Die Macht des Geistes
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sagte laut: »Na, Joe, es sieht wirklich so aus, als wäre jetzt für die nächsten Monate Ruhe. Wenn der Schnee so früh kommt, bleibt er bestimmt bis Ostern liegen.«
Der Hund sah zu ihm auf und wedelte mit dem Schwanz; Joe verstand fast alles, konnte aber nur sehr beschränkt antworten. Dann siegte sein Instinkt, und er raste kläffend über den Hof, wälzte sich im Schnee und weckte mit seinem Gebell die übrigen Bewohner der Farm.
Eine kleine untersetzte Gestalt, die so dick vermummt war, daß nur die langen Arme zeigten, daß es sich nicht um einen Menschen handeln konnte, kam aus dem Haus und blieb neben dem Mann stehen. »Kalt«, schnatterte sie. »Kalt, kalt.«
»Es wird sogar noch kälter, fürchte ich, Mehitabel«, sagte Brock und legte der Schimpansin eine Hand auf den Kopf. Er machte sich Sorgen, weil er bezweifelte, daß die beiden Affen den Winter überleben würden. Er hatte alles mögliche für sie getan, hatte ihnen warme Bekleidung genäht und sie nur im Haus oder im Stall beschäftigt, wo es warm war, aber die beiden hatten eben schwache und anfällige Lungen.
Brock hoffte, daß sie trotzdem am Leben bleiben würden. Obwohl sie von Natur aus leichtsinnig und faul veranlagt waren, hatten sie ihm tapfer geholfen; er wußte, daß er ohne sie nicht mit den Vorbereitungen für den Winter fertig geworden wäre. Und sie waren seine Freunde geworden – er konnte sich mit ihnen unterhalten, nachdem sie sich auf eine Art Pidgindialekt geeinigt hatten. Sie hatten nicht viel zu sagen, und ihr Verstand wechselte rasch von einem Thema zum anderen, bevor das erste erschöpft war, aber selbst das war noch besser als völlige Einsamkeit. Brock mußte schon lachen, wenn er sie an den Geräten turnen sah, die er für sie gebaut hatte, und in diesen Tagen gab es wenig anderes, worüber er hätte lachen können.
Seltsamerweise arbeitete Mehitabel am liebsten im Stall oder in der Scheune, während Jimmy am Herd stand und kochte. Aber diese Einteilung war im Grunde genommen völlig unwichtig. Die beiden Schimpansen lösten jede gestellte Aufgabe rasch und geschickt.
Brock ging über den Hof, wobei seine Stiefel schmutzige Spuren in dem Weiß zurückließen, und öffnete die Stalltür. Aus dem Halbdunkel schlug ihm eine Welle animalischer Wärme entgegen. Mehitabel schaffte Heu und Hafer für die Tiere heran – fünfzehn Kühe, zwei Pferde und der Elefant Jumbo –, während Brock mit dem Melkeimer bei den Kühen saß.
Die zurückgebliebenen Tiere schienen sich unterdessen an die neue Ordnung der Dinge gewöhnt zu haben. Brock zuckte unwillkürlich zusammen, als er daran dachte. Sie vertrauten ihm, wie die Menschen früherer Zeiten den Göttern ihr Vertrauen geschenkt hatten, und heute würde er dieses Vertrauen mißbrauchen müssen. Er konnte die Entscheidung nicht länger hinausschieben, denn dadurch wurde sie nur noch schwerer.
Die Tür öffnete sich nochmals, dann kam Wuh-Wuh hereingehumpelt, suchte sich einen Melkschemel und machte sich ebenfalls an die Arbeit. Er schwieg dabei, während seine Finger mechanisch arbeiteten, aber das war nicht außergewöhnlich. Brock vermutete, daß Wuh-Wuh nicht sprechen konnte, denn er brachte stets nur ein unbestimmbares Grunzen hervor, dem er seinen Namen verdankte.
Der Idiot war vor einigen Wochen auf der Farm erschienen – zerlumpt, schmutzig und halb verhungert. Er mußte aus einer Nervenheilanstalt geflüchtet sein: eine bucklige Gestalt unbestimmbaren Alters mit einem häßlich deformierten Kopf und ausdruckslosen Augen. Wuh-Wuhs Intelligenz hatte sich offenbar wie die aller anderen Menschen erhöht, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, daß er sowohl geistig als auch körperlich verkrüppelt war.
Er war bei seiner Ankunft nicht gerade mit Begeisterung empfangen worden. Die Ernte lag damals bereits in der Scheune, und Brock hatte schon genügend Sorgen, wenn er an den kommenden Winter dachte. Dieser zusätzliche Esser warf alle seine Berechnungen über den Haufen. »Ich bringe ihn um, Boß«, sagte Jimmy und griff nach einem Messer.
»Nein«, antwortete Brock. »Das wäre ungerecht.«
»Ich mache ganz schnell«, versicherte Jimmy ihm, während er die Schärfe der Klinge an der Hornhaut seines Daumens prüfte. Der Schimpanse war in vieler Beziehung noch ein echtes Kind des Dschungels – der Tod erschreckte ihn nicht.
»Nein, habe ich gesagt.« Brock lächelte müde. Er arbeitete den ganzen Tag lang, aber
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