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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Oberteil der Lehne. Dick gepolsterte Kopfhörer verdeckten den halben Schädel des Mannes.
    »Halleluja!« schrie Peer zurück, so daß Ions Ohren schmerzten.
    Die Nereide besaß eine Geschwindigkeit von einhundertachtundsiebzig Sekundenkilometern und hing fest an den Magnetblöcken am Südpol der Station. Der kleine Schlepper war jetzt startbereit.
    »Alles klar?« fragte die Stimme Peers.
    »Sämtliche Instrumente exakt, Versorgung in Ordnung, Werkzeug komplett. Ich kann starten.«
    Zeiger deuteten auf Ziffern, lange Zahlenkolonnen standen hell auf schwarzem Untergrund. Der Zielstern war Arcturus – dort, wo er jetzt leuchtete, würde sich das Schiff am Ende der Fahrzeit befinden, in jenem komplizierten Verhältnis aus Richtungen zweier sich bewegender Körper, die sich treffen mußten.
    »Ich schalte die Magneten aus!« sagte Peer. »Zeit minus zehn.«
    »In Ordnung. Halte den Satelliten fest.«
    Ion drückte den Startknopf. Reaktionsflüssigkeit wurde in die Düsen gepumpt und verließ sie als ein glühender Partikelstrom von großer Dichte und beträchtlicher Geschwindigkeit. Ein vier Sekunden lang dauernder Stoß aus einer der Dampfstrahldüsen drehte die Nereide.
    Sie bebte in sämtlichen Verstrebungen wie ein unwilliger Ackergaul, schüttelte sich und setzte sich in Bewegung. Langsam drehte sich der Schlepper, während er sich gleichzeitig von der Station entfernte. Zu den Zahlen der Eigengeschwindigkeit wurden die Werte addiert; Ion beschleunigte drei Minuten lang mit fünf g. Er wurde gegen die federnden Alkoholpolster gepreßt, drückte abwechselnd die acht Knöpfe der Richtungsdüsen auf der breiten Armlehne und beobachtete mit rotgeränderten Augen die Uhr, deren Sekundenzeiger weiterrückte. Dann, nach einhundertneunzig Sekunden, schaltete Ion die Treibstoffzufuhr ab und fuhr die Brennelemente ein. Die fehlende Schwerkraft wirkte noch nicht; noch steckte Ion zwischen den Konturen seines Sessels. Dann: Funkkontakt.
    »Ja?« fragte er in sein Mikrophon, das unmittelbar über dem Kinn in der Helmblende des Anzugs einmontiert war.
    »Schreibe die Maschinennummer auf, es könnte sonst Schwierigkeiten geben. Und addiere die Koordinaten des Schiffes zur Gesamtrechnung«, ertönte Peers Stimme.
    »Natürlich. Und die Anzahl der Nieten im Schiffsrumpf.«
    »Viel Vergnügen, Ion!«
    »Danke, Peer.«
    Dann klickte der Schalter, die Funkverbindung war abgebrochen. Aber die Welle des Notrufs blieb eingeschaltet. Niemand würde sich dieser Frequenz bedienen, wenn nicht ein akuter, schwerwiegender Grund dafür bestand. Das bedeutete, daß Ion Sandage bis zu dem Moment, in dem er sich der Flying Tiger näherte, außer der eigenen Stimme und den Geräuschen des Schiffes keinen Laut hören würde.
    Die Nereide flog hoch über der Erdbahn, würde jetzt geradlinig hinunterjagen auf die Ebene der Ekliptik und die Tiger achtzigtausend Kilometer vor der Venusbahn treffen; das Schiff kam aus den Asteroiden und hatte Merkur als Ziel. Die Stunden dazwischen waren den Gedanken gewidmet.
    Klick; eine Pumpe lief an und saugte den Alkohol zurück in den Vorratstank.
    Klick; ein Speichergerät schob langsam eine angezündete Zigarette aus der Öffnung. Ein Ventilator schaltete sich zu. Lichter erloschen. Ein Drehkondensator, von der Hand Ions betätigt, verringerte die Helligkeiten aller Anzeigen. Nur der Spezialradarschirm blieb in schärfster Intensität eingestellt.
    Ion streifte den Handschuh von den Fingern, nachdem er die Manschette gelöst hatte, die ihn mit dem Anzug verband. Dann rauchte er schweigend und langsam die Zigarette zu Ende. Der Rest verschwand hinter dem Deckel des Konverters, der einen direkten Zugang ins Vakuum besaß. Die Glut erlosch.
    Ion legte sich schlafen.
     
    *
     
    Stunden später: Er hatte die Sterne betrachtet, nachdem er aufgewacht war. Er streckte den Arm aus und nahm ein kleines, schwarzgebundenes Buch aus dem federnden Drahtgestell. In beiden Buchrücken waren Magnete eingearbeitet; sie hafteten auf der Metallfläche, die Ion schräg aus dem Armstück des Sessels hochklappte. Handbuch für Schiffsreparaturen – Ausgabe A '89. Seit rund vier Wochen waren Ion und Peer in der Station, seit dieser Zeit hatten sie unablässig gelernt.
    Ion lachte leise auf, als er daran dachte.
    Die Station war hervorragend eingerichtet, die beiden Schlepper des gleichen Typs besaßen überdimensionierte Maschinen, eine große Manövrierfähigkeit und eine Ausrüstung, die auf einem Raumschiff zu den großen

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