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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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schien er eher für schwere körperliche Arbeit gebaut zu sein. Mit seinen dicken Zeigefingern tippte er etwas unbeholfen auf die Tasten; es ging nicht allzu schnell voran, aber es funktionierte. Freidman nahm die Zigarette aus dem Mundwinkel und drückte sie im Aschenbecher aus. Er umfasste die kleine Kaffeetasse mit seinen fleischigen Händen und trank den starken schwarzen Kaffee aus.
    »Adriana!«, rief er seine Assistentin, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Ich brauche Kaffee, bitte.« Freidman war ziemlich beunruhigt. Es war ein ganzer Tag vergangen, seit die Operation in Mailand hätte stattfinden sollen. Rosenthal hätte ihm per E-Mail Bericht erstatten sollen, doch bislang war kein Wort von ihm gekommen. Freidman suchte nun die Online-Versionen der Mailänder Zeitungen nach einer Geschichte ab, die ohne Zweifel groß aufgemacht sein musste. Bisher hatte er jedoch nichts entdeckt.
    Es war natürlich möglich, dass Rosenthal sie getötet und die Leiche beseitigt hatte, ohne dass irgendjemand etwas bemerkte. Genau das hatte ihm Freidman ja auch nahe gelegt. Vielleicht waren im Zuge der Operation gewisse Probleme aufgetreten, sodass Rosenthal nun etwas länger brauchte, um Italien zu verlassen und nach Israel zurückzukehren. Dennoch musste er sich eingestehen, dass mit jeder Stunde, die verstrich, ohne dass Rosenthal etwas von sich hören ließ, die Chancen immer geringer wurden, dass die Operation planmäßig verlaufen war. Im Moment konnte Freidman jedenfalls nichts anderes tun, als Ruhe zu bewahren, obwohl ihm sein Gefühl sagte, dass Donatella sich nicht kampflos geschlagen gegeben hatte.
    Er hatte sie selbst ausgebildet – er hätte es also wissen müssen. An allem war nur das verdammte Geld schuld, das ihm Senator Clark geboten hatte. Er hätte ihm klar machen müssen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, weil Donatella ganz sicher nichts ausplaudern würde. Andererseits musste sich Freidman eingestehen,, dass es nicht nur das Geld war. Donatella war nun einmal ein gewisser Unsicherheitsfaktor, weil sie zu viele von seinen Geheimnissen kannte. Und bei ihrem Temperament wusste man nie, ob sie nicht irgendwann zu plaudern beginnen und ihn mit ins Verderben ziehen würde. Freidman hätte sich also ohnehin früher oder später etwas einfallen lassen müssen.
    Nein, sagte sich Freidman, es war kein Fehler gewesen, sie auszuschalten; der Fehler war vielmehr, dass er nicht mehr Leute eingesetzt hatte. Jetzt musste er sich jedoch erst einmal die eine oder andere Erklärung einfallen lassen; wenn Rosenthal noch länger wegblieb, würden sich natürlich einige fragen, wo er steckte. Zuerst galt es, einen Grund dafür zu finden, dass er Rosenthal nach Italien geschickt hatte – aber dafür würde ihm schon eine glaubhafte Lüge einfallen. Wenn jedoch Donatella noch am Leben war und Aufruhr verursachte, dann konnte er große Probleme bekommen. Freidman griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer einer bestimmten Nebenstelle im Haus.
    Einige Augenblicke später meldete sich eine Frau, und Freidman sagte: »Ich brauche Sie jetzt sofort in meinem Büro.« Er würde der Frau nicht allzu viel verraten, sondern sie einfach nach Mailand schicken, damit sie der Sache nachging. Vielleicht würde er ja ohnehin bald die Mitteilung von Rosenthal erhalten, dass die Mission erfolgreich abgeschlossen war. Freidman war sich jedoch bewusst, dass dies nicht mehr sehr wahrscheinlich war.

32
    Capitol Hill, Freitagnachmittag
    Der Konvoi aus drei Limousinen hielt in der Ladezone des Hart Senate Office Building an. Normalerweise wären sie am Vordereingang vorgefahren, doch der war heute von den Vertretern der Medien belagert. Dr. Irene Kennedy stieg aus dem Wagen. Ihre Sicherheitsleute geleiteten sie rasch ins Haus und in den ersten Stock hinauf. Einer der Mitarbeiter des Geheimdienstausschusses im Senat wartete bereits auf sie. Der Mann brachte Irene Kennedy in einen der Nebenräume von Zimmer 216 und ließ sie dort allein. Ihre Sicherheitsleute warteten ebenfalls draußen. Kennedy wollte ein paar Minuten allein sein, bevor der Zirkus rund um ihre Bestätigung begann.
    Sie ging auf die Toilette, um sich die Hände zu waschen und ihr Make-up zu überprüfen. Sie hatte sich stärker als sonst geschminkt, weil sie wusste, dass sie im Fernsehen sein würde. Sie betrachtete sich im Spiegel und sagte sich: Egal, was passiert, bleib ruhig und hab keine Angst davor, zu sagen, ich weiß es nicht.
    Irene Kennedy ging

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