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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Gefängnis. Mein Freund und ich machten einen Fluchtversuch. Wir konnten entkommen, wurden aber am nächsten Tag wieder eingefangen. Sie brachten uns zurück ins Lager und beschlossen, an uns ein Exempel zu statuieren. Wir mußten uns auf den Boden legen, Gesicht nach unten, und zwei Soldaten stellten sich mit ihren Gewehren über uns und stachen uns ihre Bajonette in die Kniekehlen, daß uns die Kniescheiben rauskamen. Wenn du zu fliehen versuchst, Andy, werde ich mit dir dasselbe machen müssen.«
    Ich würde nirgendwohin gehen. Ich konnte mich ja kaum auf den Beinen halten.
    Ich lächelte. »Ich möchte nur nach Hause zu meiner Familie.«
    »Diese Zelle ist sehr schmutzig, Andy. Mag sein, daß ihr bei euch so wohnt, doch wir Muslime sind sehr sauber. Du wirst hier saubermachen.«
    »Wie soll ich das denn machen?«
    »Mit den Händen, Andy. Los, mach hier sauber. Wir leben nicht in so einem Dreck.«
    Er stand über mir und sah zu, wie ich mich hinkniete und auf allen vieren meine ganze Scheiße auf einen Haufen schaufelte. Dann gab er mir zwei Stücke Pappe, um alles darauf zu tun, und sie verließen die Zelle.
    Ich sah die Wände an und entdeckte frische Blutflecken. Sie stammten von mir. Zumindest hatte ich meinen Teil zur Atmosphäre der Zelle beigetragen.
    Wieder machte sich die Angst in mir breit. Was würde passieren? Würden wir hier rauskommen? Würden wir bleiben?
    Richard Pryor hatte zu mir gesagt: »England ist schön. Vor 15 Jahren bin ich mal dort gewesen. Ich war in London auf dem College. Ich kenne London gut. Vielleicht kommst du ja eines Tages wieder nach Hause.«
    Ja, vielleicht.

Zwölf
    Irgendwann am Nachmittag des 6. Februar kamen sie herein und legten mir wieder Handschellen und Augenbinde an. Sie zogen mich hoch, und ich dachte, sie brächten mich wieder zum Verhör. Ich ging nach draußen und wollte schon gewohnheitsmäßig in die altvertraute Richtung gehen, doch diesmal schlugen wir einen anderen Weg ein, und ich wurde hinten in einen Wagen verfrachtet.
    Ich beugte mich nach vorn, den Kopf gesenkt, um den Druck auf meinen Händen zu lindern. Es war herrlich warm in dem Wagen, und ich konnte Vogelgezwitscher hören. Das Wetter war phantastisch. Ich hatte Angst.
    Das Auto war groß. Ein alter amerikanischer Schlitten, vermutete ich, wie anscheinend alle Wagen hier.
    »Wenn du versuchst zu fliehen«, sagte jemand, »töten wir die beiden anderen. Und wenn sie fliehen, wirst du getötet. Du siehst also, es ist sinnlos.«
    Hieß das, daß Dinger und Stan mitkamen? Ich wartete darauf, daß sonst noch jemand einstieg, aber es kam niemand. Beide Türen waren geschlossen. Ich war allein im Fond. Vorn saßen zwei Burschen, die beide ausgezeichnet Englisch sprachen.
    »Weißt du, wohin wir jetzt fahren, Andy?« fragte der Fahrer, als wir losfuhren.
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Wir bringen dich zur britischen Botschaft. Du kommst jetzt nach Hause zu deiner Familie. Keine Probleme.«
    »Vielen Dank.«
    Sie fingen an zu lachen, und ich lachte mit, spielte den Trottel.
    »Nein, wir machen nur Spaß, Andy. Du kommst irgendwann nach Hause, aber jetzt noch nicht. Noch lange nicht.«
    Wir fuhren ein paar Minuten schweigend.
    »Hast du schon mal von Ali Baba gehört?« fragte einer von ihnen.
    »Ja, das ist ein alter Film, der jedes Jahr Weihnachten läuft. Ali Baba und die 40 Räuber.«
    »Ja, und genau da bist du jetzt. Du bist im Land von Ali Baba, in Bagdad. Die Diebe von Bagdad. Eine wunderschöne Stadt. Aber jetzt nicht mehr, weil alle Menschen sterben. Ihr kommt in unser Land und bombardiert unsere Städte. Kinder sind tot. Ganze Familien sterben. Es ist nicht mehr das wunderbare Land von Ali Baba, alles ist zerstört. Aber wenn wir gewonnen haben, bauen wir alles wieder auf, kein Problem. Phantastische Stadt. Ali Baba.«
    Ich nickte zustimmend. Sie schalteten das Radio ein und suchten die Sender durch. Auf jedem war das gleiche aggressive Geschnatter und jammernde arabische Gesänge zu hören. Die beiden Burschen waren bester Laune, während sie so dahinfuhren, mit offenen Fenstern,
    völlig unbeschwert.
    Ich lauschte auf die Geräusche der Stadt. Wir hielten an Ampeln, hupten, und Leute schimpften los. Aus Geschäften plärrte Musik, es herrschte die typische Hektik einer Großstadt. Die Typen vorn fingen plötzlich an zu lachen.
    »Wir beobachten nur deine beiden Freunde im Wagen vor uns«, sagte einer von ihnen. »Sie sitzen aneinandergelehnt und schlafen. Sie müssen sehr gute Freunde

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