Die Macht
in die richtige Richtung dirigieren. Clark sah auf die Akte hinunter, die vor ihm lag, und grinste. Diese Informationen würden Rudin genau dorthin lenken, wo der Senator ihn haben wollte.
Clark schloss die Akte und drückte eine Taste der Sprechanlage. »Mary, schicken Sie bitte meinen nächsten Gast herein«, sagte er, stand auf und knöpfte sein Jackett zu. Die Tür öffnete sich, und Clark ging um seinen Schreibtisch herum, um seinen Besucher zu begrüßen. »Freut mich, Sie zu sehen, Jonathan«, sagte er und streckte ihm die Hand entgegen.
Der stellvertretende Direktor der CIA schüttelte seinem Gönner die Hand. »Ganz meinerseits, Hank. Sie haben eine gute Farbe. Kommen Sie gerade aus dem Urlaub?«
»Ich war letztes Wochenende unten auf der Insel«, antwortete Clark und dachte kurz an sein Treffen mit Ellis zurück. »Sie müssen mich unbedingt einmal dort besuchen. Es würde Ihnen bestimmt gefallen. Angeln oder segeln Sie zufällig gern?«
»Beides.«
»Sehr gut. Wenn in den nächsten Wochen alles gut geht, dann fliegen wir zusammen hinunter und feiern unseren Erfolg«, sagte Clark und zeigte auf einen Ohrensessel. »Setzen Sie sich doch. Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein, danke«, sagte Brown und nahm auf dem Sessel Platz. Clark setzte sich ihm gegenüber auf das große Sofa aus braunem Leder.
Der Senator knöpfte sein Jackett auf und breitete die Arme über der Sofalehne aus. »Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, wo es ein bisschen heikel wird, Jonathan«, sagte er.
Brown lachte nervös auf. »Ach ja? Ich dachte, es wäre schon die ganze Zeit ein wenig heikel.«
Clark ging nicht auf die Bemerkung ein, die er als Zeichen der Schwäche abtat, und kam auf den Punkt. »Rudin ist bereit, den Schritt zu wagen, oder sagen wir – er ist fast bereit. Er braucht nur noch einen kleinen Wink von uns, dann wird er dafür sorgen, dass Irene Kennedys Aufstieg an die Spitze der CIA ziemlich unsanft gestoppt wird.«
Brown wusste, dass Clark ihn nicht bloß in sein Büro bestellt hatte, um ihm das zu erzählen. »Was wäre meine Rolle dabei?«, fragte er.
»Ich treffe mich morgen mit jemandem. Der Mann heißt Norb Steveken und war früher beim FBI«, antwortete Clark und fügte augenzwinkernd hinzu: »Ein sehr verlässlicher Mensch.«
Der ehemalige Bundesrichter war nicht besonders beeindruckt von der Tatsache, dass der Mann für das FBI gearbeitet hatte. Er hatte sich in seiner Zeit als Richter nicht selten gedacht, dass das FBI genauso rücksichtslos und korrupt sei wie die Leute, die es verfolgte. »Was macht er jetzt?«, fragte Brown.
»Sein Job ist es, Informationen zu beschaffen.«
»Für wen?«
»Für jeden, der gut dafür zahlt.«
Brown akzeptierte die Antwort des Senators. Er wusste schon länger, dass Clark Leute aus den verschiedensten Kreisen kannte. »Wer zahlt im Moment für seine Dienste?«
Clark wischte die besorgte Frage mit einer Handbewegung beiseite. »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Er wird jedenfalls zu Ihnen kommen, weil er etwas von Ihnen will. Es kommt darauf an, dass Sie zuerst einmal so tun, als müssten Sie sich die ganze Sache sehr gut überlegen.«
»Was will er denn von mir?«
»Er braucht Informationen, mit denen der Abgeordnete Rudin eine Anhörung in seinem Ausschuss einberufen kann.«
Brown hatte gar kein gutes Gefühl bei der Sache, auch wenn er von Anfang an gewusst hatte, dass es irgendwann so weit kommen würde. Als Richter war er es jedoch gewohnt, seine Gefühle für sich zu behalten. »Um was für Informationen geht es genau?«, fragte er mit ruhiger Stimme.
Clark schlug die Beine übereinander und sagte in beiläufigem Ton: »Ein paar Details über das Orion-Team.«
Brown glaubte, sich verhört zu haben. »Ich soll einem ehemaligen FBI-Mann etwas über das Orion-Team erzählen?«
»Keine Angst«, versuchte Clark ihn zu beruhigen. »Ich habe Rudin den Tipp gegeben, sich mit Steveken zu treffen, aber ich habe ihm gesagt, dass ich nicht in die Sache verwickelt werden will. Und ich werde darauf achten, dass auch Sie nicht hineingezogen werden.«
»Warum soll ich mich dann mit diesem Steveken treffen?«
»Steveken wird tun, was ich ihm sage – und ich werde ihm sagen, dass alles, was Sie ihm liefern, absolut vertraulich behandelt werden muss.«
»Könnte man Rudin die Informationen denn nicht anonym zukommen lassen?«, fragte Brown in dem Bestreben, irgendeinen anderen Weg zu finden.
Clark schüttelte den Kopf. »Das würde nicht
Weitere Kostenlose Bücher