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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Barlden schüttelte den Kopf, aber der Mann mit dem Papier gestikulierte nur noch mehr.
    »Was ist da los?«, sagte Mat leise.
    »Mat, die Sonne …«, sagte Talmanes.
    Der Bürgermeister streckte energisch die Hand aus, und die zerlumpten Männer verdrückten sich. Die Männer, die die Lebensmittel gebracht hatten, drängten sich in der dunkler werdenden Straßenmitte zusammen. Die meisten schauten zum Horizont.
    »Bürgermeister«, rief Mat. »Das reicht. Macht Euren Wurf!«
    Barlden zögerte, sah ihn an, dann sah er auf die Würfel in seiner Hand, als hätte er sie vergessen. Die Männer um ihn herum nickten eifrig, und so machte er eine hohle Faust, hob sie in die Höhe und schüttelte die Würfel. Er suchte quer über die Straße Mats Blick, dann warf er sie auf den Boden. Sie erschienen zu laut, ein winziger klappernder Sturm, wie Knochen, die gegeneinander stießen.
    Mat hielt den Atem an. Es war eine Weile her, seit er Grund gehabt hatte, sich wegen eines Wurfs zu sorgen. Er beugte sich vor und sah zu, wie die weißen Würfel durch den Staub rollten. Wie würde sein Glück reagieren, wenn jemand anders warf?
    Die Würfel kamen zur Ruhe. Zwei Vieren. Ein Siegeswurf. Mat stieß einen langen, erleichterten Seufzer aus, obwohl er den Schweiß fühlte, der ihm die Schläfe hinunterrann.
    »Mat …«, sagte Talmanes leise und ließ ihn aufsehen. Die Männer auf der Straße sahen nicht so erfreut aus. Zwar jubelten ein paar von ihnen, aber nur so lange, bis ihnen ihre Freunde erklärten, dass ein Siegeswurf des Bürgermeisters bedeutete, dass Mat gewonnen hatte. Anspannung erfasste die Menge. Mat erwiderte Barldens Blick.
    »Geht«, sagte der korpulente Mann und winkte angewidert ab. »Nehmt Eure Beute, und verlasst diesen Ort. Und kehrt nie wieder zurück.«
    »Nun«, sagte Mat und entspannte sich. »Dann vielen Dank für das Spiel. Wir …«
    »GEHT!«, bellte der Bürgermeister. Er sah zu den letzten Sonnenstrahlen am Horizont, dann fluchte er und winkte die Männer in den Beschwipsten Wallach. Ein paar trödelten, betrachteten Mat fassungslos oder feindselig, aber das energische Drängen des Bürgermeisters trieb sie in die Schenke. Er knallte die Tür zu und ließ Mat, Talmanes und die beiden Soldaten allein auf der Straße stehen.
    Plötzlich schien es auf unheimliche Weise still zu sein. Nicht ein Dorfbewohner befand sich mehr auf der Straße. Hätte nicht zumindest aus der Schenke Lärm dringen müssen? Klirrende Becher, Murren wegen der verlorenen Wette?
    »Nun«, sagte Mat. Es hallte gegen die stummen Häuserfronten. »Das war es dann wohl.« Er ging zu Pips, beruhigte das Pferd, das angefangen hatte, nervös mit den Hufen zu scharren. »Ich habe es Euch doch gesagt, Talmanes. Nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste.«
    Das war der Augenblick, in dem die ersten Schreie ertönten.

KAPITEL 3
    Die Nacht in Hinderstap
    V erflucht, Mat!«, sagte Talmanes und riss das Schwert aus dem Bauch eines zuckenden Dorfbewohners. Talmanes fluchte so gut wie nie ! »Seid verflucht!«
    »Ich!«, fauchte Mat und wirbelte herum. Sein Ashandarei blitzte auf, als er zwei Männer in hellgrünen Westen sauber mit dem Speerende zu Boden schickte. Knurrend und spuckend stürzten sie mit vor Zorn weit aufgerissenen Augen auf die ungepflasterte Straße. »Ich? Ich bin hier nicht derjenige, der Euch umbringen will, Talmanes. Macht sie dafür verantwortlich!«
    Talmanes schaffte es, sich in den Sattel zu schwingen. » Sie haben uns gesagt, wir sollen gehen!«
    »Ja«, erwiderte Mat, schnappte sich Pips’ Zügel und zog das Pferd vom Beschwipsten Wallach fort. »Und jetzt versuchen sie, uns zu töten. Ich bin nun wirklich nicht an ihrem ungeselligen Benehmen schuld!« Im ganzen Dorf ertönten wildes Geheul, Schreie und Gebrüll. Manches davon war wütend, anderes angsterfüllt oder von Schmerzen gepeinigt.
    Immer mehr Männer strömten aus der Schenke; jeder von ihnen grunzte und brüllte, jeder von ihnen versuchte sein Bestes, jeden anderen in seiner Nähe zu töten. Ein paar stürzten sich auf Mat, Talmanes oder Mats Rotwaffen. Aber viele andere griffen einfach ihre Nachbarn an, kratzten oder bohrten Fingernägel in Gesichter. Sie kämpften auf primitive Weise, ohne jede Finesse, und nur wenige kamen auf die Idee, Steine, Becher oder Holzscheite als Waffen zu benutzen.
    Das war viel mehr als eine einfache Wirtshausschlägerei.
    Diese Männer versuchten einander zu töten. Ein halbes Dutzend Leichen oder Schwerstverwundete

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