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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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düster. Er zog eine Pfundmünze aus der Tasche und streckte sie ihm hin.
    »Ach, vergessen Sie's.« Calum schob seinen massigen Körper zur Treppe. »Nicht unter Handwerkern. Ich werde kommen und Ihnen zuhören – nach allem, was man sagt, sollte das Lohn genug sein.«
    Alex nickte unglücklich. »Hoffen wir's.« Er gab Katie den halb vollen Becher zurück. »Danke für den Tee.« Martin sah ihm nach und sagte: »Er ist immer noch nicht in Ordnung.«
    »Was hat ihm gefehlt?«, fragte Katie neugierig. Martin zuckte die Achseln und schaute ihren Vater an. »Irgendeine Krankheit«, murmelte Calum. »Jetzt ist es vorbei.«Sie wechselten einen Blick und Katie ärgerte sich, während sie Alex auf seinem Weg zwischen den Zelten nachschaute. »Er war ein großartiger Musiker.« Martin trank seinen kalten Tee aus. »Ich meine, er war der Beste. Einen wie ihn habe ich nie zuvor gehört. Nicht nur auf der keltischen Harfe, sondern auch auf Pfeifen und Fiedel.« Er zuckte die Achseln. »Ehrlich gesagt bin ich überrascht, ihn wieder hier zu sehen. Aber wenn er spielt, werde ich da sein, und sei's nur um ihn zu unterstützen. So etwas könnte jedem von uns passieren.«
    Katie kratzte ihre Ferse. Wenn sie noch einmal fragte, würden sie es ihr immer noch nicht sagen. Aber sie würde es herausbekommen.
    Den ganzen Morgen hatte sie im Stand zu tun und sie nahm an, dass Mick arbeitete. Aber um zwei war immer noch nichts von ihm zu sehen, deshalb ging sie allein zu dem kleinen Musikzelt, während ihre Mutter und zwei andere Frauen um einen verbeulten Kessel saßen wie die Hexen in Macbeth und tratschten.
    Katie steckte den Kopf ins Zelt und sah, dass es fast voll war. Die Leute saßen auf Bänken oder auf Teppichen an den Seiten, und auf dem Grasfleck in der Mitte standen eine kleine Harfe und eine Sammlung anderer Instrumente. Die Mikrofone waren aufgestellt, jemand klopfte besorgt daran und der scharfe Knall übertönte die gemurmelten Gespräche.
    Sie ging wieder hinaus und schaute vergeblich nach ihrem Vater aus, dafür sah sie Alex.
    Am Rand des Felds, tief zwischen den Bäumen, dort stand er vornübergebeugt. Als er sich aufrichtete, wischte er sich mit einem Taschentuch den Mund und stützte sich mit einer Hand auf den Eichenstamm. Erschrocken lief sie hinüber.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Er sah sie an und gleich wieder weg, sein Gesicht war so weiß wie Papier.
    »Soll ich jemanden holen? Sind Sie krank?« Zu ihrer Bestürzung gab er keine Antwort, sondern drehte sich um und ging tiefer zwischen die Bäume. Sie stolperte hinterher. »Wohin gehen Sie? Alle warten auf Sie.« »Ich weiß.« Er blieb stehen und lehnte sich an einen Baum, dann hockte er sich auf die Wurzeln, senkte den Kopf und ließ die Hände schlaff herunterhängen. Mücken tanzten über ihm in der heißen Luft.
    Sie biss sich auf die Lippe. »Ich könnte jemanden holen ...« »Ich glaube, ich schaffe es nicht.« Jetzt schaute er zu ihr auf und sie sah, dass sein Haar dunkel vom Schweiß war; als er die feuchten Hände ballte, zitterten sie. Katie wusste nicht, was sie sagen sollte. Verzweifelt schaute sie sich nach ihrem Vater oder Martin um, doch keiner war in der Nähe. Aus dem Zelt hörte man eine Trommel leise und ungeduldig rattern. »Aber Sie sind großartig. Das sagt jeder.« »Ich habe Angst.« Grimmig schaute er in die Bäume. »Das ist es.«
    Langsam kauerte sie sich nieder und setzte sich neben ihn. Die weichen Brocken feuchter Erde bewegten sich unter ihren Fingern.
    In der Stille sagte sie: »Ich heiße Katie.« »Ich weiß.« Um den Hals trug er eine kleine Metallscheibe an einer Kette; mit beiden Händen griff er danach und drehte den glatten Kreis um und um. »Es ist lächerlich«, flüsterte er. »Ich habe vor vielen Leuten gespielt, in Konzerthallen, Pubs, Studios ... Jetzt schau mich an. Das ist Furcht, Katie, so fühlt man sie. Alles andere ist verschwunden.« Er klang wütend vor Zorn und Beschämung. Sie versuchte es wieder. »Aber so schlimm ist es doch nicht, oder? Sie müssen an Zuhörer gewöhnt sein. Sobald die Musik beginnt ... «
    »... wird mit mir alles in Ordnung sein?« Bitter sah er sie an. »Das ist es ja, was mich ängstigt, die Musik. Ob sie überhaupt da sein wird.«
    »Sie haben gesagt, Sie haben es früher schon gemacht.« »Früher war es anders.« Er presste die Hände an die Stirn und schloss die Augen. »Ich war anders! Seit damals bin ich in der Hölle gewesen. In tiefen, dunklen Löchern ... Das ist das erste

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