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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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gehorcht und mit ihr geschlafen hatte. Es war jammerschade, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen.
    Die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch summte, und eine Frauenstimme verkündete: »Mr. Rosenthal ist hier, um Sie zu sprechen.«
    Ohne den Blick von der Fotografie zu wenden, streckte Freidman die Hand aus und drückte auf den Knopf. »Schicken Sie ihn herein«, sagte er.
    Der Chef des Mossad betrachtete das Bild noch einige Augenblicke und schüttelte traurig den Kopf. Es war jammerschade um diese Frau, doch es musste nun einmal sein. Mitch Rapp durfte nicht herausfinden, dass er in die Sache verwickelt war.
    Marc Rosenthal war einer von Freidmans zuverlässigsten Killern. Mit seinen zweiunddreißig Jahren gehörte er schon fast fünfzehn Jahre dem Mossad an. Er war klein gewachsen, sodass man ihn auch für Anfang zwanzig hätte halten können. Als er mit neunzehn zum Mossad kam, sah er fast wie ein zwölfjähriger Junge aus – und Freidman machte sich diesen Umstand zunutze; er setzte ihn ein, um wichtige Informationen aus den besetzten Gebieten zu bringen und bestimmte Gegenden auszukundschaften, bevor dort eine Operation gestartet wurde. Mit einundzwanzig Jahren war er schon so weit, dass er Terroristen in Hebron und Gaza tötete.
    Freidman hatte nur eine Hand voll Leute, denen er diese Operation anvertrauen konnte – und Rosenthal war einer von ihnen. Es gab noch zwei andere, die Freidman in den Sinn kamen – doch sie hatten beide schon mit Donatella gearbeitet, was für diese Mission nicht von Vorteil gewesen wäre. Also blieb nur Marc Rosenthal. Er war ein Mossad-Mann durch und durch, und was noch wichtiger war – er war von Freidman persönlich ausgebildet worden. Er würde tun, was man ihm auftrug, und kaum Fragen stellen. Und wenn die Sache schief gehen sollte, würde er den Mund halten.
    »Marc, es gibt da eine sehr heikle und wichtige Sache, für die ich dich brauche«, sagte Freidman und drückte seine Zigarette aus. Er schloss die Akte, die vor ihm lag, und reichte sie ihm. »Ihr Name ist Donatella Rahn. Sie hat früher einmal für uns gearbeitet.« Freidman zündete sich die nächste Zigarette an und blies eine Rauchwolke aus. »Sie ist gut … sehr gut sogar. Leider hat sie Dinge getan, die ziemlich unangenehm für uns werden könnten.«
    Rosenthal nickte. Er wusste sofort, worum es ging. Der jungenhaft aussehende Mann begann die Akte durchzublättern. »Wann soll ich die Sache erledigen?«
    »So bald wie möglich.«
    »Soll ich es allein machen oder mein Team mitnehmen?«
    Freidman lachte kurz auf, als er sich vorstellte, dass Marcus es ganz allein mit Donatella aufnehmen könnte. Es hätte vielleicht gelingen können, aber klug wäre es bestimmt nicht gewesen. »Nimm dein Team mit, Marcus. Diese Frau ist gefährlich. Sie hat mehr Männer getötet als wir beide zusammen.«
    Rosenthal hob erstaunt eine Augenbraue. »Was ist mit der Leiche?«
    »Tu das, was du in der Situation für das Beste hältst. Es wäre besser, wenn du sie verschwinden lassen könntest. Aber wenn es brenzlig werden sollte, dann lass sie liegen und hau ab.« Freidman hatte selbst jahrelang die Dreckarbeit geleistet und es immer gehasst, wenn man ihm vom Hauptquartier aus Vorschriften machte. Dementsprechend versuchte er heute seinen Leuten einen möglichst großen Spielraum für eigene Entscheidungen zu lassen.
    Ohne den Blick von der Akte zu wenden, sagte Rosenthal schließlich: »Ich kann morgen früh so weit sein.«
    »Gut«, sagte Freidman und zeigte mit seiner Zigarette auf Rosenthal. »Setze nur deine besten Leute dafür ein und kümmere dich so schnell wie möglich da–rum.« Der Oberst lehnte sich in seinem Stuhl zurück, zog an seiner Zigarette und fügte schließlich hinzu: »Und lass dich ja nicht erwischen.«
    Capitol Hill, Mittwochmorgen
    Senator Clark saß an seinem massiven Schreibtisch im Hart Senate Office Building. Es war kalt und windig in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Er starrte aus dem Fenster, seine Gedanken auf das unangenehme Wetter richtend, und vermied es bewusst, sich dem dringenden Problem zu widmen, das es zu lösen galt. An den stämmigen Eichen hielten sich hartnäckig die letzten herbstlichen Blätter. Der Winter stand vor der Tür – ein Gedanke, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Clark fühlte sich überhaupt nicht wohl in der Kälte. Er stammte aus dem Südwesten und fand die Winter in Washington alles andere als mild. Ihm war es schon zu kalt, wenn es nur einen Tag

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