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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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mehr wissen wollen. Andererseits hatte ich die vage Hoffnung, daß sie mich jetzt noch nicht fragen würden, vielleicht erst später. Vielleicht lassen sie erst mal nur ihren Frust an mir aus. Vielleicht kann keiner von ihnen Englisch! Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf, als dieser Typ näher und näher kam und schließlich nur wenige Zentimeter vor mir stehen blieb.
    Er riß meinen Kopf hoch und schlug mir hart ins
    Gesicht. Der Schlag warf mich nach hinten, und ich fiel zur Seite, aber sie standen um mich herum und stießen mich wieder hoch. Selbst wenn du mit einem solchen Schlag rechnest, bis du schockiert, wenn er dann wirklich kommt. Ich wollte unten bleiben, weil ich so Zeit gehabt hätte, mich vor dem nächsten Schlag zu erholen, Zeit zum Nachdenken.
    Jetzt machten sich alle über mich her. Sie lachten, während sie versuchten, sich gegenseitig zu übertreffen.
    Ich fühlte mich wie betrunken. Du weißt, was passiert, du weißt, was vor sich geht, aber du kannst nichts dagegen tun. Du hast auf einmal das Gefühl, du stehst neben dir.
    Es geschieht mit dir, aber dein Verstand übernimmt das 275
    Ruder und sagt, verdammt, es reicht, ich will nicht mehr, und du versinkst ganz langsam in Bewußtlosigkeit. Du spürst genau, was mit dir geschieht, aber dein Verstand entgleitet dir. Man schlug mich halb besinnungslos.
    Ich ließ mich zu Boden fallen und konnte so
    wenigstens mein Gesicht schützen. Ich zog die Knie an und preßte sie zusammen, hielt den Kopf nach unten und spannte jeden Muskel an. Während die Schläge auf mich niederprasselten, schrie und stöhnte ich. Einiges davon war gespielt. Vieles nicht.
    Dann, wie auf ein Zeichen, hörten die Schläge auf.
    »Armer Andy, armer Andy«, hörte ich und Besorgnis
    heuchelndes Zungenschnalzen.
    Ich kam mühsam auf die Knie, schüttelte den Kopf
    und lehnte mich gegen den Mann. Mein Atem ging
    schwer und rasselnd, weil meine Nase mit Blut und
    Schlamm verstopft war. Langsam sank ich wieder zu
    Boden. Ich brauchte seine Hilfe, um wieder
    hochzukommen. Dadurch gewinne ich Zeit, dachte ich, das verzögert die Sache. Hoffentlich kommen sie zur Vernunft und sehen, daß ich bloß ein jämmerlicher, nutzloser Schwachkopf bin, für den sich die ganze Mühe nicht lohnt, und lassen mich in Ruhe.
    Man half mir wieder auf den Stuhl, und irgend jemand versetzte mir einen Tritt gegen den Oberschenkel. Ich schrie auf. Es war wie damals in der Schule, und schon da konnte ich es nicht ausstehen. Bloß daß wir damals nur mit dem Knie zustießen. Diesmal war es ein
    regelrechter, brutaler Tritt. Und wieder prasselten aus allen Richtungen Stiefel auf mich nieder. Ich sackte zu 276
    Boden.
    Das Vernünftigste in einer solchen Situation wäre
    eigentlich, sich schwach zu geben und um Gnade zu
    flehen, aber irgend etwas verselbständigt sich. Ich war so wütend, daß ich noch einmal bewußt die Entscheidung traf, um nichts zu betteln. Ich würde mich unter keinen Umständen selbst erniedrigen. Das würden die schon besorgen. Ich wußte zwar, daß Widerstand unklug war, aber gegen den Stolz und die Selbstachtung kommt man nun mal nicht an. Wenn ich stöhnte, hätten sie nur noch mehr Spaß. Ich konnte sie allein durch meine innere Haltung besiegen, und ich würde sie besiegen. Wenn ich möglichst keinen Laut von mir gab, war das bereits ein kleiner Sieg. Selbst der kleinste imaginäre Sieg wird tausendfach verstärkt. Ich werde diesen Kampf
    gewinnen, sagte ich mir – laß ihnen nicht die
    Genugtuung, zu Hause bei Gebäck und Tee erzählen zu können: »Er hat uns angefleht aufzuhören.«
    Sie hörten nicht auf. Stiefel traten mir in die Rippen und gegen den Kopf, Stahlkappen trafen auf schutzlose Schienbeine. Was sie da taten, war absolut unsinnig, sie kehrten bloß den Macho raus. Meine einzige Hoffnung war, daß es sie bald langweilen würde.
    Zwei von ihnen schimpften plötzlich lauthals auf
    englisch über Bush, Thatcher, über jeden, der ihnen in den Sinn kam. Mein Körper würde nicht mehr lange
    durchhalten. Ich fühlte mich schlapp und erledigt. Ich hatte Mühe zu atmen. Ich hatte schon vorher nicht mehr richtig sehen können; jetzt war mein ganzer Körper verschwollen und pochte vor Schmerz, und ich spürte, 277
    daß auch meine übrigen Sinne schwächer wurden. Mein Herz klopfte so stark, daß mir die Brust weh tat.
    Ich konnte Schreie und gequältes Stöhnen hören. Das mußte ich sein, der da schrie und stöhnte.
    Jemand brüllte mir aus einem Abstand von

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