Die Macht
er, dass Sie ziemlich gut in Ihrem Job sind.« Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Und als Präsident Hayes Ihren Namen hörte, bestand er darauf, dass Sie mithelfen müssen.«
»In welcher Funktion?«
»Die Bombardierung des Ziels hat einige Nachteile.«
»Zum Beispiel, dass man unschuldige Zivilisten töten würde?«
»Mitch, wir waren es nicht, die die Atomwaffen unter dem Krankenhaus deponiert haben.«
»Das weiß ich doch. Ich will damit nur sagen, wie verdammt beschissen diese Situation ist.«
»Ich schätze Ihre Offenheit, und ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Einige andere sehen das genauso, und das ist einer der Gründe, warum wir an einem anderen Plan arbeiten.«
Rapp hob neugierig eine Augenbraue. »Und in diesem Plan spielt Colonel Gray eine gewisse Rolle?«
»Genau. Der Colonel hat einen kühnen, aber äußerst raffinierten Plan vorgelegt.« Flood schilderte Rapp, wie das Delta-Team mithilfe der weißen Limousinen nach Bagdad vordringen wollte, während ringsum ein Luftangriff für Verwirrung sorgen würde. Er fügte auch hinzu, dass der Präsident hoffte, dass man zumindest einen Atomsprengkopf als Beweis mitbringen würde. »Dieser Plan ist natürlich um einiges riskanter als ein simpler Bombenangriff auf den Komplex, aber er hat zwei entscheidende Vorteile.«
»Wir müssten nicht eine Menge Unschuldiger töten.«
»Genau, und wir hätten außerdem die Garantie, dass die Waffen wirklich ausgeschaltet wären. Wenn wir einfach nur bombardieren, wüssten wir nie mit Sicherheit, ob wirklich alle drei Atomwaffen in der Anlage waren.«
Rapp lehnte sich zurück und wog die Vor- und Nachteile der zweiten Strategie ab. Zweifellos hatte sich Colonel Gray da einen exzellenten Plan einfallen lassen. Nach einigem Überlegen wandte sich Rapp an Irene Kennedy. »Und was hätte ich bei der Sache zu tun?«
31
Mailand, Freitagabend
Sie war kurz nach Mitternacht ins Hotel zurückgekehrt und hatte erleichtert festgestellt, dass Mitch und dieses Flittchen nicht mehr da waren. Anna war nicht in der Stimmung für eine Auseinandersetzung. Das Gefühl der Erleichterung hielt jedoch nicht lange an. Es verschwand in dem Moment, als sie feststellte, dass Mitchs Reisetasche weg war und er keine Nachricht hinterlassen hatte. Kein Brief, in dem stand, dass es ihm Leid tat. Kein Brief, in dem er ihr versicherte, wie sehr er sie liebte und dass er alles tun würde, um es wieder gutzumachen.
Anna hatte sich aufs Bett geworfen und geheult. Sie konnte einfach nicht begreifen, was geschehen war. Wie konnte es passieren, dass sich zwei Menschen, die sich so zueinander hingezogen fühlten und einander liebten, so plötzlich trennten? Die Trauer verwandelte sich in Zorn, als sie zu dem Schluss kam, dass Rapp ganz allein an allem schuld war. Eines jedoch warf sie sich selbst vor; es war eine Riesendummheit von ihr gewesen, sich in einen Mann zu verlieben, der sie schon nach so kurzer Zeit wieder verließ.
Anna wusste sehr wohl, dass sie zu ihm gesagt hatte, er solle aus ihrem Leben verschwinden, aber wenn er sie wirklich lieben würde, hätte er ihre Worte ignoriert und seine Liebe unter Beweis gestellt. Doch das hatte er nicht getan. Er war mit dieser kleinen italienischen Schlampe abgehauen und hatte es nicht einmal der Mühe wert gefunden, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Ein einfaches Es tut mir Leid hätte ihr schon viel bedeutet.
Als Anna Rielly am nächsten Morgen, erwachte, war sie immer noch in ihren Kleidern vom Vortag. Sie war etwas verkatert nach den drei Wodka-Tonic und den drei Gläsern Wein, die sie noch in einer Bar getrunken hatte. Ihre Augen waren immer noch ganz verweint, und sie fühlte sich rundum beschissen, sowohl emotional als auch körperlich. Bevor sie in die Dusche stieg, überlegte sie, ob sie nicht vielleicht packen und nach Hause fliegen sollte.
Als sie wieder aus der Dusche kam, hatte sie den Entschluss gefasst, in Italien zu bleiben. Sie würde nicht einfach abhauen – schließlich war das Ganze ja nicht ihre Schuld. Sie hatte sechs Tage Urlaub, und die würde sie genießen. Anna zog sich an – fest entschlossen, das Beste aus ihrer Italienreise zu machen. Sie würde, wie geplant, einen Tag in Mailand bleiben und dann in den Süden Weiterreisen, um ein paar Tage Wärme und Sonnenschein zu genießen.
Der Tag wurde ein Wechselbad der Gefühle – mit Tränen und Zorn, mit Sehnsucht, Lamentieren und Empörung. Kurz gesagt, Anna Rielly fühlte sich hundeelend. Sie erkundete den Duomo, den
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