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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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geschleift und mußte mich
    krümmen, damit meine Hände nicht über den Asphalt
    scheuerten. Die Massenhysterie war noch immer nicht abgeebbt. Ich hatte panische Angst, Furcht vor dem Unbekannten. Diese Menschen waren derart außer Rand und Band.
    Schließlich wurde ich hineingeschleift, und das Tor schloß sich krachend hinter mir. Ich nahm einen großen Hof und verschiedene Gebäude wahr. Die Machonummer endete schlagartig, und die Soldaten rissen mich auf die Beine und zogen mich an den Armen weiter. Du brauchst Zeit, um dich umzuschauen und auf die Situation
    einzustellen. Wenn du den harten Mann markierst, dich aufrecht hältst und sagst, leckt mich doch alle, dann schlagen sie dich wieder zusammen, und das ist
    selbstschädigend. Wenn du demütig und völlig fertig wirkst, haben sie erreicht, was sie wollen. Jetzt mußt du aus deinen Verletzungen Kapital schlagen. Du mußt so 266

    schwach aussehen, als wärst du total am Ende und völlig durcheinander. So bewahrst du dir die letzten
    Kraftreserven, die du für deine Flucht brauchst, und das ist die Hauptsache.
    Ich hatte das Gefühl, einen wichtigen Test bestanden zu haben. Ich war in einer anderen Welt, wieder lag eine kritische Situation hinter mir. Seltsamerweise fühlte ich mich jetzt, da die Bevölkerung mich nicht mehr in die Finger kriegen konnte, fast sicher. Diese Vorstellung erschien mir sehr viel schlimmer als alles, was andere Soldaten mir antun könnten. Ich humpelte demonstrativ, zitterte und würgte und stöhnte jedesmal, wenn mich irgend jemand anfaßte. So wie ich mich dahinschleppte, muß es jedem wie ein Wunder vorgekommen sein, daß
    ich überhaupt noch am Leben war. Es ging mir
    tatsächlich schlecht, aber meine psychische Verfassung war gut, und das darf der Feind auf keinen Fall merken.
    Ich stand einige Zeit da, umringt von Wachleuten. Vor mir sah ich einen Schotterweg, der zu einem etwa 100
    Meter entfernten Block führte. Ich ließ den Blick von links nach rechts schweifen und sah auf der rechten Seite entlang der Mauer Baracken und eine kleine
    Baumgruppe.
    Dann erblickte ich einen armen Kerl auf dem Bauch
    im Gras liegen, Hände und Füße zusammengebunden wie bei einem Brathähnchen. Er versuchte, die Beine zu bewegen, um den Kopf zu entlasten. Er war
    offensichtlich schwer mißhandelt worden. Sein Kopf war zur Größe eines Fußballs angeschwollen, seine Montur zerrissen und blutgetränkt. Ich konnte nicht einmal 267
    erkennen, was für eine Haarfarbe er hatte oder ob er Tarnkleidung trug. Als er den Kopf hob, sahen wir uns einen Moment lang in die Augen, und ich erkannte
    Dinger.
    Sein Blick sagte mir: Wird schon werden. Ich nahm
    sogar ein schwaches Lächeln wahr. Ich lächelte zurück.
    Ich hatte schreckliche Angst um ihn, denn er sah ziemlich mitgenommen aus, aber es war herrlich, ihn zu sehen, zu wissen, daß es noch jemanden gab, der in der gleichen Misere steckte. Es klingt vielleicht egoistisch, aber es gab mir Auftrieb, nicht der einzige zu sein, den man
    geschnappt hatte. Die Frotzeleien, die ich daheim in Hereford zu hören bekommen hätte, wären unerträglich gewesen.
    Es war schön, Dinger zu sehen, aber mir wurde nun
    klar, daß ich als nächster an der Reihe war. Es stand wirklich schlimm um ihn, und dabei konnte er viel mehr vertragen als ich. Mir kam der Gedanke, daß ich am Abend vielleicht schon tot sein würde.
    Zwei bewaffnete junge Soldaten saßen in Dingers
    Nähe an einen Baum gelehnt und rauchten. Sie reagierten nicht, als zwei Offiziere und deren kleines Gefolge aus ihrem Büro traten und uns auf halbem Weg
    entgegenkamen. Ich stand einfach da und mimte den
    Verwundeten nach dem Prinzip, daß man erst mal alles versuchen sollte. Innerlich bereitete ich mich auf eine weitere Prügelei vor. Als die Offiziere näher kamen, biß ich die Zähne zusammen und preßte die Knie
    gegeneinander, um meine Hoden zu schützen.
    Die Truppen vor Ort hatten durch uns eine Menge
    268
    Verluste erlitten, und allem Anschein nach waren diese gut gekleideten Offiziere, Kommandanten im Tarnanzug und normale in Olivgrün mit Sternen auf der Schulter, ziemlich sauer. Mein Kopf wurde hochgerissen, und
    einer von ihnen verpaßte mir einen Schlag. Ich schloß die Augen und wappnete mich gegen den nächsten Schlag.
    Er kam nicht.
    Ein Offizier redete drauflos, und ich öffnete ein Auge gerade weit genug, um mitzukriegen, worum es bei dem Gespräch ging. Der Offizier, der mich geschlagen hatte, hielt jetzt ein Messer in der Hand und

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