Die Maechtigen
wird schwindlig …
Nein, nur nicht ohnmächtig werden …
Ich winde mich erneut, aber der Angreifer drückt mein Gesicht auf das kalte Pflaster, das mir plötzlich weich und warm vorkommt. Als würde es schmelzen. Die Welt dreht sich, und alles schwankt.
Zum Schluss sehe ich meinen Angreifer in der glänzenden Radkappe des Mustang … auf dem Kopf stehend, wie in einem Spiegelkabinett.
50. Kapitel
Ich bin wach.
Ich war bewusstlos, und jetzt bin ich wach.
Ohne Übergang.
Meine Augen sind geöffnet, und ich blicke auf gelbe Blumen. Sonnenblumen. Meine Schwester liebt Sonnenblumen.
Ich blinzle, versuche mich an das helle Licht zu gewöhnen.
Es ist hell. Ist … ist es Tag?
Nein, die Vorhänge sind geschlossen. Das Licht kommt von drinnen.
Ich höre das Summen der Zentralheizung.
In meinem Kopf dreht sich alles. Ist Clemmi …? Ja … ich erinnere mich … Clemmi ist schwanger.
Meine Güte!
Clemmi ist schwanger, und mein Kinn tut weh. Es schmerzt höllisch.
Meine Schultern ebenfalls. Ich versuche mich zu bewegen, und weiß, woher der Schmerz kommt. Meine Hände sind immer noch hinter meinem Rücken gefesselt.
Ich senke den Blick, er fällt auf den Stuhl, auf dem ich sitze. Er hat Armlehnen. Schöne gepolsterte Armlehnen. Mit Nagelköpfen.
Ich schaue zu den Sonnenblumen. Sie stehen in einer aparten asiatischen Vase auf einem schönen, handgeschnitzten Kaffeetisch.
Im Archiv habe ich die streng geheimen Berichte des CIA gelesen, wohin sie die Terrorverdächtigen nach dem 11. September gebracht haben. Die fanden sich nicht in so luxuriös ausgestatteten Räumen wie diesem hier wieder. Aber selbst ohne die Handschellen, die Betäubung und die Entführung kommt mir das hier trotzdem schlimmer vor.
Ich sehe mich um. Wieviel Zeit ist wohl verstrichen? Hinter den geschlossenen Vorhängen sieht es dunkel aus, aber es könnte auch früher Morgen sein. Ich suche nach einer Uhr in dem Raum. Nichts. Ich betrachte meine Umgebung weiter. Der Papierkorb, die eingebauten Bücherschränke. Die ledergebundenen Bücher haben alle dieselbe Größe. Der ganze Raum ist … perfekt. Ich frage mich, ob ich in einem Hotel bin … oder vielleicht in einer Art privatem SCIF.
Links von mir sehe ich ein gerahmtes Schwarz-weiß-Foto des Weißen Hauses, das mit einem Gerüst versehen und von Schuttlastwagen umgeben ist. Es stammt aus dem Jahre 1949, als der Truman-Balkon angebaut wurde.
Bitte sag mir, dass ich nicht im Weißen Haus bin.
Hinter mir höre ich eine Toilettenspülung.
Ich drehe mich in dem Sessel herum und versuche panisch, das Geräusch zu orten. Jemand ist im Badezimmer. Aber dann fällt mir die verspiegelte Schiebetür des Schrankes daneben auf.
Der Schrank ist leer. Keinerlei Kleidung hängt darin, es stehen keine Schuhe drin, es gibt nicht mal Bügel.
Überall das gleiche Bild.
Im Papierkorb befindet sich kein Abfall. An den Wänden hängen keine Fotos, und es stehen auch keine auf den Tischen. Die Sitzfläche des schokoladenbraunen Ledersofas links von mir sieht vollkommen unberührt aus, als hätte noch nie jemand dort gesessen.
Was zum Teufel ist das hier für ein Ort? Wieso gibt es hier keinerlei Lebenszeichen?
Ich versuche mich zu befreien, aber ich sinke zusammen. Womit sie mich auch betäubt haben, es wirkt immer noch. Mir ist nach wie vor schwindlig.
Ich höre, wie im Badezimmer das Wasser im Waschbecken abläuft. Dann huscht unter der Tür ein Schatten vorbei und …
Klick.
Ich fahre zurück, als der Stuhl sich unter meinem Gewicht zur Seite dreht. Die Tür zum Badezimmer wird geöffnet, und mein Angreifer taucht auf. Dieser Geruch … Kirsche und Rum.
Der Geruch von Pfeifentabak.
»Mann, ich hab Ihr Kinn ganz schön malträtiert, hab ich recht?« Dallas baut sich vor mir auf und kratzt sich seinen kleinen Bart. Mir fällt sofort wieder ein, warum keiner in unserem Büro ihn leiden konnte. »Tut mir echt leid, Beecher, aber wir mussten Sie da einfach rausholen. Als ich gesehen habe, dass Ihnen jemand folgte …«
»Wovon zum Teufel reden Sie? Was geht hier vor?«
»Ich kann es Ihnen erklären.«
»Das sollten Sie verdammt auch …!«
Ich denke an gestern zurück. Als sie Orlandos Leiche raustrugen, habe ich Dallas und Rina bemerkt, die sich hastig versteckt haben. Jetzt jedoch wirkt er ziemlich selbstzufrieden und stolz auf das, was er da tut.
»Erinnern Sie sich noch, wie Sie im Archiv angefangen haben, Beecher?«
»Wollen Sie etwa jetzt eine Rede halten? Wenn ich diese
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