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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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der Februar dürften ausgefüllt sein, wenn wir unseren Raumkadetten unsere Arbeitsweise erklären. Ich glaube, daß wir es unserem Dienstherren schuldig sind, da er sich korrekt verhalten hat. Ich werde die theoretischen Fächer nehmen, du übernimmst die praktischen. Sonst sind die vier Männer, die für uns antreten, hilfloser als ich, als wir begonnen haben.«
    Peer spießte einen Steinpilz auf und deutete mit ihm auf das Bullauge ihrer Doppelkabine.
    »Was tun wir im März?«
    »Ich habe damals meine Wohnung aufgegeben, Peer, das weißt du. Meine Möbel stehen bei dir. Ich schlage vor, daß wir unsere Wohnung überholen und einen Monat lang Terra unsicher machen. Wir schwimmen, sonnen uns, fahren Auto oder Gleiter, besuchen Thailand oder Mallorca, setzen uns am Nachmittag in Cafés und trinken Espresso. Einverstanden?«
    Peer nickte und sah zu, wie der Kellner die Gläser wieder füllte.
    »Und im April?«
    »Im April werde ich eine kleine, anspruchslose Raumjacht kaufen und mit dir einen Ausflug ganz besonderer Art machen. Wir haben uns bis dahin eine gute Reiseausstattung gekauft und einen Vertrag abgeschlossen, wonach die Wohnungsmiete von den Zinsen unserer Vermögen bezahlt wird. Außerdem – wie bekommen wir einen Nachmittag beim Präsidenten der UNO?«
    Peer grinste sein altes, verwegenes Piratengrinsen.
    »Ich kenne die Sekretärin des Sekretärs des Präsidenten. Beweise haben wir übergenug.«
    »Schließlich müssen wir jemanden vorbereitet haben, der etwas mit dem zweiten Schiff Moodgeegalees anzufangen weiß. Das wird ein Schlag – ich möchte das gern miterleben können«, sagte Ion und lachte kurz.
    »Wir sehen also unserem Aufenthalt mit äußerster Gelassenheit entgegen?«
    »Das tun wir, Partner.«
    Zwei Tage später landete die Julius Cäsar.

 
9
     
    Ein buntes Kaleidoskop begann sich zu drehen. Empfänge ... Vorträge ... Reporter und Interviews ... eine lange Sitzung mit einem sehr höflichen Colonel Bondy Cuiper und seinem Chef ... die Herstellung der Endbilanz ... die Formalitäten auf der Bank ... ein ausgesprochen interessanter Nachmittag beim Präsidenten der UNO ... sie führten dort die Bilder vor, die Shahi und Yolay ihnen überlassen hatten ... eine Diskussion über das Sternenschiff Laser-Ozma ... die Einrichtung der Wohnung ... Peer wohnte in einem neuerbauten Viertel der Hauptstadt im Penthouse eines Hochbaus ... dann der Monat, in dem sie mit einem Wagen ganz Europa durchfuhren, hauptsächlich den Süden ... dann ...
     
    *
     
    25. April 2390 – 14 Uhr 15
    Sie hatten es sich anders überlegt: Jetzt schwebte der schwere Gleiter über der Oberfläche der Mondrückseite, dicht in der Nähe des großen Kraters Von Braun.
    »Ich wette, du hast etwas Bestimmtes vor, Ion?« fragte Peer trocken.
    »Ich habe schon seit einem Jahr deinen unendlichen Scharfblick bewundern können, Partner«, antwortete Ion grinsend und senkte den Gleiter, bis er neben einer flachen Nadel in den Schlagschatten sank. »Es gehört schon beträchtlich viel Scharfsinn dazu, von unseren Vorbereitungen auf das zu schließen, was wir vorhaben.«
    »Nicht wahr?« strahlte Peer. Es schien, als verberge er etwas vor Ion.
    Ion öffnete eine modische Tragtasche und nahm eine flache Reisetasche hervor. Und aus seiner Reisetasche zog er langsam die flache Flasche.
    »Große Dinge benötigen große Worte, Peer«, sagte er feierlich, »und große Worte gewinnen Bedeutung, wenn sie entsprechend getränkt werden.«
    Die breiten Sessel drehten sich, und eine Klappe fuhr zwischen ihnen aus dem Armaturenbrett. Die Zinnbecher und die Flasche wurden daraufgestellt, dazu ein Aschenbecher und die Zigaretten.
    »Wir sind doch nicht hierhergeflogen, um im Schatten einer Steinnadel einen Schluck zu trinken?«
    Peer lächelte noch immer, dann öffnete er, wie nebenbei, die Flasche.
    »Nicht ganz«, sagte Ion. »Ich habe dir vielmehr ein Geständnis zu machen.«
    Peer betrachtete ihn über den Rand des Zinnbechers hinweg.
    »Ich wußte schon das ganze Jahr über, daß du mich geschäftlich zu ruinieren versuchtest mit deiner Buchführung. Gestehe!«
    »O«, murmelte Ion. »Es sind neunzehn Cents, die ich veruntreut habe. Aber ... mir ist aufgefallen, daß die Damen seit Januar sehr zu ihrem Kummer sich von dir nicht verfolgt fühlen?«
    »Sagtest du ›Damen‹?«
    »In der Tat.«
    »Das, mein Freund, waren weder Damen noch vergleichbar mit dem, was wir haben davonfliegen lassen. Es waren Angehörige der Gattung Homo sapiens,

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