Die Macht
Rudin gefährdet, der im Fernsehen streng geheime Informationen verbreitete.« Der Präsident schüttelte verständnislos den Kopf. »Der Abgeordnete Rudin ist dermaßen verblendet von seinem Hass auf die CIA und seinem Eifer, Dr. Kennedy zu Fall zu bringen, dass er beschlossen hat, der ganzen Welt den Namen und das Foto eines unserer besten Antiterrorspezialisten zu präsentieren. Viele von Ihnen haben den gestrigen Tag damit verbracht, herauszufinden, wer dieser Mann ist. Nun, aus Gründen der nationalen Sicherheit kann ich Ihnen nicht viel über ihn verraten, aber ich will Ihnen so viel sagen: Dieser Mann hat die Operation in Bagdad angeführt. Ohne seinen Mut und seinen selbstlosen Einsatz hätte diese Mission nicht erfolgreich abgeschlossen werden können. Sein Name ist Mitch Rapp, und er hat soeben seine letzte Mission durchgeführt. Dass er sich nun zurückziehen muss, liegt allein daran, dass dem Abgeordneten Rudin seine privaten Rachegelüste offenbar wichtiger sind als die Sicherheitsinteressen unseres Landes.
Viele von Ihnen waren schockiert, dass das FBI eine Hausdurchsuchung bei dem Abgeordneten durchgeführt hat. Lassen Sie mich Ihnen erläutern, wie es dazu gekommen ist. Dr. Kennedy und ich setzten uns gestern Abend mit FBI-Direktor Roach zusammen, um ihm die geheime Akte von Mr. Rapps Laufbahn bei der CIA zu zeigen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich genauso an die Gesetze gehalten habe wie mein Vorgänger. Die Akte belegt, dass ich die entsprechenden Operationen genehmigt habe und dass die Verantwortlichen von Senat und Repräsentantenhaus vorher verständigt wurden. Zwar wurde vereinbart, dass der Abgeordnete Rudin als Vorsitzender des Geheimdienstausschusses ebenfalls informiert werden sollte, wenn eine Geheimoperation durchgeführt wird. Doch mein Vorgänger und ich haben die Verantwortlichen beider Parteien im Kongress davon überzeugen können, dass man dem Abgeordneten Rudin solche Informationen nicht anvertrauen kann. Sie stimmten zu, sodass Rudin nicht eingeweiht wurde. Es war keine einfache Situation. Wir mussten ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit, den Kongress zu informieren, und den nationalen Sicherheitsinteressen finden. Wir fanden jedenfalls übereinstimmend, dass wir mit unserer Vorgehensweise beidem Rechnung getragen haben.
Nachdem immerhin der Erfolg der Operation im Irak auf dem Spiel stand, konnten wir Direktor Roach und einem Bundesrichter beweisen, dass im vorliegenden Fall gegen Gesetze verstoßen wurde. Deshalb galt es, schnell zu handeln und diese Akten sicherzustellen, damit der Abgeordnete Rudin die bevorstehende Operation nicht weiter durch sein leichtsinniges und unüberlegtes Handeln gefährden konnte.
Es ist wirklich sehr zu bedauern, dass Mr. Rapps Laufbahn im Bereich der Terrorbekämpfung nicht wieder gutzumachenden Schaden erlitten hat. Dementsprechend groß ist der Schaden für die gesamte nationale Sicherheit. Das FBI wird die Frage untersuchen, wie groß der Schaden ist, den der Abgeordnete Rudin verursacht hat, und ob gegebenenfalls eine Anklage gerechtfertigt ist.«
Der Präsident blickte kurz zurück. »Dies ist auch der Grund, weshalb Dr. Kennedy vor dem Senatsausschuss keine Fragen beantworten wollte. Die Operation im Irak stand kurz bevor, und sie wollte weder den Ausschuss belügen noch die Mission gefährden.
Bevor ich an Dr. Kennedy und General Flood übergebe, möchte ich noch unseren Alliierten für ihre Geduld und ihr Verständnis danken. Genauso möchte ich unseren Soldaten für ihre Tapferkeit und ihren professionellen Einsatz danken. Und natürlich Mitch Rapp, der wieder einmal sein Leben aufs Spiel gesetzt hat. Dank ihres Einsatzes ist die Welt heute sicherer, als sie es noch vor wenigen Tagen war.« Mit einem aufrichtigen Lächeln fügte der Präsident hinzu: »Gute Nacht, Gott schütze Sie.« Dann drehte er sich um und verließ den Saal.
47
U.S. Kapitol, Montagabend
Der Tag hatte so vielversprechend begonnen und schließlich eine katastrophale Wendung genommen. Hank Clark saß im Dunkeln in seinem Refugium im dritten Stock des Kapitols. In der einen Hand hatte er einen großen Cognacschwenker, in der anderen eine Zigarre. Er hatte den Stuhl zum offenen Fenster gedreht und die Füße auf die Fensterbank gelegt. Von draußen strömte kalte Luft herein. Der Senator hätte auch hier in seinem Privatraum eigentlich nicht rauchen dürfen – doch die Leute, die die Gesetze schufen, hatten selbst nicht immer Lust, sie einzuhalten.
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