Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
war. Mat wartete und lehnte sich gegen die Tür, während man einen Wagen brachte und Männer aus der Schenke Fässer mit Ale aufluden.
    Die Sonne am Horizont war kaum noch ein Lichtschimmer hinter diesen verdammten Wolken. Mat entging nicht, dass der Bürgermeister immer nervöser wurde. Verdammte Asche, der Mann hing sehr an seinen Regeln! Nun, Mat würde es ihm zeigen, ihnen allen. Er würde ihnen zeigen, dass man …
    Was würde er ihnen zeigen? Dass er nicht zu schlagen war? Was bewies das schon? Immer mehr Lebensmittel wurden auf den Wagen geladen, und ein seltsames Schuldgefühl suchte ihn heim.
    Ich mache hier nichts Falsches, dachte er. Ich muss meine Männer ernähren, oder etwa nicht? Diese Männer gehen eine faire Wette ein, und ich gehe eine faire Wette ein. Keine manipulierten Würfel. Kein Betrug.
    Abgesehen von seinem Glück. Nun, sein Glück gehörte ihm allein - so wie jeder Mann sein eigenes Glück erschuf. Manche Männer wurden mit einem Talent für die Musik geboren, und aus ihnen wurden Barden und Gaukler. Wer machte ihnen zum Vorwurf, dass sie ihr Geld mit dem verdienten, was ihnen der Schöpfer mit auf den Weg gegeben hatte? Mat hatte Glück, also benutzte er es. Daran war nichts falsch.
    Aber als die Männer zurück zur Schenke kamen, erkannte er, was Talmanes gemeint hatte. Diesen Männern haftete ein Hauch von Verzweiflung an. Hatten sie sich zu eifrig auf das Spiel gestürzt? Waren sie zu leichtsinnig mit ihrem Wetteinsatz gewesen? Was bedeutete dieser Ausdruck in ihren Augen, ein Ausdruck, den er mit Müdigkeit verwechselt hatte? Hatten sie getrunken, um das Ende ihres Tagwerks zu feiern, oder hatten sie bloß diese Heimsuchung in ihrem Blick verbannen wollen?
    » Vielleicht hattet Ihr recht«, sagte Mat zu Talmanes, der die Sonne mit beinahe genauso viel Unruhe wie der Bürgermeister beobachtete. Ihr letztes Licht bestäubte die Spitzdächer und färbte die Schindeln in ein dunkleres Orange. Der Sonnenuntergang war ein feuriges Schauspiel hinter den Wolken.
    »Wir können also gehen?«, fragte Talmanes.
    »Nein«, erwiderte Mat. »Wir bleiben.«
    Und die Würfel in seinem Kopf hörten auf zu klappern. Es kam so plötzlich und die Stille war so unerwartet, dass er erstarrte. Unwillkürlich fragte er sich, ob er nicht die falsche Entscheidung getroffen hatte.
    »Verdammt, wir bleiben«, wiederholte er. »Ich bin noch vor keiner Wette davongelaufen, und ich habe auch nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen.«
    Eine Gruppe Reiter kehrte mit Säcken voller Korn auf ihren Pferden zurück. Es war erstaunlich, wie ein paar Münzen die Motivation fördern konnten. Als weitere Reiter eintrafen, kam ein Junge die Straße entlanggelaufen. »Bürgermeister«, sagte er und zupfte an Barldens purpurner Weste, die vorn geflickte Risse zeigte. »Mutter sagt, dass die fremden Frauen noch nicht mit dem Bad fertig sind. Sie hat versucht, sie anzutreiben, aber …«
    Der Bürgermeister versteifte sich. Er warf Mat einen bösen Blick zu.
    Mat schnaubte. »Glaubt bloß nicht, dass ich diesen Haufen antreiben könnte«, meinte er. »Würde ich zu ihnen gehen, um sie zur Eile zu mahnen, würden sie sich einfach nur wie Maulesel sträuben und alles doppelt so lange in die Länge ziehen. Soll sich zur Abwechslung verdammt noch mal jemand anders um sie kümmern.«
    Talmanes schaute immer wieder auf die länger werdenden Schatten auf der Straße. »Soll man mich doch zu Asche verbrennen«, murmelte er. »Sollten wieder diese Geister auftauchen, Mat…«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Mat, als die Neuankömmlinge ihr Getreide auf den Wagen warfen. »Es fühlt sich anders an.«
    Auf der Ladefläche türmten sich die Nahrungsmittel; eine gute Ausbeute für ein Dorf dieser Größe. Das war genau das, was die Bande brauchte, genug, um sie weiterzubringen und bis zur nächsten Stadt zu ernähren. Natürlich waren diese Lebensmittel nicht das Gold in der Truhe wert, aber es entsprach ungefähr dem, was Mat beim Würfelspiel verloren hatte, vor allem, wenn man die Pferde und den Wagen dazurechnete. Es waren gute Zugtiere, ihrem Fell und den Hufen nach zu urteilen hatte man sie gut gepflegt.
    Mat wollte schon sagen, dass es reichte, dann zögerte er, als er bemerkte, dass sich der Bürgermeister mit einer Gruppe von Männern unterhielt. Sie waren zu sechst; ihre Westen waren zerschlissen, ihr Haar ungekämmt. Einer von ihnen gestikulierte in Mats Richtung und hielt allem Anschein nach ein Blatt Papier in der Hand.

Weitere Kostenlose Bücher