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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickson
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der Hirsch überleben? Er litt sichtlich Höllenqualen, und den Gedanken daran konnte Tina nicht ertragen. Er mochte noch stundenlang oder sogar tagelang leiden, ehe er starb, dachte sie mit einem Schaudern.
    Sie musste das Geschöpf von seinen Schmerzen erlösen. Tina machte sich auf den Weg in den Wald. Sie folgte der Spur aus zerdrückten Blättern und Blut, die der verwundete Hirsch zurückgelassen hatte.

25
    An den Ufern des Malawisees, Ostafrika
    In genau demselben Moment, fünftausend Meilen weiter südöstlich, an den Ufern des Malawisees in Ostafrika, wartete ein sechsjähriger Junge darauf, dass ein kleines Fischerboot mit seinem Fang an Land kam. Nach der Ortszeit war es nur wenig später als elf Uhr fünfundvierzig.
    Sein Name war Bakili, und er dachte an nichts anderes als an die Chance, etwas Fisch zu erbetteln, um die Schmerzen, die ihm der Hunger bereitete, zu lindern.
    Um ihn scharten sich vierzig oder fünfzig weitere Kinder, die alle eine kleine Schüssel an sich drückten. Ihre hungrigen Augen waren auf das Boot gerichtet, während es auf das sandige Ufer auflief. Bakili war auf bloßen Füßen beinahe eine Stunde lang gelaufen, um zu dieser Gelegenheit hier zu sein.
    Das Boot drehte am Ufer bei, und an den missmutigen Mienen der Mannschaft konnten die Kinder erkennen, dass ihre Nacht nicht produktiv verlaufen war. Der Kapitän winkte der Gruppe der Kinder entgegen. »Geht nach Hause in eure Dörfer. Wir haben nichts für euch.« Die Kinder sagten nichts, sondern standen einfach nur ausdruckslos da. Schließlich ließ der Kapitän sich erweichen. »Na komm schon«, wies er einen der Helfer an. »Gib ihnen diesen Kasten da.«
    Der Helfer hob einen Plastikkasten vom Deck und schleuderte ihn ans Ufer. Ein Gedränge entstand, als sämtliche Kinder sich auf den minderwertigen Fisch stürzten, den er enthielt. Bakili war schwach, aber trotzdem kämpfte er tapfer um seinen Anteil, drängte sich durch das Getümmel und schaffte es, einen winzigen Fisch, nicht länger als sein kleiner Finger, zu ergattern. Er legte ihn in seine Blechschüssel und schloss den Deckel, während das Gedränge sich auflöste.
    Er dachte an seine Familie daheim in seinem Dorf. Sie würden bitter enttäuscht sein, wenn er mit derart kläglicher Beute zurückkam. Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, als er zusah, wie die Mannschaft des Bootes ein Feuer anzündete, um sich etwas zu essen zu kochen.

26
    Sauncy Wood, Wiltshire, Vereinigtes Königreich
    Jamie war mit solchem Einsatz gerannt, dass ihm Sterne vor den Augen tanzten. Auf den Wurzeln eines gigantischen Kastanienbaums brach er zusammen und pumpte Luft in seine Lungen. Mit rotem Gesicht traf Will an seiner Seite ein.
    »Wohin ist er gelaufen?«, fragte Will.
    Jamie wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Ich habe keinen Schimmer.«
    »Du solltest ihn dir doch nicht entgehen lassen, du Idiot.«
    »Ich habe ihn mir nicht entgehen lassen   …«, protestierte Jamie. »Er ist in deine Richtung gerannt.«
    »Du hast dir das Gesicht verletzt.«
    Jamie hob die Hand und betastete die Ränder einer verkrusteten Wunde auf seiner Wange, wo ein Zweig ihn getroffen hatte.
    »Los, komm.« Will trat Jamie gegen den Knöchel.
    »Au!«
    Unbeholfen hievte Jamie sich auf die Füße.
    »Wo sind wir überhaupt?«
    Die beiden Jungen sahen sich um, und zum ersten Mal wurde ihnen klar, dass sie durch die Jagd die Orientierung verloren hatten.
    »Keine Ahnung. Aber ich glaube, er ist nach da drüben gelaufen.«
    Noch immer außer Atem schlugen die beiden Jungen sich einige Minuten lang einen Weg durch ein dichtes Stück Buchenwald und fanden sich, als sie daraus hervortauchten, zu ihrer Überraschung an der Straße wieder.
    »Ich dachte, die Straße würde hinter uns liegen.«
    »Sieh mal!«
    Nicht weit von ihnen entfernt stand ein silbernes Auto, das mit dem Rücken zu ihnen geparkt war. Hastig zogen die Jungen sich in die Schatten des Waldes zurück.
    »Was macht denn das hier?«
    »Ich weiß nicht. Ist vielleicht stehen geblieben.«
    »Du glaubst also nicht, dass irgendwer nach uns sucht?«
    »Nein.«
    »Ich brauche eine Pause«, sagte Jamie. Er plumpste auf den laubbedeckten Boden des Waldes nieder und kratzte heftig an den Flecken in seinem Gesicht. Will setzte sich neben ihn und umfasste die Waffe liebevoll mit den Händen.
    »Fünf Minuten«, bestimmte Will. »Dann machen wir uns wieder auf die Jagd.«

27
    London, Vereinigtes Königreich
    Dean war etwa zur Hälfte mit

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