Die Macht
wir wirklich Deep Throat einsetzen müssen.« Hayes ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Ach ja, eines noch: Niemand erwähnt, dass das Ziel ein Krankenhaus ist, bis ich es sage. Wenn irgendetwas nach außen dringt, werde ich die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.«
12
Tel Aviv, Mittwochnachmittag
Was sollte er bloß mit Donatella machen? Der Direktor des Mossad saß inmitten einer Rauchwolke in seinem Büro und rang mit einer Entscheidung. Sie hatte sich wirklich hervorragend entwickelt und gehörte mittlerweile zu seinen besten Leuten. Ben Freidman war ein Mensch, dem Loyalität durchaus etwas bedeutete – doch so wie die meisten Menschen hatte auch er seinen Preis, und 500.000 Dollar waren eine Menge Geld. Freidman fand nichts Schlechtes dabei, Geld anzunehmen, solange das, was er dafür zu tun hatte, nicht gegen die Interessen Israels gerichtet war.
Auf dem Rückflug aus Amerika hatte er bereits über das Dilemma gegrübelt, dass er Donatella würde töten müssen. Senator Clark wollte sie aus dem Weg haben und war bereit, eine Menge Geld dafür zu zahlen. Außerdem musste sich Freidman eingestehen, dass er eine Gänsehaut bekam, wenn er sich vorstellte, Mitch Rapp könnte herausfinden, dass er mit dem Senator aus Arizona unter einer Decke steckte. Es wäre ziemlich unangenehm, Mitch Rapp zum Feind zu haben. Freidman tat es nicht gerne – aber er war sich dessen bewusst, dass es das Beste war, die Spur zu verwischen.
Donatella war in all den Jahren ihm gegenüber immer loyal gewesen, und, was noch wichtiger war, sie war mittlerweile ein absoluter Topkiller. Die dunkelhaarige Schönheit hatte bereits mindestens ein Dutzend Männer in den Tod gelockt – alle zusammen Feinde Israels. Nach einigen überaus produktiven Jahren entband Freidman sie von ihrer offiziellen Tätigkeit für den Mossad. In den Akten stand, dass sie ihre Tätigkeit beenden wollte, doch der wahre Grund war, dass Freidman sie zu einer speziellen Kooperation mit ihm gedrängt hatte. All das gehörte zu seinem Plan, ein Netzwerk zu errichten, das sich der Kontrolle der Politik entzog. In Zeiten der Globalisierung kam es nicht selten vor, dass sich ein Milliardär von irgendwo auf der Welt meldete, weil er einen schmutzigen Job zu erledigen hatte. Da gab es beispielsweise die Unternehmer, die etwas dagegen tun wollten, dass ein ehemaliger Angestellter mit wertvollen Informationen zur Konkurrenz oder, noch schlimmer, zur Polizei oder den Medien ging. Genauso kam es vor, dass ein reicher Vater etwas dagegen hatte, wie sein Schwiegersohn seine kleine Prinzessin behandelte. In solchen Fällen wurden kleine Unfälle inszeniert, die das Problem ein für alle Mal aus der Welt schafften. Es gab überhaupt kein Problem, das sich nicht mit einem entsprechenden Geldbetrag lösen ließ. Freidman hatte schon eine Menge Geld damit verdient, Donatellas Fähigkeiten für solche Aufgaben einzusetzen. Aber jetzt würde es damit bald zu Ende sein.
Freidman drückte die Zigarette in dem Aschenbecher aus, der vor zwei Stunden noch leer gewesen war und nun randvoll mit Stummeln war. Er zündete sich sofort die nächste Zigarette an und inhalierte den Rauch. Dann blickte er auf das Foto von Donatella hinunter und schüttelte traurig den Kopf. Sie war wirklich eine umwerfende Frau. Nicht nur, dass sie wunderschön war – nein, sie strahlte bei allem, was sie tat, eine so unglaubliche Sinnlichkeit aus, dass es einen unmöglich kalt ließ. Sie hatte es sogar geschafft, den großen Mitch Rapp zu verführen, wenngleich sich Freidman mehr als einmal gefragt hatte, wer wen verführt hatte. Ja, sie und Rapp waren einmal ein Liebespaar gewesen.
Freidman hatte es sich nie eingestanden, doch er war in der Tat ziemlich eifersüchtig gewesen. Rapp hatte etwas bekommen, was ihm vorenthalten geblieben war. Freidman hatte sich in mancher Hinsicht beherrschen müssen. Er wünschte sich so sehr, Donatella in ihrer ganzen Leidenschaft zu erleben, doch er wusste auch, dass es ein schwerer Fehler gewesen wäre. Es war ihm immer klar gewesen, dass er sie vielleicht eines Tages würde töten müssen, und er konnte es sich nicht leisten, diese Entscheidung von seinen Gefühlen beeinflussen zu lassen.
Freidman strich mit dem Finger über ihr Bild. Bewundernd betrachtete er ihre pechschwarzen Locken, ihre sinnlichen dunklen Augen und ihre hohen Backenknochen. Die Frau war eine richtige Göttin. Freidman bedauerte es mehr denn je, dass er nicht seinem Verlangen
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