Die Macht des Lichts
falkengesichtigen Soldaten, der das Schwert aus der Scheide zog.
In dem Raum befand sich nur eine Person, ein übergewichtiger Mann schlief auf einer Matratze auf dem Boden. Nynaeve webte ein paar Stränge Luft und fesselte ihn geschickt. Er riss die Augen auf und öffnete den Mund, um zu schreien, aber sie stopfte ihm Luft zwischen die Lippen und knebelte ihn.
Dann drehte sie sich zu Triben um und verknüpfte ihre Gewebe. Sie ließen den gefesselten Mann zurück, der gegen die unsichtbaren Bänder ankämpfte, und begaben sich zu der anderen Tür. Nynaeve webte ein weiteres Gewebe gegen Lauscher in den Raum hinein, bevor sie eintrat, und das war auch gut so - die beiden jüngeren Männer, die sich hier aufhielten, reagierten viel schneller. Einer schoss in die Höhe und stieß einen Schrei aus, gerade als Triben herbeieilte. Triben versetzte ihm einen Schlag in den Magen und nahm ihm die Luft.
Nynaeve fesselte ihn mit Luft, dann machte sie das Gleiche bei dem anderen jungen Mann, der sich verschlafen von seinem Bett erhob. Sie zog die beiden zu sich heran, ließ ihr Licht heller brennen und hängte die Gefangenen dann ein Stück in die Luft. Beide waren Domani, mit dunklen Haaren und groben Gesichtern, mit schmalen Schnurrbärten über den Lippen. Sie trugen nur Lendentücher. Eigentlich sahen sie zu alt aus, um Lehrlinge zu sein.
»Ich glaube, wir sind hier richtig, Nynaeve Sedai«, sagte Triben, ging um die Männer herum und stellte sich wieder an ihre Seite.
Sie hob eine Braue.
»Das sind keine Kerzenmacherlehrlinge«, fuhr der Soldat fort. Er schob den Säbel zurück in die Scheide. »Schwielen an den Handflächen, aber keine Verbrennungen? Muskulöse Arme? Und sie sind viel zu alt. Der Linke hat die Nase mindestens einmal gebrochen bekommen.«
Sie sah genauer hin. Triben hatte recht. Das hätte ich sehen müssen. Immerhin war ihr das Alter aufgefallen. »Bei welchem sollte ich den Knebel lösen, was meint Ihr?«, sagte sie beiläufig, »und welchen sollte ich töten?«
Beide Männer fingen mit weit aufgerissenen Augen an, sich zu winden. Sie hätten wissen müssen, dass keine Aes Sedai jemals so etwas tat. Tatsächlich hätte sie so etwas eigentlich nicht einmal andeuten dürfen, aber private Kerkerwärter wie diese hier fachten stets ihre Wut an.
»Der Linke scheint unbedingt reden zu wollen, Lady«, sagte Triben. »Vielleicht wird er Euch ja sagen, was Ihr wissen wollt.«
Sie nickte und löste den Knebel des Mannes. Er fing sofort an zu reden. »Ich tue, was auch immer Ihr sagt! Bitte füllt meinen Bauch nicht mit Insekten! Ich habe nichts Falsches getan, das versichere ich Euch, ich …«
Sie stopfte den Luftknebel wieder hinein.
»Zu viel Gejammer«, meinte sie. »Vielleicht weiß der andere ja, wann man zuhören und wann man sprechen muss.« Sie löste den Knebel.
Der Mann blieb in der Luft hängen, offensichtlich vor Angst erstarrt, aber er sagte nichts. Die Eine Macht konnte selbst den gewissenlosesten Mörder einschüchtern.
»Wo geht es zum Kerker?«
Der Mann sah aus, als wäre ihm übel, dabei hatte er sich vermutlich bereits gedacht, dass sie in den Kerker wollte. Es war nur wenig wahrscheinlich, dass eine Aes Sedai nach Mitternacht in das Geschäft einbrach, weil man ihr eine schlechte Kerze verkauft hatte.
»Eine Falltür«, sagte der Mann, »unter dem Teppich vorn im Laden.«
»Ausgezeichnet«, sagte Nynaeve. Sie verschnürte die Gewebe, die die Hände der Männer fesselten, dann erneuerte sie bei dem, der gesprochen hatte, den Knebel. Aber sie ließ sie nicht in der Luft hängen - sie hatte keine Lust, sie hinter sich herzuziehen -, sondern ließ sie auf ihren eigenen Füßen gehen.
Triben holte den übergewichtigen Mann aus dem Nebenzimmer, dann trieb Nynaeve die drei Kerle vor sich her die Treppe hinunter. Unten behielt der muskulöse Lurts aufmerksam die Hintergasse im Auge. Vor ihm saß ein Junge auf dem Boden, und Nynaeves Lichtkugel beleuchtete einen furchterfüllten Domani mit ungewöhnlich hellem Haar und von Verbrennungen übersäten Händen.
»Das ist nun wirklich ein Kerzenmacherlehrling«, meinte Triben und kratzte sich an der Stirnnarbe. »Vermutlich lassen sie ihn hier im Laden die Arbeit erledigen.«
»Er schlief unter den Decken dort.« Lurts deutete auf ein schattenhaftes Bündel in der Ecke, als er sich zu Nynaeve gesellte. »Wollte zur Vordertür hinaus, nachdem Ihr die Treppe hinauf wart.«
»Bringt ihn her«, sagte Nynaeve. Ein paar Schritte entfernt zog
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