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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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wir uns bei ihm entschuldigen möchten.«
    »Gern, aber wofür müssen Sie sich denn bei ihm entschuldigen?«
    »Ich habe ihn ein bisschen kühl empfangen, als er vorige Woche in Washington war.«
    »Oh, darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Goldberg lachend. »Er hat bestimmt nicht erwartet, dass Sie besonders erfreut sein würden – bei den Neuigkeiten, die er Ihnen überbracht hat.«
    »Na ja, aber das ändert nichts daran, dass ich nicht besonders gastfreundlich war. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Am liebsten wäre es mir, wenn er nächste Woche mitkommen würde. Amerika ist ihm zu Dank verpflichtet – und das möchte ich ihm gerne persönlich sagen.«
    »Das wäre sicher eine große Ehre für Oberst Freidman.«
    »Gut, dann … sagen Sie Oberst Freidman, ich freue mich schon darauf, ihm nächste Woche persönlich danken zu können. Jetzt muss ich aber los, David.« Nachdem Goldberg sich noch einmal bedankt hatte, legte Hayes auf.
    Die stets sachliche Irene Kennedy ließ sich zu einem Lächeln hinreißen und nickte dem Präsidenten zufrieden zu. »Das war perfekt, Sir«, bemerkte sie.

46
    Im Weißen Haus, Montagabend
    In den vergangenen vier Stunden hatte der Präsident seiner Stabschefin immer wieder versichern müssen, dass er genau wusste, was er tat, wenn er sich vom Presseraum des Weißen Hauses aus an die Nation wenden würde. Valerie Jones hätte sich gewünscht, dass er die Rede von seinem Schreibtisch im Oval Office aus gehalten hätte. Sie wollte, dass er eine sorgfältig aufgesetzte Rede vom Teleprompter ablas, damit absolut nichts schief gehen konnte. Es konnte dann keine Überraschungen durch irgendwelche übereifrigen Journalisten geben, die sich in einer solchen Situation profilieren wollten. Genauso wenig konnte es passieren, dass der Präsident irgendetwas Wichtiges vergaß. Die Situation war ohnehin schon schwierig genug – da konnte man sich einfach keine Fehler leisten.
    Präsident Hayes war jedoch ganz und gar nicht einer Meinung mit seiner Stabschefin. Er wusste, dass die wirklich großen Reden, mit denen man die Menschen überzeugte, spontan und von Herzen kamen. Die Menschen schätzten es durchaus, wenn ein Politiker zu ihnen sprach wie ein Mensch aus Fleisch und Blut und nicht wie eine Maschine. Genau das würde er heute tun. Er war immer dann am besten, wenn er seinem inneren Impuls folgte und so redete, wie er dachte.
    Der Präsident saß allein im Oval Office und nahm sich einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, bevor er hinausging und vor die Kameras trat. Er notierte sich die wichtigsten Punkte seiner Rede. Es half natürlich sehr, dass die Operation im Irak ein voller Erfolg war. Rapp und das Delta-Team waren wohlbehalten in Saudi-Arabien angekommen und hatten die Atomwaffen mitgebracht. Außerdem war das Team vollzählig und unversehrt zurückgekehrt. Seine Kritiker im In- und Ausland machten ihm immer noch massive Vorwürfe; ob sie es nun offen aussprachen oder nicht – sie waren allesamt der Ansicht, dass der Bombenangriff nur ein politisches Ablenkungsmanöver war. Nun, in einigen Minuten würde er ihnen die passende Antwort geben.
    Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als es an der Tür klopfte und ihm einfiel, dass er vor der Rede ja noch mit jemandem sprechen wollte. »Herein«, sagte der Präsident und stand auf.
    Irene Kennedy trat mit einer ziemlich aufgeregt wirkenden Anna Rielly ein. Der Präsident kam den beiden Frauen entgegen und ging mit ihnen zu den beiden Sofas am Kamin. Hayes dachte sich, dass man sich bei NBC jetzt wahrscheinlich fragte, warum er wenige Minuten vor seiner Rede noch ihre Korrespondentin sprechen wollte.
    »Bitte, meine Damen, nehmen Sie Platz«, sagte Hayes und setzte sich auf das eine Sofa, während Irene Kennedy und Anna Rielly sich auf dem anderen niederließen. »Anna, Irene hat mir gesagt, dass Sie eine schwere Woche hinter sich haben.«
    Anna Rielly wollte nicht mit dem Präsidenten über ihr Privatleben sprechen und nickte nur kurz. In Wahrheit war es die reine Hölle gewesen. Als wäre der Vorfall in Mailand nicht schon schlimm genug gewesen, hatte sie auch noch eine Flut von Anrufen von Freunden, Verwandten und Mitarbeitern über sich ergehen lassen müssen, nachdem der Abgeordnete Rudin Mitchs Foto im Fernsehen gezeigt hatte. Nun hielt ihn die ganze Welt für einen Mörder.
    »Also«, begann der Präsident, »nach allem, was Sie durchgemacht haben, dachte ich mir, Sie hätten es

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