Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
in der Zelle neben uns saßen. Wie viele es waren, konnten wir nicht sagen.
    Ganz am Ende des Ganges war eine Tür, und wenn die Wachen die zugeknallt hatten, schienen sie außer Hörweite zu sein. Niemand hatte uns gesagt, daß Reden verboten war, aber wir gingen sicherheitshalber davon aus.
    Mit dem Blechbecher klopften wir leise einen einfachen Erkennungscode an die Wand, um festzustellen, ob in der Zelle nebenan Verbündete waren. Nur jemand aus dem Westen würde das freundliche Klopfzeichen erkennen, das man zum Beispiel gibt, wenn man bei einem Freund anklopft: dam, dadada dam - worauf natürlich folgen muß: dam, dam. Wir bekamen die erhoffte Antwort. Die Kontaktaufnahme gab uns Auftrieb und dem anderen vermutlich auch. Es war ein gutes Gefühl, daß bereits in der ersten Nacht so etwas passierte.
    Wir fingen an, über unsere Lage zu spekulieren. Waren noch andere aus unserem Stoßtrupp hier? War das nur eine Zwischenstation? Würden wir die ganze Zeit über hierbleiben?
    »Wir wußten nicht, wo ihr abgeblieben wart«, sagte Stan. »Vince lallte irgendwas von Flugzeugen und TACBE, und Chris und ich erinnerten uns, daß wir Jets gehört hatten. Wir kamen schließlich dahinter, daß Vince meinte, ihr wärt stehengeblieben, um mit den Maschinen Verbindung aufzunehmen. Wir saßen auf einer Anhöhe und spähten durch das Nachtsichtgerät, aber es war keine Spur von euch zu entdecken. Wir haben versucht, euch über TACBE reinzukriegen, aber ohne Erfolg. Schließlich haben wir beschlossen weiterzugehen, in der Hoffnung, ihr würdet die Richtung beibehalten und wir würden uns wiedertreffen.«
    Sie marschierten etwa vier Stunden weiter bis kurz vor Morgendämmerung. Chris und Stan hatten Angst, daß man sie im freien Gelände entdecken würde. Vince war zu keiner Entscheidung mehr fähig; er stand schwankend in Wind und Regen, während die anderen in der Gegend nach einem Versteck Ausschau hielten.
    Stan fand eine etwa zwei Meter tiefe Panzertarngrube, aus der knietiefe Kettenspuren herausführten. Sie brachten Vince in eine der Spurrillen und legten sich links und rechts neben ihn. Chris und Stan schliefen immer nur abwechselnd, und derjenige, der wach war, kümmerte sich um Vince.
    Bei Tagesanbruch sah Stan sich rasch ein wenig um.
    Zu seinem Entsetzen stellte er fest, daß die Gruppe nur etwa 600 Meter von einer feindlichen Stellung entfernt lag - ob es sich um eine Hütte oder einen Kastenwagen mit Antennen handelte, war nicht genau zu erkennen. Sie saßen also bis Sonnenuntergangfest.
    Es fing an zu schneien. Bald darauf ging der Schnee in Schneeregen über, und die Spurrillen füllten sich mit Matsch. Sie waren bis auf die Haut durchnäßt. Die Temperatur sank. Sie hatten nur noch wenig zu essen, zusammen gerade mal zwei Packungen Kekse. Alles andere hatten sie in den Rucksäcken gelassen.
    Als die Dämmerung hereinbrach, krochen sie aus der Erdrinne und standen auf. Sie hatten zwölf Stunden in eiskaltem Wasser gelegen. Stan hatte kein Gefühl mehr in Händen und Füßen; Chris' Gelenke waren blau gefroren. Sie bewegten sich im Kreis, Vince zwischen sich. Als die Dunkelheit hereingebrochen war und es Zeit war weiterzugehen, waren sie so durchgefroren, daß sie ihre Waffen nur aufheben konnten, indem sie sie mit beiden Armen hochhievten.
    Vince konnte schon bald nicht mehr Schritt halten. Einmal blieb er plötzlich stehen und rief die anderen zu sich. Er klagte über seine Hände und murmelte, sie seien schwarz geworden. Chris sah sie sich an und stellte fest, daß Vince schwarze Lederhandschuhe trug. »Steck die Hände in die Tasche, Kumpel, dann sind sie bald wieder okay«, sagte er.
    Als sie das nächste Mal haltmachten, war Vince völlig verwirrt. Stan und Chris drängten sich dicht an ihn, aber es nützte nicht viel. Sie mußten in Bewegung bleiben, sonst würden sie erfrieren. Sie waren auf erhöhtem Gelände, überquerten nackten Fels und weite Schneeflächen. Chris ging mit dem Kompaß voraus, doch die Kälte machte ihm immer mehr zu schaffen. Er bewegte sich wie in Zeitlupe.
    Der Abstand zwischen den drei Männern vergrößerte sich, ah sie in unterschiedlichem Tempo einen Hang hochstiegen. Stan blieb stehen, um Vince überholen zu lassen; er wollte ihn im Auge behalten. Aber Vince kam nicht. Stan drehte sich um; Vince war nirgends zu sehen. Stan rief Chris zu sich, und beide machten kehrt. Sie gingen auf ihrer eigenen Spur zurück, konnten aber in dem dichten Schneetreiben nur noch wenige Meter weit

Weitere Kostenlose Bücher