Honig.»Das wäre möglich. Carter hält den Kreis für einen Schwindel – nun, das ist mehr als wahrscheinlich.« Martin nippte nachdenklich an seinem Tee. »Ich habe viele gesehen – rund um Avebury im vergangenen Jahr. Oder in Stonehenge. Aber der hier ist eigentlich anders. Er hat etwas Sonderbares. Er ist so klein und deutlich. Und er prickelt.« »Prickelt?«, fragte Jean.
    »Ja. Er prickelt, Jean, und besser kann ich nicht beschreiben, was ich meine.«
    Sie lachten beide. Katie drehte sich um und goss den Satz aus dem Becher. »Oh, hallo!«, sagte sie überrascht. Alex stand neben der Bude und hörte ihnen zu. Im frühen Sonnenlicht sah er müde aus, sein alter rostfarbener Pullover war am Hals ausgefranst. »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich habe dich erschreckt.« »Ich habe Sie nicht kommen hören.«
    Calum schaute von seinem Glühofen herüber. »Ich bin gleich bei Ihnen, Alex.«
    Der Harfenist sah sich unruhig um. »Ich könnte später kommen ...«
    »Nein. Es dauert keine Sekunde.«
    »Trinken Sie einen Tee mit uns.« Katie goss ein und hielt ihm den Becher hin. Zögernd nahm er ihn. »Zucker?« »Nein danke.«
    Martin Frobisher beobachtete ihn über den Rand seines Bechers. »Wie geht es Ihnen, Freund? Ich habe gehört, dass Sie zurück sind.«
    Alex schlang die langen Finger um seinen Becher. »Mir geht es gut«, sagte er scharf. »Haben Sie heute eine Session?« »Um zwei.« Er schaute hinüber. »Falls der Wirbel fertig ist.«»Oh, fertig ist er.« Calum richtete sich auf und wischte die schmutzigen Hände ab. »Ich muss ihn nur finden, das ist alles.«
    Der Harfenist runzelte die Stirn und schaute weg. Bildete Katie sich ein, dass er enttäuscht war? Sie stellte beide Füße in den Tau, ohne es zu merken.
    Ihr Vater ging ins Zelt; sie hörten das Rasseln und Geklapper, als er einen Werkzeugkasten ausleerte. In der beklommenen Stille zog Katie die Hände in die Ärmel ihres bunten Pullovers und fröstelte. Es war kaum acht und die Sonne stieg gerade über den nebligen Wald. Jetzt berührte das blasse Licht das Jahrmarktfeld und ließ die Buden und Fahnen und Zelte lange Schatten werfen. Alex beobachtete es auch. Sie sah, wie er in die Wärme trat, als fröre er. Ihr Vater kam mit dem Wirbel heraus. »Taugt er was?« Der Harfenist drehte ihn in den langen Fingern, sie waren fast zu lang, fand Katie, als hätte das jahrelange Saitenzupfen sie verändert. »Er ist sehr gut«, sagte er

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