Die Macht
fertig sein. Rudin begann auf und ab zu gehen. Er hatte so lange darauf gewartet, Irene Kennedy zu vernichten, dass es auf ein paar Minuten nicht ankam.
Im Umkleideraum gab es eine kleine Lounge mit zwei Sofas, einigen Stühlen, einem Fernseher und zwei Telefonen. Rudin hatte beschlossen, dort auf Clark zu warten. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis Clark erschien. Sein grau meliertes Haar war zurückgekämmt, und er trug eine Cordsamthose, ein Button-down-Hemd und einen Kaschmirpullover. Rudin sprang augenblicklich von seinem Stuhl auf. Er sah ein wenig abgerissen aus in seiner zerknitterten Khakihose, seinem ausgewaschenen Flanellhemd und der alten Daunenjacke.
Clark hatte beschlossen, so zu tun, als hätte Rudin ihn nicht in der Massage gestört. Es hatte keinen Sinn, weiter auf dem Thema herumzureiten. Rudin würde sich schließlich sowieso nicht mehr ändern. Clark trat zu dem Abgeordneten, ohne zu grüßen. »Trinken wir einen Kaffee«, sagte er nur.
Rudin schüttelte energisch den Kopf. »Reden wir lieber draußen. In Ihrem Wagen.« Er sah sich in der kleinen Lounge um, als hätten die Wände Ohren.
Clark hatte Verständnis für Rudins Paranoia. Schließlich hatte er den Abgeordneten in seinem Verfolgungswahn bestärkt. »Also gut.«
Sie verließen den Club und gingen schweigend auf den Parkplatz hinaus. Clark hatte vorhergesehen, dass Rudin so nervös reagieren würde. Zehn Meter vor seinem Wagen öffnete Clark die Türen mit der Fernbedienung. Clark nahm auf dem Fahrersitz Platz, und Rudin setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz.
Rudin zog aus seiner Daunenjacke einen Umschlag hervor. »Sie werden es nicht glauben, was da drin ist«, sagte er und reichte Clark den Umschlag.
Clark nahm ihn jedoch nicht an. »Was ist denn drin?«, fragte er.
»Die Informationen, die ich gesucht habe«, antwortete Rudin triumphierend.
Clark forderte ihn mit einem Nicken auf, mehr zu erzählen.
»Haben Sie je von einer Organisation gehört, die sich Orion-Team nennt?«
Clark schüttelte wortlos den Kopf.
»Das ist eine geheime Organisation, die Thomas Stansfield, dieser Bastard, ins Leben gerufen hat und die von Irene Kennedy geleitet wurde.« Rudin sprach die beiden Namen verächtlich aus. »Sie haben über zehn Jahre lang verdeckte Operationen im Nahen und Mittleren Osten durchgeführt, und sie haben uns kein Wort davon gesagt. Sie haben uns, verdammt noch mal, belogen, Hank, und ich habe hier den Beweis dafür. Hier, sehen Sie!« Rudin zog einige Blätter aus dem Umschlag. »Ich habe hier eine Liste der Leute, die sie getötet haben. Hier sind auch die Konten angegeben, auf die Geld geflossen ist, um diese Operationen zu finanzieren. Es heißt sogar, dass Special-Forces-Einheiten eingesetzt werden, um diesen Wahnsinn zu unterstützen.«
»Das ist ja unerhört.«
»Ich habe Ihnen ja gesagt, dass man ihr nicht trauen kann. Sie ist genauso verschlagen wie ihr ehemaliger Boss Stansfield.«
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Clark. »Woher haben Sie das?«
»Von dem Kerl, den Sie mir geschickt haben«, antwortete Rudin, »diesem Steveken.«
»Und woher hat er das Material?«
»Das ist das Beste an allem«, sagte Rudin erregt. »Er hat es von Jonathan Brown … Richter Brown. Ist das nicht unglaublich?«
Das war nicht die Antwort, die Clark erwartet hatte. »Haben Sie schon mit irgendjemandem darüber gesprochen?«
»Nein! Sie sind der Erste.«
»Dann würde ich sagen, tun Sie sich selbst und Brown einen Gefallen und erwähnen Sie seinen Namen nicht.« Clark überlegte, woher Rudin wohl von Brown wusste.
»Warum?«
»Weil man versuchen wird, seinen Ruf zu ruinieren, sobald Sie seinen Namen preisgeben.« Clark versuchte fieberhaft, sich einen guten Grund einfallen zu lassen. »Betrachten Sie seinen Namen als das Ass, das Sie noch im Ärmel haben. Je länger Sie damit warten, es auszuspielen, umso wertvoller wird es für Sie.«
»Oder je länger Sie damit warten, es auszuspielen«, fügte Rudin hinzu und reichte Clark den Umschlag.
»Nein, ich glaube Ihnen, was Sie sagen. Vielleicht können Sie es kopieren und mir schicken.« Clark hatte nicht vor, seine Fingerabdrücke auf streng geheimen Dokumenten zu hinterlassen.
Rudin war ein wenig enttäuscht, freute sich aber andererseits, dass Clark ihm glaubte, ohne die Sache selbst nachzuprüfen. »Also, was machen Sie jetzt am Montag?«
Der Senator griff sich nachdenklich ans Kinn und sah durch die Windschutzscheibe hinaus. »Ich bin mir nicht
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