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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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nicht einmal der gekreuzigte Jesus hing über dem Mittelschiff und blickte auf die Holzbänke herab, die in zehn Reihen hintereinander den Großteil des Gebäudes einnahmen. Wenn nicht die Kanzel und die Empore mit der altertümlichen Orgel gewesen wären, wäre nicht zu erkennen gewesen, daß man sich in einer Kirche befand.
    Während Lilith wachsam den Mittelgang durchquerte, zwischen den Reihen der Holzbänke hindurch, fragte sie sich erneut, was zur Hölle hier los war.
    Entschlossen, es herauszufinden, setzte Lilith ihren Weg fort. Als sie am Ende der Bankreihen anlangte, tauchte vor ihr ein steinerner Altar auf, auf dem abgebrannte schwarze Kerzen und zwei Vasen standen, aus denen die längst vermoderten Überreste irgendwelcher Blumen ragten. Rechts führte eine schmale Treppe zur Kanzel hinauf, die sich ein halbes Dutzend Meter über dem Boden befand.
    Lilith trat neugierig auf den Altar zu. Dabei gewahrte sie einen seltsamen Geruch, der die Luft schwängerte und stärker wurde, je näher sie dem Steinaltar kam.
    Lilith schnupperte.
    Vanille?
    Plötzlich begannen in ihrem Kopf sämtliche Alarmsirenen auf einmal zu schrillen. Sie war verwirrt darüber, daß sie nicht sofort darauf gekommen war, was dieser penetrante, vanillige Geruch zu bedeuten hatte, aber wahrscheinlich lag das schlicht daran, daß sie sich trotz allen in einer Kirche befand.
    Und wer erwartete schon, in einem Haus Gottes den Gestank von verwesendem Fleisch zu riechen?
    Nachdem Lilith ihre Überraschung überwunden hatte, näherte sie sich vorsichtig dem Altar, von dem der Geruch ausging. Auf den ersten Blick konnte sie nicht erkennen, was für den wenig angenehmen Duft verantwortlich war. Doch dann entdeckte sie hinter dem Altar, eingelassen in den nackten Steinboden, eine eiserne Falltür, die offenbar in einen Keller führte. Als sie sich darüberbeugte, stellte sie fest, daß der üble Verwesungsgestank durch die Ritzen an den Seiten der Falltür drang.
    Lilith rümpfte angeekelt die Nase.
    Was zum Henker war dort unten im Keller? Ein totes Tier? Eine Ratte vielleicht? Eine Katze?
    Oder etwas ... anderes?
    Lilith mußte es wissen!
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, ergriff sie den Eisenring, der in die Falltür eingelassen war, und zog mit aller Kraft daran.
    Rost rieselte. Angeln quietschten schrill, als die Falltür wuchtig nach außen aufschwang und krachend auf den Steinboden knallte.
    Eine übelkeiterregende Wolke Verwesungsgestank stieg aus der Öffnung und raubte Lilith den Atem. Sie ignorierte ihren Widerwillen und spähte hinab in die Dunkelheit.
    Eine Steintreppe führte in die Tiefe.
    Kurzentschlossen kletterte Lilith in die Öffnung und stieg die ausgetretenen Stufen hinab. Links und rechts von ihr waren die Keller-wände von Moos und Schimmel überwuchert. Irgendwo in der Finsternis tropfte Wasser. Ratten fiepten.
    Je weiter Lilith hinabstieg, desto stärker wurde der Geruch nach verwesendem Fleisch. Süßlich schwängerte er die abgestandene Luft und erinnerte die Halbvampirin bei jedem Schritt daran, daß sie nicht die geringste Ahnung hatte, was sie am Ende der Treppe erwartete.
    Nach etwa dreißig Stufen hatte sie den Fuß der Steintreppe erreicht und gelangte in einen höhlenartigen Kellerraum, dessen Boden mit einer Mischung aus Schmutz, Rattenkot und grauer Asche bedeckt war. Staubige Spinnweben hingen von der niedrigen Decke herab und strichen Lilith über das Gesicht, als sie mit vorsichtigen Schritten auf den nahezu zwei Meter hohen Haufen verwesender Leichen zuging, der sich in der Mitte des Gewölbes auftürmte.
    Der widerliche Gestank nach Vergänglichkeit und Tod wurde überwältigend. Lilith atmete flach durch den Mund und musterte den Leichenberg mit ausdrucksloser Miene.
    Vorsichtig geschätzt mochten es die Überreste von dreißig oder vierzig Menschen sein, die dort, übereinandergestapelt wie Klafterholz, im Dreck lagen. So genau ließ sich das beim besten Willen nicht sagen, da die Leichen fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.
    Lilith schluckte trocken. Sie hatte in ihrem Leben bereits eine Menge schrecklicher Dinge gesehen, aber dieser Anblick war selbst für sie nicht leicht zu verkraften.
    Was war mit diesen Menschen geschehen?
    Falls es überhaupt Menschen waren ...!
    Liliths Verdacht bestätigte sich, als sie sich mit angehaltenem Atem über einen der verbrannten Toten beugte und den in der Verbrennungshitze aufgedunsenen, haarlosen Schädel betrachtete.
    Zwischen den ledrig

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