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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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befolgen dein Wort. Wenn der nächste volle Mond kommt, versammeln die Kinder des Waldes sich und bringen Messer, Blasrohre und Speere mit, wie du uns gezeigt hast.«
    »Bruder aus dem Wald, du erfreust mein Herz. Gehe in Frieden und kehre bald wieder.« Der Affe verschwand im Geäst des nächsten Baumes und war bald nicht mehr zu sehen. Aber bevor er im Laub untertauchte, ließ ein verirrter Sonnenstrahl den Lauf des Gewehres aufblitzen, das er auf dem Rücken trug.
     
    Wladimir Iwanowitsch Panjuschkin stand unter den Bäumen, von denen der Regen auf seinen Helm und die Schultern seines Mantels tropfte. Es war ein guter Mantel – er hatte ihn nach der letzten Schlacht einem Major ausgezogen –, denn das Wasser lief sofort wieder von ihm ab. Daß seine Füße in den alten Stiefeln naß wurden, war nicht weiter wichtig.
    Er sah den Abhang hinab, konzentrierte sich einen Augenblick lang auf den Waldrand und beobachtete dann das Tal soweit der starke Regen ihm nicht die Sicht nahm. Nirgendwo eine Bewegung, überall nur der Regen, dessen ständiges Trommeln fast einschläfernd wirkte. Aber das Instrument zeigte, daß sich eine Einheit der Roten Armee in dieser Gegend aufhielt.
    Er warf einen Blick auf das Instrument in den Händen des Priesters. Die Nadel war unter den Regentropfen auf dem Abdeckglas nur schwer zu erkennen, aber er sah deutlich, daß sie sich bewegte. Er wußte nicht, wie das Gerät funktionierte – der Priester hatte es aus einem erbeuteten Funkgerät zusammengebaut –, aber es hatte sich schon einige Male als nützlich erwiesen.
    »Meiner Schätzung nach sind sie noch etwa zehn Kilometer von uns entfernt, Wladimir Iwanowitsch.« Der Bart des Priesters bewegte sich bei jedem Wort. »Sie bewegen sich im Kreis, kommen aber nicht näher. Vielleicht führt Gott sie in die Irre.«
    Panjuschkin zuckte mit den Schultern. Er selbst war ein ausgesprochener Materialist. Aber wenn der Gottesmann bereit war, ihn im Kampf gegen die Sowjetregierung zu unterstützen, nahm er diese Hilfe gern an. »Und vielleicht haben sie etwas ganz anderes vor«, antwortete er. »Am besten fragen wir Fjodor Alexandrowitsch.«
    »Wir dürfen ihn nicht allzu oft belästigen, mein Sohn«, mahnte der Priester. »Er ist müde und erschöpft.«
    »Das sind wir alle, mein Freund«, antwortete Panjuschkin gleichmütig. »Aber bei unserem Unternehmen steht viel auf dem Spiel. Wenn wir bis Kirowograd vorstoßen, ist die Ukraine gegen das übrige Land isoliert. Dann können die Nationalisten ihren Aufstand mit Aussicht auf Erfolg beginnen.«
    Er pfiff leise vor sich hin. Die wenigen Töne bedeuteten ebensoviel wie früher ein ganzes Lied. Die Musik ließ sich aber auch als Sprache benützen. Die Aufständischen in allen Teilen der Sowjetunion wußten, daß ihr Erfolg zumindest teilweise von den Geheimsprachen abhing, die sie über Nacht erfunden hatten.
    Der Telepath kam aus dem tropfnassen Unterholz, in dem Panjuschkins Einheit ein vorläufiges Nachtlager bezogen hatte. Für einen Vierzehnjährigen war er noch sehr klein. Seine Augen starrten ausdruckslos. Der Priester bekreuzigte sich, als er die hektische Röte auf den Wangen des Jungen sah, und murmelte ein Gebet für ihn. Er bedauerte es persönlich sehr, daß sie seine Dienste so oft in Anspruch nehmen mußten. Aber wenn die Gottlosen überhaupt besiegt wurden, mußte es bald geschehen, und die Telepathen konnten dabei wertvolle Hilfe leisten. Sie stellten die unzerreißbare geheime Verbindung zwischen allen Aufständischen in den Weiten Rußlands von Riga bis Wladiwostok dar; die besten Telepathen waren die wirksamsten Spione, die eine Armee je besessen hatte. Aber es gab noch immer zu viele Arbeiter und Bauern, die aus falsch verstandener Loyalität, aus Angst oder aus Egoismus auf der Seite der bisherigen Machthaber standen, die über die meisten Waffen verfügten. Deshalb mußten die Aufständischen eine völlig neue Taktik entwickeln.
    Ein Volk haßt vielleicht seine Regierung, duldet sie aber, weil es weiß, daß jeder Widerspruch mit dem Tod bestraft wird. Aber wenn das gesamte Volk sich zu einer einheitlichen Front zusammenschließt – oder wenn die Mehrzahl passiven Widerstand leistet –, kann die Regierung nicht alle erschießen lassen. Und sobald die beiden Stützen jeder Regierung – das Land und das Volk – nicht mehr tragfähig sind, ist sie so verwundbar, daß weniger als eine Million bewaffneter Männer genügen, um sie zu stürzen.
    »Dort befindet sich ein Roter

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