Die Macht Ihres Unterbewusstseins
der Ihnen innewohnenden unendlichen Weisheit, und schenken Sie ihrem Rat dasselbe Vertrauen wie als Kind den Worten Ihrer Mutter. So wird Ihnen jene innere Ausgeglichenheit zuteil, die geistige und seelische Gesundheit verbürgt.
»Es ist unrecht zu heiraten. Alles Geschlechtliche ist böse, und ich selbst bin verdorben!«
Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einer jungen Frau von 22 Jahren. Sie lebte in der ihr anerzogenen bedauerlichen Vorstellung, Tanzen, Kartenspielen, Schwimmen und geselliges Zusammensein mit Männern sei Sünde. Das Mädchen trug ein schwarzes Kleid und ebensolche Strümpfe. Lippenstift, Puder oder irgendwelches Make-up hatte sie nie benutzt, da all dies von der Mutter als sündhaft bezeichnet worden war. Von ihrer Mutter stammte auch die Ansicht, alle Männer seien nichtswürdig, alles Geschlechtliche sei des Teufels und Liebe sittenlos.
Von vielerlei Schuldgefühlen geplagt, mußte dieses Mädchen erst einmal lernen, mit sich selbst auszukommen. Die echten Wahrheiten des Lebens und eine völlig neue Selbsteinschätzung mußten an die Stelle jener falschen Überzeugungen treten. Sobald sie mit jungen Kollegen ausging, überkam sie ein tiefes Schuldgefühl und Angst, Gott würde sie bestrafen. Mehrere nette und anständige junge Männer hatten ihr Heiratsanträge gemacht, doch sie sagte mir: »Es ist unrecht zu heiraten. Alles Geschlechtliche ist böse, und ich selbst bin verdorben.« Aus diesen Worten sprachen die in der Jugend empfangenen Lehren und das dadurch irregeleitete Gewissen.
Zweieinhalb Monate lang suchte sie mich jede Woche einmal auf, und ich setzte ihr die Themen dieses Buches bildenden Tatsachen vom Wesen und der Funktion des Unterbewußtseins auseinander. Allmählich kam sie zur Einsicht, daß sie von einer unwissenden und abergläubischen Mutter völlig in die Irre geführt worden war. Sie zog sich von ihrer Familie zurück und begann ein neues Leben.
Auf meinen Rat hin legte sie sich eine andere Frisur und eine ihrer Jugend entsprechende Garderobe zu. Sie nahm bei einem Lehrer Tanzunterricht und erwarb sogar den Führerschein. Außerdem lernte sie schwimmen und Kartenspielen und unterhielt gesellschaftliche Beziehungen zu jungen Leuten ihres Alters. Sie begann, das Leben zu lieben. Auch betete sie um einen gottgesandten Lebensgefährten, in der festen Überzeugung, die unendliche Weisheit würde ihr den richtigen Mann zuführen. Ihr Gebet erfüllte sich buchstäblich vor meinen Augen. Als sie sich eines Abends gerade von mir verabschiedete, betrat ein Bekannter meine Praxis, und ich machte die beiden miteinander bekannt. Heute sind sie ein Paar, das in jeder Beziehung glücklich ist.
Ohne Vergebung keine Genesung
Anderen zu verzeihen, ist die unabdingbare Voraussetzung für die eigene geistige und körperliche Gesundheit. Wer völlig glücklich und gesund sein will, muß zuerst jedem vergeben, der ihm je Böses zugefügt hat.
»Und wenn Ihr hintretet und betet, so vergehet, wenn Ihr etwas habt gegen einen...« Markus 11,25.
Seien Sie auch Ihren eigenen Fehlern und Schwächen gegenüber nachsichtig, und bringen Sie Ihr Denken in Einklang mit der göttlichen Ordnung. Man kann sich selbst nicht verzeihen, wenn man nicht zuerst dem anderen verziehen hat. Wer sich selbst nicht vergeben will, beweist damit nur seine Überheblichkeit oder Unwissenheit.
Die psychosomatische Schule der modernen Medizin betont immer wieder mit allem Nachdruck, daß eine ganze Reihe von Krankheiten - von Gicht bis zu verschiedenen Herzleiden durch Selbstvorwürfe, Gewissensbisse und Feindseligkeit verursacht wird. Die Vertreter dieser neuen Erkenntnisse erklären, daß die betreffenden Patienten regelmäßig daran krankten, daß sie voll Bitterkeit und Haß derer gedachten, die sie verletzt, mißhandelt, betrogen oder sonstwie geschädigt hatten. Dagegen gibt es nur ein einziges Mittel: Aller Haß und alle Bitterkeit müssen durch aufrichtiges Verzeihen mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden.
Verzeihen ist tätige Liebe
Um verzeihen zu können, ist guter Wille notwendig. Wer aufrichtig wünscht, dem anderen zu vergeben, ist schon halbwegs am Ziel. Sicherlich brauche ich nicht besonders zu betonen, daß Verzeihen nicht unbedingt Sympathie oder etwa gar freundschaftliche Anteilnahme voraussetzt. Man kann niemanden zwingen, einem anderen Menschen sein Herz zu schenken genausowenig, wie irgendeine Regierung die Liebe, die Verständnisbereitschaft oder die Toleranz gesetzlich erzwingen könnte.
Weitere Kostenlose Bücher