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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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was sie vorhatten.
    Es war wohl der Habgier der Offiziere zu verdanken, daß meine Fluchtkarte aus Seide und mein Minikompaß nicht gefunden wurden. Ich hatte beides in meiner
    Uniform versteckt, und eine gründliche Durchsuchung hätte sie bestimmt zutage gefördert. Ich war froh, daß ich sie noch hatte. Es war ein herrliches Gefühl: Wenn ihr wüßtet, daß ich noch eine Fluchtkarte und einen Kompaß habe, also leckt mich doch. Die besten
    Fluchtmöglichkeiten bieten sich kurz nach der
    Gefangennahme. Je länger du in Gefangenschaft bist, desto schwieriger wird die Flucht, weil das System sich immer besser um einen Gefangenen kümmert. Die
    Truppen an der Front haben andere Probleme, doch im Hinterland sind die Sicherheitsmaßnahmen besser, und höchstwahrscheinlich bist du schon deine Uniform los.
    Vom Moment meiner Gefangennahme an versuchte ich
    mich zu orientieren, um herauszufinden, wo Westen lag.
    Falls meine Chance kam, mußte ich das wissen.
    272
    Man verband mir die Augen, und ich wurde in einen
    anderen Raum geführt. Ich spürte, daß er groß und luftig war. Es waren Leute da, die sich unterhielten; die Atmosphäre war gedämpfter. An den verhalteneren
    Stimmen konnte ich erkennen, daß es das Zimmer eines Vorgesetzten war. Seltsamerweise fühlte ich mich sicher.
    Ich hatte irgendwie das Gefühl, außer Gefahr zu sein, weit weg von dem wütenden Mob, obwohl ich mir
    denken konnte, was passieren würde. Dann wurde mir klar, daß die Leute hier, obwohl sie beherrschter klangen, wahrscheinlich mit größerer Professionalität zu Werke gehen würden.
    Es roch stark nach Kaffee, Gitanes und billigem
    Aftershave. Ich wurde auf einen Stuhl mit gepolstertem Sitz und hoher Lehne gedrückt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, gar nicht da zu sein. Ich flüchtete mich in Phantasievorstellungen, um meine Situation
    auszublenden, als wäre alles nur ein Traum. Ich hätte nie für möglich gehalten, daß mir so etwas passieren könnte.
    Es war ein Gefühl, als hätte ich ein Kind mit dem Auto überfahren: absolute Fassungslosigkeit. Ich hörte zwar irgendwelche Dinge, aber ich war in meiner eigenen kleinen Welt eingeschlossen. Plötzlich wurde ich wieder klar und überlegte, ob ich sie um Erbarmen bitten sollte oder um eine Tasse Kaffee oder etwas zu essen. Nein, ich würde um nichts bitten. Wenn sie mir was geben wollten, um so besser, aber ich würde sie nicht anbetteln.
    Ich spannte die Muskeln an, senkte den Kopf und
    preßte die Beine zusammen. Ich rechnete damit, daß sie erst einmal ihren Frust an mir abreagieren wollten, bevor 273
    sie mich nach allen Regeln der Kunst verhörten. Sie tuschelten miteinander.
    Also, was kommt denn nun, dachte ich. Eine gräßliche Folter?
    Männer liefen herum, flüsternd. Wenn man
    angestrengt die Ohren spitzt, wird das kleinste Geräusch verstärkt. Ein Stuhl wurde gerückt. Jemand stand auf und kam zu mir.
    Ich wappnete mich. Es geht los. Ich tat so, als würde ich zittern. Ich ersehnte nichts stärker, als daß diese Leute Mitleid mit mir hatten.
    Zwei Sekunden kamen mir vor wie zwei Minuten. Es
    war ungeheuer frustrierend, nicht sehen zu können, was vor sich ging. Ich zitterte wieder, ein verletztes, jämmerliches Wesen, ein Ahnungsloser, ein Mann, der es nicht wert ist, daß man ihm was tut. Aber ich wußte, daß ich mich an einen Strohhalm klammerte. Den Kopf
    gesenkt, versuchte ich, keinerlei Reaktion zu zeigen, als er sich näherte.
    Es duftete stark nach Kaffee, und ich wünschte mir, ich wäre in ROSS’ Café in Peckham mit einem großen Milchkaffee vor mir auf dem Tisch. Als Kids aßen wir dort samstags immer eine doppelte Portion Pommes mit Bratwurst und viel Senf und tranken dazu einen
    Milchkaffee. ROSS, der Grieche, hatte nichts dagegen, wenn wir den ganzen Vormittag blieben. Wir können
    nicht älter als acht oder neun gewesen sein. Meine Mum gab mir immer das Geld, damit ich bei ROSS essen
    konnte, sie wußte, es war für mich das Größte. Im Winter waren die Fenster so beschlagen, daß das Wasser an den 274
    Scheiben herablief, und dann dieser starke Kaffeeduft. Es war richtig gemütlich da. Ich erinnerte mich so lebhaft daran, daß ich mich einen kurzen Moment lang wie ein Kind fühlte, das hingefallen ist und nach seiner Mutter schreit.
    Dinger war mit seiner Tarngeschichte bestimmt noch nicht rausgerückt. Name, Dienstnummer, Rang,
    Geburtsdatum, die Großen Vier – mehr nicht. Ich dachte: Sie werden mich gleich windelweich schlagen, weil sie einiges

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