Die Macht des Feuers
Trab. Allerdings fürchte ich, daß ich Ihnen die Auskunft, die Sie wünschen, nicht geben kann, Ma'am, da ich nicht befugt bin, Informationen, die in Zusammenhang mit laufenden Polizeiermittlungen stehen, an Zivilisten weiterzugeben. Tut mir sehr leid.« Er tat, als würde er bedauern, daß er ihr nicht helfen konnte, doch der überhebliche Ausdruck in seinen Augen kündete vom Gegenteil.
»Das ist wirklich traurig«, sagte Lilith. »Sind Sie sicher, daß Sie mir nicht helfen können?« Sie beugte sich ein Stück vor und schaute dem Officer unverwandt in die Augen. Ihr Geist ging auf Wanderschaft, floß wie ein Strom mentaler Energie in das Bewußtsein des Polizisten und »programmierte« den Mann so, daß er in Zukunft selbst vom Rockefeller Building springen würde, wenn Lilith es ihm befahl.
Zwar haßte die Halbvampirin es, sich Menschen auf diese Weise gefügig zu machen, aber manchmal hatte sie keine Wahl. Und diese Sache war zu wichtig, um sich Skrupel leisten zu können. »Ganz sicher?«
Liliths geistige Manipulation zeigte sofort Wirkung bei dem Uniformierten. Das Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück. »Natürlich werde ich Ihnen helfen«, sagte Danson. »Tut mir leid, falls Sie gerade einen anderen Eindruck gehabt haben, aber zuweilen bin ich ein wenig . zerstreut.«
Lilith winkte großmütig ab. »Kein Problem«, sagte sie. »Wir sind schließlich doch alle nur Menschen, nicht? Jedenfalls mehr oder weniger.«
Officer Danson nickte. »Das ist wohl wahr«, sagte er. Dann klatschte er in einer arbeitseifrigen Geste in seine Hände und fragte zuvorkommend: »Also, Ma'am, was genau kann die Polizei von Los Angeles denn nun für Sie tun?«
Fünf Minuten später verließ Lilith die Polizeistation mit einem schmalen Stapel Computerausdrucke in der Hand, überquerte eilig die Straße, deren gestreute Fahrbahn wie ein grauer Fluß durch das schmutzige Weiß des verschneiten Viertels führte, und stieg zu Mark in den Wagen, der am Bordstein parkte.
Mark sah sie fragend an. »Und?«
Lilith hielt den Papierstapel hoch. »In der Stadt gibt es mehr Kirchen als praktizierende Gläubige«, erklärte sie mit einem leicht resignierten Unterton in der Stimme. »Wie sollen wir da nur die finden, wo der Mönch als nächstes zuschlagen wird?«
»Abwarten«, sagte Mark, bemüht, seinen Optimismus nicht zu verlieren. »Vielleicht finden wir einen Hinweis auf das Schema der Brände, wenn wir die Unterlagen in aller Ruhe durchsehen. Das ist zwar ein bißchen, als würde man die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen, aber es ist zumindest besser, als deprimiert in der Ecke zu hocken und Däumchen zu drehen.«
Lilith stieß einen mißmutigen Laut aus und teilte den Stapel in zwei Hälften. »Okay, Muchacho«, sagte sie und warf ihm einen fingerdicken Haufen Computerpapier in den Schoß. »Dann mach dich mal an die Arbeit.«
Mark nickte und begann die Ausdrucke durchzusehen.
Lilith seufzte leise und schloß sich ihm an. Anders als Mark war sie aber nicht so sicher, daß sie in den Unterlagen etwas finden würde, das sie auf der Suche nach dem Vampirmönch einen Schritt weiter brachte, vor allem, weil sie im Grunde genommen nicht die geringste Ahnung hatten, wonach sie überhaupt suchten. Aber sie wußte nicht, wie sie dem mysteriösen Brandstifter sonst auf die Spur kommen konnten, deshalb ergab sie sich wohl oder übel in ihr Schicksal.
In den Unterlagen waren sämtliche religiösen Einrichtungen von Los Angeles und der angrenzenden Countys aufgeführt. Selbst Privathäuser, die als Kirchen für Kleinreligionen wie die Amish oder die Adventisiten dienten, waren verzeichnet.
Doch aufgrund der Tatsache, daß sämtliche Kirchen, die der Rache des Vampirmönchs bislang zum Opfer gefallen waren, römischkatholischer Zugehörigkeit gewesen waren, waren Lilith und Mark sich relativ sicher, Einrichtungen anderer Glaubensgruppierungen ausschließen zu können. Das ließ die Zahl der Kirchen, die als nächstes Ziel des Vampirs in Frage kamen, immerhin auf knapp hundertsiebzehn im Großraum L. A. schrumpfen .
Während der Durchsicht der Unterlagen war Marks Optimismus beständig kleiner geworden. Als er seinen Stapel schließlich mit einem enttäuschten Seufzen in die Ablage auf dem Armaturenbrett warf, hatte er die Hoffnung auf Erfolg fast aufgegeben. »Nichts«, sagte er resigniert. »Oder zumindest nichts, das uns in irgendeiner Form weiterhelfen würde. Und bei dir?«
Lilith schüttelte den Kopf, ohne von den Papieren
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