Die Männer von Bravo Two Zero
sein.«
Das war ja toll, eine Bestätigung, daß Dinger und Stan bei mir waren. Es war ein phantastisches Gefühl.
Die Jungs zündeten sich Zigaretten an und waren bestens gelaunt. Wir fuhren etwa eine halbe Stunde so weiter.
»Ja, wir bringen dich woandershin in Bagdad. Es wird dir gefallen. Sehr schön dort. Das mit der Botschaft war nur Spaß.« Als wir am Ziel ankamen, das nach ihren Angaben ein Militärgefängnis war, griffen Hände durch die offenen Fenster, schlugen mir auf den Kopf und zogen mich am Schnurrbart. Nichts Ernsthaftes, alles ziemlich harmlos.
Ich hörte, wie Schranken hochgingen, Tore geöffnet wurden. Wir fuhren noch ein Stück weiter und hielten an. Sie holten mich aus dem Wagen und stülpten mir eine Decke über den Kopf. Ich wurde durch eine Tür geführt und einen breiten Gang mit Betonboden entlang. Ich hörte das hallende Echo von Stimmen, von Riegeln, die geöffnet und geschlossen wurden, das Klirren von Ketten und Schlüsseln.
Es war nicht feucht hier, aber eisig kalt. Sie führten mich in eine Zelle. Ich mußte mich auf den Boden setzen, und man nahm mir die Handschellen und die Augenbinde ab. Ich sah Soldaten in Uniformen und roten Feldmützen mit makellos weißen Gürteln und Gamaschen. Militärpolizei. Außerdem waren da noch ein Offizier und zwei Typen in Zivil. Sie schlossen die Tür und gingen.
Die Zellentür war so, wie man sie aus Western kennt, wenn der Sheriff jemanden einsperrt. Die Gitterstäbe waren mit einem Tuch verhängt, damit ich nicht hinaussehen konnte. Eine Leuchtstoffröhre hing genau in der Mitte der Zellendecke, die ungefähr viereinhalb Meter hoch war. Ganz oben an der Wand war außerdem ein kleiner Fensterschlitz, durch den ein Lichtstrahl fiel. Die untere Hälfte der Wände war rot gestrichen, die obere rosa. Und auf den ersten Blick war das auch schon alles, was es zu sehen gab. Dann entdeckte ich die Kritzeleien an der Wand, auf arabisch. Wieder Bilder von Tauben mit Ketten um die Beine und die Zeichnung einer Frau.
Ich humpelte durch die Zelle. Sie war etwa dreieinhalb mal zweieinhalb Meter.
Ich horchte angestrengt und hörte, wie andere Türen geöffnet und geschlossen wurden. Ich nahm an, daß Dinger und Stan ebenfalls eingesperrt wurden. Zumindest waren wir alle an ein und demselben Ort. Und im Vergleich zu dem Vernehmungsgefängnis war das hier der Buckingham Palace.
Waren sie jetzt mit uns fertig oder was? Ich war mir da nicht sicher, und es war mir eigentlich auch egal. Mir gefiel es hier.
Eine Viertelstunde später öffneten sich die Türen erneut. Ich hielt es für angebracht, mich zusammenzureißen und etwas Respekt zu demonstrieren. Um die Situation für dich vorteilhaft zu gestalten, mußt du dir Mühe geben und so etwas wie freundschaftliche Bande knüpfen.
Während ich langsam und vor Schmerzen ächzend auf die Beine kam, trat ein neuer Typ in die Zelle. Er trug Zivilkleidung, aber eine Kampfjacke mit Tarnmuster darüber. Er war einssechzig groß und hatte weißes Haar. Auf der Nase hatte er eine Brille mit richtig dicken Gläsern, und er lächelte übers ganze Gesicht.
»Wärst du gern mit deinen Freunden zusammen?« sagte er strahlend.
»Ja, sehr gern.«
Er nahm mich am Arm und führte mich zu einer anderen Zelle drei Türen weiter. Sie war leer.
Mensch, dachte ich - toller Witz! Einige Augenblicke lang war ich richtig glücklich gewesen, Dinger und Stan wiederzusehen. Ich setzte mich auf den Boden und versuchte, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
Zwei Minuten später ging die Tür auf, und Dinger stand vor mir. Wir umarmten uns und schüttelten uns die Hände. Dann wieder ein paar Minuten später kam Stan hereingewankt, von zwei Wachen gestützt. In der Hand trug er ein Tablett mit Reis. Während die Wachen uns einschlossen und gingen, blickten wir uns ungläubig an, dann legten wir los.
»Chris und Vince?« fragte ich.
»Vince ist tot«, sagte Stan. »Unterkühlung. Ich bin von Chris getrennt worden, ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist. Was ist mit den anderen drei?«
Ich sagte, daß Mark tot sei, und vermutlich auch Legs und Bob - entgegen dem, was die Iraker mir erzählt hatten.
Wir schwiegen und begannen zu essen. Wir hörten Schritte und Schlüsselgeräusche auf dem Gang und standen wieder auf. Die Tür öffnete sich, und ein Major trat ein. Er stellte sich als der Gefängnisleiter vor.
»Für das, was euch dort passiert ist, wo ihr bisher wart, bin ich nicht verantwortlich«, sagte er in einem
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