Die Macht
Command beauftragen, einen umfassenden Plan zur Bombardierung auszuarbeiten, und hinzufügen, dass er einen ersten Entwurf in einer Stunde auf dem Schreibtisch haben wollte. Die betreffenden Einheiten würden binnen vierundzwanzig Stunden mit ihrer Mission beginnen können.
General Flood war stolz darauf, dass seine Truppen imstande waren, eine so umfassende Operation in so kurzer Zeit vorzubereiten. Nachdem er sich um diesen Aspekt keine Gedanken zu machen brauchte, konnte er sich ganz dem viel schwierigeren Problem widmen, nämlich wie man drei gut bewachte Atomwaffen aus Bagdad entwenden konnte.
Floods Sprechanlage summte, und einer seiner vier Assistenten teilte ihm mit, dass Besuch eingetroffen war. Flood antwortete, dass er seine beiden Gäste sofort empfangen würde. Er stand auf, knöpfte seine grüne Jacke zu und blickte auf die bunten Ordensbänder hinunter, die man ihm für verschiedene Verdienste verliehen hatte, von denen manche kaum der Rede wert waren.
Da kam dem General ein seltsamer Gedanke in den Sinn. Wie viele Orden hätte wohl Mitch Rapp schon bekommen, wenn er nicht der CIA, sondern der Army angehören würde? Flood hatte in all den Jahren immer wieder großartige Soldaten im Einsatz gesehen, und Rapp gehörte für ihn mit Sicherheit dazu. Er war vielleicht sogar der Beste überhaupt. Flood war von Rapps Fähigkeiten überzeugt – doch er hatte in letzter Zeit Dinge geträumt, die ihm Angst machten. Im Traum hatte er den Ausbruch eines Atomkriegs erlebt, in dem die verkohlten Leichen seiner Soldaten zu tausenden im schwarz verbrannten Sand lagen.
General Flood hatte Saddam Hussein nie persönlich gesehen oder gar mit dem Mann gesprochen – doch er hatte ihn sorgfältig studiert, sodass er trotz allem das Gefühl hatte, ihn gut zu kennen. Zumindest kannte er diesen Typus des größenwahnsinnigen Politikers, wie er im Laufe der Geschichte immer wieder aufgetaucht war. Es schien in jedem Jahrhundert etwa ein halbes Dutzend solcher Leute gegeben zu haben.
Flood war bereit, seine Karriere aufs Spiel zu setzen, wenn er dazu beitragen konnte, dass Saddam keine Chance bekam, diese Waffen einzusetzen. Es war wohl die riskanteste Operation, die er jemals unternommen hatte. Ein Dutzend Delta-Force-Leute während eines massiven Luftangriffs mitten ins Herz von Bagdad zu schicken, mit dem Ziel, drei Atomsprengköpfe zu stehlen, war, gelinde gesagt, sehr gewagt. Wenn die Mission scheiterte, würden die Kritiker zuerst ihn aufs Korn nehmen und sich danach den Präsidenten vorknöpfen. Er wollte wenigstens, dass Rapp die Delta-Force-Leute nach Bagdad führte. Immerhin hatte der Mann schon in so vielen heiklen Situationen bewiesen, dass er selbst dort noch einen Weg fand, wo andere sich die Zähne ausbissen.
Irene Kennedy trat als Erste ein. Ihre kleine, unscheinbare Gestalt war ideal für ihren Beruf. Mitch Rapp wiederum war eine ganz andere Erscheinung. Mit seiner schwarzen Lederjacke und seinem Stoppelbart fiel er überall sofort auf. Zum Glück ließen General Floods Mitarbeiter absolute Diskretion walten, wenn es um Besucher ging – vor allem wenn diese schon vor sieben Uhr morgens eintrafen und in Begleitung der designierten Direktorin der CIA kamen.
Flood ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. »Guten Morgen, Irene«, sagte er.
»Guten Morgen, General.«
Flood streckte auch Rapp die Hand entgegen. »Danke, dass Sie gekommen sind, Mitch.«
»Kein Problem, Sir.« Rapp konnte Flood gut leiden und war deshalb nicht ganz ehrlich. In Wirklichkeit hätte er sich lieber mit anderen Dingen beschäftigt, doch er würde sich zuerst einmal anhören, was der General ihm zu sagen hatte.
»Nehmen Sie bitte Platz«, forderte Flood sie auf und zeigte auf die beiden Sofas und die Stühle zu seiner Rechten. In der Mitte der Sitzgruppe stand ein kleiner Tisch mit einem Korb Muffins, einer Kaffeekanne, Zucker, Milch und mehreren Tassen. Sogar ein Teller mit belegten Broten stand bereit. »Ich habe mir gedacht, dass Sie wahrscheinlich Hunger haben werden, Mitch. Bitte, greifen Sie zu.« Flood beugte sich vor und goss Kaffee in eine der Tassen. »Irene?«
»Ja, bitte«, sagte sie und nahm die Tasse dankend entgegen.
Rapp schenkte sich ebenfalls Kaffee ein und nahm sich ein Muffin. »Irene hat mir gesagt, dass Sie ein kleines Problem haben«, sagte er, zum General gewandt.
»Das kann man wohl sagen. Wie oft waren Sie schon in Bagdad?«
»Vor dem Krieg war ich ziemlich oft dort, aber seither nur noch
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