Die Macht
dreimal.«
Der General wandte sich Irene Kennedy zu. »Wie viel weiß er schon?«
»Ich hatte leider keine Zeit, um ihm die Lage zu schildern. Es gab andere Dinge, über die wir uns unterhalten mussten.«
Flood verzichtete darauf, zu fragen, worum es dabei ging, wenngleich es ihn ein wenig überraschte, dass es offenbar etwas gab, das für die beiden noch dringender war als die Irak-Krise. »Mitch, ich werde Sie jetzt in eine Sache einweihen, von der nur einige wenige Auserwählte wissen. Nicht einmal die Vereinigten Stabschefs wissen darüber Bescheid. Der Präsident will, dass so wenige wie möglich mit der Sache zu tun haben.«
»Alles klar.«
»Vor einer Woche hat uns einer unserer Alliierten Geheimdienstmaterial vorgelegt, demzufolge Saddam drauf und dran ist, drei Atomwaffen fertig zu stellen.« Flood hielt kurz inne, damit Rapp sich die ganze Tragweite des Problems bewusst machen konnte. Zu seiner Überraschung reagierte Rapp mit einem Lächeln.
»Ich hab’s gewusst.«
»Was gewusst?«, fragte Flood verwirrt. »Wollen Sie mir sagen, dass Sie es schon wissen?«
»Nein. Ich habe gewusst, dass es früher oder später so kommen würde. Darum war ich 1991 ja dagegen, die Operation abzubrechen. Wir hätten nach Bagdad vordringen und den Wahnsinnigen unschädlich machen sollen.«
»Wem sagen Sie das. Ich war damals drüben und wollte mit meinen Rangers gerade ein paar Brücken stürmen, als der Waffenstillstand verkündet wurde. Wir hätten innerhalb von zwei Tagen in Bagdad sein können, aber der Mann, der vor mir in diesem Büro war, hat in seiner unendlichen Weisheit Präsident Bush überredet, die Sache zu beenden. Ihm verdanke ich es, dass ich heute mit einem viel größeren Problem konfrontiert bin als dem Einmarsch in Kuwait.«
»Wie viel Zeit haben wir?«, wollte Rapp wissen.
Flood blickte zu Irene Kennedy hinüber. Sie wandte sich Rapp zu. »Die Information kommt von den Israelis. Wir haben etwas mehr als eine Woche, um die Bomben unschädlich zu machen, sonst tun sie es selbst.«
Nach seiner Italienreise stand Israel nicht gerade ganz oben auf der Liste seiner Lieblingsländer. Lasst sie doch machen , war Rapp versucht zu sagen, doch er hielt lieber den Mund. Wenn er mit Irene allein war, würde er sie allerdings fragen, wie glaubwürdig diese Information aus Israel war. »Ich nehme an, wir wissen, wo die Bomben sind?«
»Ja.« Flood stand auf und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Er holte eine Akte mit Luftaufnahmen und kehrte zu ihnen zurück. »Wir haben selbst niemanden vor Ort, aber man hat uns versichert, dass die Waffen hier sind.« Flood zeigte auf ein rot eingekreistes Gebäude. »Das ist das Al-Hussein-Krankenhaus.«
»Etwa vor einem Jahr haben sie unter dem Krankenhaus einen Bunker gebaut«, fügte Irene Kennedy hinzu.
Rapp blickte zu ihr auf. »Saddam geht davon aus, dass wir die Anlage niemals finden oder dass wir nicht den Mumm haben, sie zu bombardieren.«
»Genau«, bestätigte Irene.
»Wissen Sie, wo das Krankenhaus liegt?«, fragte Flood.
»Ja«, antwortete Rapp und warf die Fotos auf den Tisch zurück. »Ich war schon mal in der Gegend.« Nachdem es nicht seine Art war, lange um den heißen Brei herumzureden, fragte er unverblümt: »Und wofür brauchen Sie mich?«
Flood lehnte sich zurück und stieß einen Seufzer aus. »Wir haben dem Präsidenten einen Plan vorgelegt, wie man den Bunker mit ein paar neuartigen Bomben knacken könnte.«
Rapp gefiel die Vorstellung nicht, Bomben über einem Krankenhaus abzuwerfen. Er mochte die Leute im Irak. Sie drohten zwischen einem grausamen Diktator und einer Supermacht zerrieben zu werden, die bereit war, das Land mit ihren High-Tech-Vernichtungswaffen anzugreifen. »Wie stehen die Erfolgsaussichten?«
»Gut. Meine Flieger sagen, dass sie die Zerstörung der Anlage praktisch garantieren können.«
»Wozu brauchen Sie dann mich?« Rapp kannte die Antwort zum Teil schon, doch er wollte sie von Flood hören. Er hatte schon Einsätze dieser Art durchgeführt, wo es darum gegangen war, heimlich in ein Land einzudringen, irgendwo auf einem Dach in Position zu gehen und das Ziel mit einem Laser-Designator zu markieren. Die Flieger waren nicht ganz so gut, wie sie sich selbst gern hinstellten. Wenn sie etwas wirklich exakt treffen mussten, dann brauchten sie immer auch Unterstützung am Boden.
»Aus mehreren Gründen«, antwortete Flood. »Erstens hat Ihr alter Freund Colonel Gray um Ihre Unterstützung gebeten. Offenbar findet
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