Die Macht des Lichts
Eidstab an Egwene zurückgab und versicherte, keine Schattenfreundin zu sein, wich die Anspannung im Raum sichtlich.
»Sehr gut«, sagte Egwene und kehrte wieder ans Ende des Raumes zurück. »Von jetzt an machen wir weiter, als wären wir eine Person. Keinen Zank mehr. Keinen Streit mehr, jede von uns hat nur die besten Interessen der Weißen Burg und der Welt im Sinn. Zumindest wir zwölf haben Vertrauen zueinander.
Eine Säuberung ist nie leicht. Sie ist oft schmerzhaft. Heute haben wir uns gereinigt, aber was wir als Nächstes tun müssen, wird beinahe genauso schmerzhaft.«
»Ihr kennt … die Namen von vielen anderen?«, fragteTakima und sah dieses eine Mal kein bisschen gedankenverloren aus.
»Ja«, sagte Egwene. »Insgesamt über zweihundert, aus jeder Ajah. In diesem Lager sind ungefähr siebzig von ihnen. Ich habe die Namen.« Noch in der Nacht hatte sie Verins Bücher aus ihrem Zimmer geholt. Jetzt lagen sie unsichtbar in ihrem Zelt. »Ich schlage vor, dass wir sie gefangen nehmen, auch wenn das schwierig werden wird, weil wir sie alle möglichst gleichzeitig ergreifen müssen.« Abgesehen von dem Überraschungsmoment würde ihr größter Vorteil die grundsätzlich misstrauische Natur der Schwarzen Ajah sein. Verin und andere Quellen waren davon ausgegangen, dass nur wenige Schwestern der Schwarzen mehr als eine Handvoll anderer Namen kannte. In dem Buch stand eine ganze Abhandlung über die Organisationsstruktur der Schwarzen Ajah und ihrem als »Herzen« bekannten System, die nur wenig miteinander zu tun hatten, um die Tarnung zu wahren. Mit etwas Glück würde dieses System dafür sorgen, dass sie nur langsam begriffen, was mit ihnen geschah.
Die Sitzenden sahen entmutigt aus. »Als Erstes behaupten wir, jeder Schwester wichtige Neuigkeiten mitteilen zu müssen, die die Soldaten im Lager aber auf keinen Fall mitbekommen dürfen. Wir rufen die Schwestern den Ajahs nach in diesen Pavillon - er ist groß genug für zweihundert Personen. Ich werde jeder von Euch die Namen der Schwarzen mitteilen. Wenn jede Ajah eintritt, wiederhole ich vor ihnen, was ich Euch gesagt habe, und befehle ihnen, einen neuen Eid auf den Eidstab abzulegen. Wir werden bereit sein, die Schwarzen Schwestern zu ergreifen, die zu fliehen versuchen. Wir fesseln sie und bringen sie im Audienzzelt unter.« Das kleinere Zelt war mit dem Saal verbunden, und der Eingang konnte versperrt werden, sodass die eintretenden Schwestern die Gefangenen nicht sehen würden.
»Wir müssen etwas wegen den Behütern unternehmen«, sagte Lelaine grimmig. »Am besten begleiten sie ihre Schwestern, und wir bereiten uns darauf vor, sie zu ergreifen.«
»Einige von ihnen werden Schattenfreunde sein«, sagte Egwene. »Aber nicht alle. Und ich weiß nicht, wer einer ist.« Verin hatte dazu ein paar Notizen niedergeschrieben, aber unglücklicherweise waren sie nicht sehr ergiebig.
»Beim Licht, was für ein Schlamassel«, murmelte Romanda.
»Es muss getan werden«, sagte die hochmütige Berana mit einem Kopfschütteln.
»Und es muss schnell geschehen«, sagte Egwene. »Damit die Schwarzen Schwestern keine Gelegenheit zur Flucht haben. Ich werde Lord Bryne anweisen, für alle Fälle aus Bogenschützen und vertrauenswürdigen Schwestern einen Grenzstreifen um das Lager zu ziehen und jeden aufzuhalten, der fliehen will. Aber das wird nur bei denen funktionieren, die zu schwach für Wegetore sind.«
»So weit dürfen wir es nicht kommen lassen«, sagte Lelaine. »Ein Krieg im Lager …«
Egwene nickte.
»Und was ist mit der Weißen Burg?«, wollte Lelaine wissen.
»Sobald wir uns gereinigt haben«, sagte Egwene, »können wir tun, was getan werden muss, um die Aes Sedai wieder zu vereinigen.«
»Ihr meint…«
»Ja, Lelaine. Noch heute Abend will ich mit dem Angriff auf Tar Valon beginnen. Sagt es weiter und unterrichtet Lord Bryne, seine Männer vorzubereiten. Die Neuigkeit wird die Schwarzen unter uns ablenken, und sie werden nicht so schnell erkennen, was wir tun.«
Romanda sah Sheriam und Moria an, die an der Zeltwand in der Luft hingen und hemmungslos weinten, geknebelt mit Luft. »Es muss getan werden. Ich stelle vor dem Saal den Antrag, so zu handeln, wie die Amyrlin vorgeschlagen hat.«
Im Zelt wurde es still. Dann stand eine Frau nach der anderen langsam auf und gab ihre Stimme ab. Das Ergebnis war einstimmig.
»Das Licht bewahre uns«, flüsterte Lelaine. »Und es vergebe uns für das, was wir tun werden.«
Ganz meine Meinung, fügte
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