Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
hielt das Schwert bereit.
    »Hier geht es nicht um unsere Wette«, sagte Mat und lauschte den Schreien. Sie kamen aus dem ganzen Dorf. In einer Seitenstraße krachten kämpfende Gestalten aus einem Fenster im oberen Stock eines Hauses. Es waren Frauen, die noch im Sturz aufeinander einschlugen, bevor sie mit einem widerlichen Laut auf dem Boden aufprallten. Ihre Bewegungen hörten auf.
    »Kommt«, sagte Mat und wendete Pips. »Wir müssen Thom und die Frauen finden.« Sie galoppierten in eine Seitengasse, die zur Hauptstraße führte, vorbei an Rudeln aus Männern und Frauen, die in der Gosse kämpften. Ein fetter Kerl mit blutigen Wangen stolperte auf die Straße, und Mat ritt ihn zögernd nieder. An den Seiten kämpften zu viele Leute, als dass er es hätte riskieren können, seine Männer um den armen Narren herumzuführen. Er entdeckte sogar Kinder, die kämpften, ihre Zähne in die Beine der Erwachsenen schlugen oder ihre Altersgenossen erwürgten.
    »Das ganze verdammte Dorf ist wahnsinnig geworden«, murmelte er grimmig, als sie auf der Hauptstraße herauskamen und in Richtung des feinen Gasthauses weiterpreschten. Sie würden die Aes Sedai einsammeln und dann nach Osten zu Thom weiterreiten, da seine Schenke am weitesten von ihnen entfernt stand.
    Unglücklicherweise war die Hauptstraße beträchtlich schlimmer als die Gasse, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Mittlerweile war es fast völlig finster. In der Tat hatte Mat sogar den Eindruck, als wäre die Dunkelheit viel zu schnell hereingebrochen. Unnatürlich schnell. Auf der Straße wimmelte es vor Schatten; miteinander kämpfende, kreischende Gestalten. Manchmal sahen die Auseinandersetzungen in der Dunkelheit wie eine einzelne Kreatur aus - eine schreckliche Monstrosität mit Dutzenden um sich schlagenden Gliedmaßen und hundert Mündern, die aus der Finsternis brüllten.
    Mat trieb Pips an. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als mitten hindurch zu reiten.
    »Beim Licht!«, rief Talmanes, als sie sich dem Gasthaus näherten. »Beim Licht!«
    Mat biss die Zähne zusammen und beugte sich auf Pips nach vorn, den Speer eng an die Seite gehalten, während er durch den Albtraum galoppierte. Ohrenbetäubendes Gebrüll erschütterte die Dunkelheit, Körper wälzten sich über die Erde. Mat erschauderte und fluchte leise. Die Nacht selbst schien sie ersticken zu wollen, Bestien aus Finsternis und Mord zu gebären.
    Pips und die anderen Pferde waren gut ausgebildet, und zu viert galoppierten sie die Straße entlang. Beinahe wäre Mat aus dem Sattel gezogen worden, als sich dunkle Umrisse auf seine Beine stürzten und versuchten, ihn vom Pferd zu reißen. Sie schrien und zischten wie die Legionen der Ertrunkenen, die versuchten, ihn in ein tiefes unheimliches Meer zu ziehen.
    Neben ihm hielt Delarns Pferd ruckartig an, als ein Pulk finsterer Gestalten vor ihm auftauchte; voller Panik stieg der Wallach auf die Hinterbeine und warf den Soldaten ab.
    Mat zügelte Pips und wandte sich Delarns Schrei zu, der irgendwie deutlicher und menschlicher als das Gebrüll um sie herum war.
    »Mat!«, rief Talmanes, der vorbeigaloppierte. »Weiterreiten! Wir können nicht anhalten!«
    Nein, dachte Mat und verdrängte seine Panik. Nein, ich lasse hier keinen zurück. Er holte tief Luft und ignorierte Talmanes, trieb Pips zu der dunklen Masse aus Körpern zurück, wo Delarn gestürzt war. Schweißtropfen flogen von seiner Stirn, gekühlt vom Wind des Galopps. Von überall um ihn herum schienen ihn Schreie, Stöhnen und Zischen einzuhüllen.
    Mat brüllte auf und warf sich von Pips’ Rücken - er konnte nicht mit seinem Pferd angreifen, wenn er es nicht riskieren wollte, den Mann zu zertrampeln, den er retten wollte. Er hasste es, in der Dunkelheit zu kämpfen, er hasste es mit jeder Faser seines Seins. Er griff die dunklen Gestalten an, deren Gesichter er abgesehen von den gelegentlich im sterbenden Licht aufblitzenden Zähnen oder irren Augen nicht sehen konnte. Es erinnerte ihn kurz an eine andere Nacht, in der er in der Dunkelheit Schattengezücht getötet hatte. Nur dass diese Gestalten hier nicht über die Anmut eines Myrddraals verfügten. Sie hatten nicht einmal die Koordination von Trollocs.
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als würde er gegen Schatten kämpfen, unberechenbare Schatten, die umso tödlicher waren, weil er ihre Bewegungen nicht abschätzen konnte. Nur knapp entging er einem zerschmetterten Schädel durch Angriffe, die völlig unkoordiniert

Weitere Kostenlose Bücher