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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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neun Uhr mit seinem Jaguar-XK8-Coupé die lange Zufahrt hinauffuhr, sah er drei wagemutige Männer auf dem Golfplatz, die der Kälte trotzten.
    Hank Clark hatte zwei Grundsätze im Leben; der erste war, es nicht zuzulassen, dass irgendeine Sache oder eine Person Macht über ihn bekam, und der zweite lautete, um jeden Preis erfolgreich zu sein. Er hätte wie ein Puritaner leben und alle Laster aus seinem Leben verbannen können, doch das wäre zu einfach gewesen. Clark hatte sehr wohl gesehen, wie der Alkohol einen Menschen und eine Familie zugrunde richten konnte, doch anstatt davor wegzulaufen, war es seine Devise, den Alkohol zu beherrschen. Clark war kein Mensch, der eine Herausforderung scheute und jedes Risiko mied. Das Leben war seiner Ansicht nach dazu da, um es in vollen Zügen zu genießen, und nicht, um in einer Ecke zu hocken und jedes Laster zu meiden, als würde es einen zwangsläufig ins Verderben führen.
    Clark lief vor keiner Herausforderung davon, doch er ließ sich auch nicht blindlings darauf ein. Schon in seiner Zeit als Baseballspieler hatte er gelernt, seine Gefühle im Zaum zu halten und sich in einen Gegner hineinzuversetzen. Er hatte gelernt, glasklar zu denken und immer das zu tun, was der Gegner am wenigsten von einem erwartete. Clark war ein Meister in der Kunst, die Leute zu überrumpeln, ohne dass sie je geahnt hätten, dass er bei ihrer Misere die Hand im Spiel hatte.
    Als er mit dem Gesicht nach unten auf dem Massagetisch lag, überlegte er, wie er auch noch die letzten Schritte in seinem Plan ausführen sollte. Er war ganz nah am Ziel, doch ab jetzt wurde es wirklich heikel. Jetzt kam es vor allem darauf an, den Dingen ihren Lauf zu lassen und nichts zu erzwingen. Er hatte die Räder ins Rollen gebracht, und die Chancen standen gut, dass sich alles so entwickeln würde, wie er es sich vorstellte. Was jetzt noch fehlte, war, dass Albert Rudin einen letzten verzweifelten Versuch unternahm, um Irene Kennedys Aufstieg an die Spitze der CIA zu verhindern. Nach dem Gespräch, das er zuletzt mit dem stellvertretenden CIA-Direktor Brown geführt hatte, würde er bestimmt bald von Rudin hören. Brown hatte vergangenen Abend den Umschlag mit dem Beweismaterial übergeben, und Clark wusste, dass er sich auch auf Steveken verlassen konnte. Rudin hatte die Informationen bestimmt schon in seinen Händen und war wahrscheinlich schon nahe daran, einen Herzanfall zu bekommen. Mit diesem beruhigenden Gedanken nickte Clark ein, während im Hintergrund leise Musik dahinplätscherte und der Masseur seine Beine durchknetete. Das Leben war wirklich gut zu ihm.
     
    Die Tür flog auf, krachte gegen die Wand und prallte zurück. Albert Rudin stand in der Tür und blickte in den schummrigen Massageraum hinein. »Hank!«, rief er. »Sind Sie da drin?«
    Clark erwachte augenblicklich aus einem tiefen Schlaf, stützte sich auf die Ellbogen und brummte: »Was, zum Teufel …!«
    »Hank, ich muss Sie sofort sprechen!«, rief Rudin und trat ein.
    »Albert«, sagte Clark mit verschlafenen Augen, »was machen Sie denn hier?«
    »Ich muss unter vier Augen mit Ihnen sprechen! Ich muss Ihnen etwas sehr Wichtiges zeigen.«
    »Ich lasse mich gerade massieren«, brummte Clark, immer noch nicht ganz wach.
    »Das ist mir egal«, erwiderte Rudin, trat zu ihm und hielt ihm den Umschlag unter die Nase.
    »Albert, was immer Sie da haben – es kann zumindest warten, bis ich mich angezogen habe. Und jetzt raus hier, aber schnell!«
    Rudin hatte Clark noch nie so wütend gesehen. Widerwillig verließ er den Massageraum und schloss die Tür hinter sich. Er betrachtete den Umschlag in seiner Hand. Er musste unbedingt irgendjemandem zeigen, was da drin war, und Hank Clark war genau der Richtige dafür. Zwei Stunden hatte er nach dem Senator gesucht; er hatte zuerst bei ihm zu Hause angerufen, dann im Büro und schließlich auf seinem Handy. Bei ihm zu Hause hatte niemand abgehoben, im Büro wusste man nicht, wo er war, und sein Handy war ausgeschaltet. Schließlich war ihm eingefallen, dass er hier im Club sein könnte. Als Rudin den Jaguar des Senators auf dem Parkplatz stehen sah, betrat er das Anwesen fast im Laufschritt. Bei den Umkleideräumen erfuhr er, dass Clark sich gerade massieren ließ. Ohne zu zögern, machte er sich auf die Suche nach dem Massageraum.
    Als er jetzt allein in einem der Umkleideräume stand, sah er ein, dass er ein wenig zu ungeduldig war. Er blickte auf die Uhr; es war 9.55 Uhr. Clark würde ohnehin bald

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